Sturmfronten ziehen sehr schnell aus Südwest über den Ammersee. Bei Dunkelheit sieht man die Wolkenfront nicht. In der Unglücksnacht wehte der Wind um Mitternacht mit 4 Windstärken; Foto: Gerd Kloos

Verunglückter Angler: Um Mitternacht frischte der Wind auf

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Wie nur konnte das passieren? Peter Piffka, Vorsitzender des Angler Clubs Ammersee, versteht nicht, warum sein Vereinskamerad G. S. in der Nacht zum Freitag ums Leben kam. „Wir wissen alle, dass der Ammersee sehr gefährlich sein kann”, sagte Piffka im Gespräch mit herrsching.online. „Der Verunglückte war aber nicht nur ein sehr erfahrener Angler, sondern auch ein hervorragender Schwimmer.” Nach Recherchen von herrsching.online wehte in der Nacht von Donnerstag auf Freitag ein für ein Ruderboot strammer Wind mit etwa 14 Knoten (Windstärke 4).

Wie berichtet, hatten Taucher der Wasserwachten hatten die Leiche des 65-jährigen Rentners am Samstag gefunden. Das Ruderboot des Anglers war am Freitag am Zufluss der Ammer in Aidenried gefunden worden. Es lag „kieloben” am Ufer. Der Mann war am Donnerstag abend zu einer abendlichen Angeltour aufgebrochen.

Der Vorsitzende des ACA Herrsching, Peter Piffka, kann sich den Unfall nicht erklären, weil ein erfahrener Bootsangler niemals aufsteht – nicht einmal, wenn ihn ein menschliches Bedürfnis überkommt. Außerdem empfiehlt er allen Bootsanglern das Tragen einer Schwimmweste. Dass der Vereinskamerad beim Einholen eines Fisches über Bord ging, hält Piffka für ausgeschlossen: „So große Fische gibt es im Ammersee nicht. Wenn man Glück hat, fängt man vielleicht mal einen Aal.” Piffka rät allerdings davon ab, spät abends noch auf den See zu rudern. „Am Ammersee können sehr schnell Gewitter aufziehen. Außerdem wird’s nachts auch sehr ungemütlich im Boot.”

Der Wind in der Nacht vom Donnerstag auf Freitag wehte anfangs noch moderat mit 3 Windstärken (9 Knoten), nahm dann aber ab Mitternacht auf 4 Windstärken (14 Knoten) zu. Das ist für ein kleines Ruderboot ein relativ starker Wind, gegen den man rudernd nur mühsam vorankommt. Wenn eine kurze, steile Welle auf Halbwindkurs gegen die Bordwand eines Ruderbootes schlägt, könnte es schon mal ins Schlingern kommen.

Manche Bootsangler gehen mit ihrer Nussschale auf Zander oder Hecht. Der Köder gleitet während des langsamen, behutsamen Ruderns wie eine schwimmende  Beute durchs Wasser. Möglich, dass der Verunglückte durch den aufkommenden Wind beim Schleppangeln überrascht worden war.

Die Ehefrau des Verunglückten hatte der Polizei bei ihrer Vermisstenanzeige am Freitag früh berichtet, ihr Mann kehre oft spät in der Nacht zurück. Deshalb habe sie sich auch schlafen gelegt, obwohl ihr Mann noch nicht daheim war.

Nach der Vermisstenanzeige waren alle verfügbaren Retttungskräfte aus Dießen, Utting, Schondorf, Eching und Herrsching in Marsch gesetzt worden.

Die Wassertemperatur beträgt zur Zeit 18 bis 19 Grad. In der Fachliteratur gehen Experten davon aus, dass Menschen in knapp 20 Grad warmem Wasser etwa nach 7 Stunden bewusstlos werden. Die theoretische Überlebenschance beträgt sogar 40 Stunden, falls sich der Verunglückte irgendwie über Wasser halten kann. Trotzdem geht die Polizei von einem Unfall aus. Routinemäßig wurde die Kripo in Fürstenfeldbruck eingeschaltet.

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