Der kleine Bauer kann sich keinen Laufstall leisten

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Während in Deutschland Tausende von Hightech-Traktoren die Macht der Bauern demonstrieren, wird im „Muh-Museum” auf dem Drexlhof die traditionelle Landwirtschaft konserviert: Hilde, Alma, Apollonina, die Heidi, die Tina, die schöne Helena, Sabine und Ulrike verbringen ein stades Jahrzehnt zwischen Stall und Weide: Annette und Andreas Drexl betreiben ihren Nebenerwerbsbetrieb in Schlagenhofen mit Herzblut, Hirn und Hingabe und zeigen jährlich Dutzenden von Schulklassen, wie sanfte, nachhaltige Nutztierhaltung geht.

Ihre 14 Kühe gehören fast schon zur Familie, von jedem Tier kennt die Bäuerin Charakter, Macken, Vorlieben und Schrullen. Die „Damen”, wie Annette Drexl ihre Tiere nennt, sind im Winter angebunden, weil der Stall für eine Laufhaltung viel zu klein wäre. Aber das sei per se nichts Schlechtes. „In Laufställen werden rangniedere Tiere oft richtig gemobbt von ihren Artgenossen”, erzählt die begnadete Unterhalterin Annette Drexl, in der Anbindehaltung stehen nur Kühe nebeneinander, die sich gut leiden können. Wissenschaftliche Beweise, dass Kühe in Laufställen gesünder oder glücklicher seien, gebe es nicht, sagt der Buchautor und Agrar-Historiker Robert Volkmann im Film. Die Forderung nach einem Anbinde-Verbot ist nach Meinung von Andreas Drexl nichts anderes als ein Wachstums-Beschleuniger: „Dann muss jeder Bauer mindestens 100 Stück Vieh halten, um sich einen Laufstall leisten zu können.” Grow or go, eigentlich kein Leitmotiv grüner Landwirtschaftspolitik.

Wenn das Leben eines Tieres auf dem Drexlhof dem Ende zugeht, dann herrscht Trauer im Muh-Museum. „Da geht dann ein Stück von uns”, sagt Annette Drexl. Ihr Mann Andreas steht jeden Tag um 4.30 Uhr auf, und wenn die Tiere satt sind und der Stall sauber ist, wartet die Arbeit in seiner Zimmerei.

Warum man sich noch soviel Arbeit für bescheidenen Lohn (Annette Drexl: „Mein Stundenlohn liegt bei 25 Cent”) antut? Um den Kindern zu zeigen, wie Landwirtschaft funktioniert. Das Wissen der Jugendlichen, woher die Milch und der Käse kommen, fehlt oft völlig. Ein Mädchen namens Nora, das weiß Annette Drexl noch genau, habe einmal weinend den Stall verlassen, weil die Kühe nicht lila waren.

3 Comments

  1. Thomas Barnstein,
    man kann auch etwas für die 13000 Kleinbauern und ihr Milchvieh wie auch unsere Kulturlandschaft tun:
    Bei der Initiative ” Rettet Berta” des BBV unterschreiben

  2. Hoffentlich können die Schulkinder und Lehrkräfte noch viele Jahre das Muh-Museum besuchen. Es ist ist sicher ein besonders originelles, heimatkundlich wertvolles und tierliebes Beispiel eines Bayerischen Nebenerwerbshofes. Wieviel kostet denn der Besuch für Erwachsene und gibt es besonders geeignete Besuchszeiten mit Anmeldung?

  3. Au weia, da habe ich mich gewaltig versprochen:
    Für eine w ö c h e n t l i c h e Messe in der Inselkapelle wurde der Hof dem Inniger Pfarrer überschrieben, n i c h t für einen Jahresgottesdienst!
    Ich kann nachweisen, dass ich es schriftlich richtig fixiert habe.
    Sorry.
    Robert Volkmann

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