Wer sorgt auf Andechser Wildwegen für Sicherheit?

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Wir wissen nicht, ob das Kloster Andechs für die Feuerwehr in Erling-Andechs spendet. Es wäre jedenfalls schön – und angemessen. Die Männer haben nämlich einen mühsamen Nebenjob als Bergwachtler. Erst am Sonntagabend mussten sie eine 19-Jährige aus dem Kreis Fürstenfeldbruck aus einer steilen Böschung unterhalb des Klosters bergen. Weil immer wieder Unfälle – oft nach reichlichem Biergenuss – passieren, hat ein Münchner von der Gemeinde Andechs Auffangnetze an besonders gefährlichen Stellen gefordert. Geschehe nichts, so drohte er, werde er die Gemeinde anzeigen.

Die Frau war am Sonntag gegen 22 Uhr auf einem Trampelpfad ausgerutscht und einen Abhang hinuntergestürzt. Ein  paar Meter weiter, und sie wäre 20 Meter in die Tiefe gefallen. Bei der Bergung durch die Feuerwehr Erling-Andechs war die Frau bewusstlos. Mit einer Trage haben die Männer von der Feuerwehr die Verunglückte auf den Weg gezogen, von dort zu Fuß auf den Klosterparkplatz getragen, wo sie von einem Rettungshubschrauber aufgenommen wurde.

Auch wenn bei diesem Unfall vermutlich das Klosterbier nicht im Spiel war, spielt der edle Gerstensaft bei vielen Unfällen im unwegsamen Berggelände von Andechs eine Rolle, wie auch der Leiter des Ordnungsamtes Andechs, Peter Kirchbichler, vermutet.

Wer aber hat nun in dem Wege- und Trampelpfad-Dickicht rund ums Kloster die Verkehrssicherungspflicht?  Peter Kirchbichler klärt auf: Auf den breiten Wegen muss die Gemeinde für die Sicherheit sorgen, auf den Wanderpfaden hat das  Kloster die Verantwortung, und auf den Trampelwegen sind die Wanderer und Spaziergänger – genau wie im Gebirge – selber für sich verantwortlich.

Ein kniffliger Fall, so Kirchbichler, sei vor einigen Jahren passiert: Eine sehr beleibte Person sei auf dem Berg so erschöpft gewesen, dass sie sich mit dem gesamten Gewicht auf das Holzgeländer gestützt habe. So viele Kilos habe die Stange dann leider nicht ausgehalten, sie brach, die Person stürzte einen Abhang hinunter. In diesem Fall habe die Gemeinde die Haftpflichtversicherung eingeschaltet, die den Schaden regulieren musste.

Es sei aber auch schon vorgekommen, dass ein übereifriger Zeitungsleser aus München dem Leiter des Ordnungsamtes Andechs, Kirchbichler, mit einer Anzeige wegen Verletzung der Verkehrssicherungspflicht gedroht habe. Es sei aber bei der Drohung geblieben. Der Man habe verlangt, dass die Gemeinde Fangnetze an den besonders gefährlichen Stellen aufspanne.

Das Schild  „Bisher 11 Tote” hängt zwar seit einigen Jahren nicht mehr am Wegesrand, weil es dem Kloster doch zu morbide erschien und außerdem nicht mehr die aktuelle Unfallzahl angab. Die Schluchten-reiche Berggegend  ist aber immer noch ein Unfall-Hotspot. Unvergessen der tödliche Unfall des Neuseeländers im Jahre 2005, der am feuchtfröhlichen sogenannten Kiwi-Tag verunglückte (immer donnerstags vor der Wiesn drängen Hunderte von Neuseeländern auf den Berg, abwärts kommen sie durch das lädierte Gleichgewicht und den Harndrang in Gefahr).

Vor 2 Jahren stürzte ein  27-jähriger Wanderer 20 Meter in die Tiefe. Vor 3 Jahren erwischte es einen Feierwütigen auf dem Rückweg: Er fiel 60 Meter tief und verletzte sich beim Aufprall schwer. Jedes Mal rückt die Feuerwehr Erling-Andechs aus, meist mit Kameraden, die erfahrene Bergsteiger sind. Auch die Feuerwehr Herrsching rückt dann zur Unterstützung aus – wie auch am Sonntagabend.

1 Comment

  1. Immer diese dämliche Vollkaskomentalität. Immer soll ein anderer für das eigene Unvermögen verantwortlich sein. Wie wäres mal mit der Eigenverantwortung etwachsener Mensch?

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