Ein Polizeiwagen begleitete die Demonstranten mit Blaulicht

„Spaziergänger” unter Polizeischutz

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„Servus, schön, dass du auch wieder dabei bist”, freute sich eine Demo-Teilnehmerin im Kurpark. Und eine andere Dame erzählte den Mit-Läufern, wie sie sich bei der Demo in der Landeshauptstadt aus dem „Münchner Kessel” herausstehlen konnte: „Ich hab einem jungen Polizisten gesagt, ich muss ganz dringend auf die Toilette. Der hat mich tatsächlich rausgelassen.” Ein anderer Teilnehmer, Typ Alt-Hippie, lief mit einer Ukulele durch Herrsching und unterhielt die gutgelaunten Bürger mit aufmunternden Lauten. Hoffentlich hat er damit nicht das Kleinkind geweckt, das eine Mutter im Kinderwagen vor sich herschob.

Die Polizei beleuchtete die Szene der Spaziergänger mit aufgeregtem Blaulicht. Im Pulk liefen Bereitschaftspolizisten, die eher beschützend als belehrend wirkten.

Spannend für Beobachter war das plötzliche Anschwellen der Versammlung vor dem Rathaus. Als noch nicht klar war, ob das Verwaltungsgericht das Demo-Verbot des Landratsamtes aufheben würde, standen vielleicht 50 Leute ratlos vor dem Rathaus. Als der Beschwerdeführer vor Gericht, der Kinderarzt Dr. Martin Hirte, dann das druckfrische Urteil mit dem Verbot des Verbots präsentierte, vermehrten sich die Spaziergänger wie Champignons im warmen Regen. Der Buschfunk funktionierte perfekt. Die Polizeibeamten um den Herrschinger Polizeichef Erich Schilling standen während des Demo-Zuges vor der Feuerwehreinfahrt – und waren ihren „Job” los. Platzverweise, Personenkontrollen, alles obsolet, weil ein Gericht in einer hektischen Entscheidung eine erkennbar orchestrierte Versammlung zur Un-Versammlung erklärte. Die Bereitschaftspolizei, die aus Franken angereist war, gab Geleitschutz.

Der Herrschinger Polizeichef war jedenfalls erkennbar froh, dass er das alles nicht kommentieren musste: „Wenden Sie sich an das Polizeipräsidium”, wehrte er Reporterfragen ab.

Eine kleine Pointe lieferte der Bauausschuss des Gemeinderates. Er tagte im gläsernen Sitzungssaal des Rathauses, während die Bürger draußen massenhaft mit der Impfung haderten. FDP-Gemeinderat Alexander Keim, der am letzten Montag noch mitmarschiert war, musste über Abstandsregeln – bei Neubauten abstimmen. Dabei hätte er vermutlich lieber die – Zitat – „andere Auslegung der verfassungsmäßig geschützten Grundrechte vertreten” – ambulant und an der frischen Luft, statt in einem Sitzungssaal. Dort hatte er sich – ungewohnt für ihn – nicht zu Wort gemeldet.

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