Vom Show Garden zum Ökoparadies

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Der sterile Schmuckgarten mit Kies, Golfrasen und Rosen kommt aus der Mode: Immer mehr Gartenbesitzer wollen Vögeln und Insekten ein Festbankett mit vielen Nahrungsquellen bieten. Für diese Naturgärten gibt es jetzt sogar einen „Öko-Orden”: Der Gartenbauverein Breitbrunn hat in diesem Jahr drei naturnahe Gartenparadiese zertifiziert. Im Dorf gibt es nun schon über ein Dutzend Gärten mit dem Natur-Siegel. Die drei neuen Naturgarten-Besitzer hat der Gartenbauverein in seiner Mitgliederversammlung mit stattlichen Urkunden belohnt.

Die Vorsitzende Heidi Körner hat bei dem Treffen zahlreiche Preise, Ehrennadeln und Urkunden unter die Gartler gebracht. Gärten waren in der Pandemie ein risikofreier Rückzugsort – und die Pflanzen haben diese Liebe mit reichem Wachstum belohnt. Zu den Corona-Gewinnnern gehört zweifellos das Gartenbeet.

Mensch sein heißt Gärtner sein, betitelte die Vorsitzende Heidi Körner, die zwei Tage später ihren 70. Geburtstag feiern durfte, die Mitgliederversammlung. Trotz strikter Corona-Regeln war das Treffen gut besucht, auch wenn sich einige Preisträger entschuldigen ließen. Körner ließ den Fehlenden allerdings ausrichten, dass sie als ehemalige Lehrerin genau wisse, „was gute und was schlechte Ausreden sind”. Der Bürgermeister ließ sich durch die zweite Bürgermeisterin Christina Reich vertreten, was Heidi Körner leicht ironisch kommentierte, sie könne sich noch lebhaft an Begebenheiten des letzten Jahres erinnern. Der informierte Bürger erinnert sich daran, dass Körner wegen des Plastik-Spielplatzes in Breitbrunn Mitte und der bodenversiegelnden Kunststoffplatten eine muntere Diskussion mit dem Gemeindeoberhaupt hatte.

135 Mitglieder hat der Breitbrunner Verein, was bei einer Einwohnerzahl von 1 721 Bürgern eine stolze Zahl ist – fast jeder 10. Bürger ist dem Garteln eng verbunden. Soviel Vereinstreue kann freilich auch mühsam sein – die Vorsitzende hat allen Mitgliedern das Info-Material per Fahrrad zugestellt. Jetzt sei ihr jeder Winkel des Dorfes vertraut, meinte sie lachend.

Dank solcher postalischer Selbstversorgung stimmt auch die Kasse: Der Verein hat etwa 7 000 Euro auf der hohen Kante, stellte die Kassiererin Therese Schmautz fest.

Ein zentraler Punkt jeder ordentlichen Versammlung sind die Ehrungen. Sie sind kleine Markierungen im Zeitenlauf der Vereinsgeschichte. Eine Legende ist der langjährige Vorsitzende Hermann Breitenberger, der nicht nur „seinen” Königsberg als Protektorat beschützte, sondern auch viele Bäume pflanzte und das Garteln in Breitbrunn populär machte.

Das Symbol für uneingeschränkte Autorität: Die zweite Vorsitzende des Kreisverbandes, Agnes Stöger, überreichte Heidi Körner eine schwere Sitzungsglocke.

So wurde aus manchem schüchternen grünen (Schand-)Fleck vor dem Hause ein Festbankett für ungezählte Vögel und Insekten. Für 40 Jahre Mitgliedschaft bedankte sich der Verein mit der Goldenen Ehrennadel bei Regine Lechner und der St. Josefskongregation. Als Kloster-Vertreterin nahm Schwester Franziska die Ehrung entgegen.

Den Kreativpreis des Vereins bekam dieses Jahr die Künstlerin Ulrike Jaklin, die gestaltende und gartlerische Kunst miteinander auf eindrucksvolle Weise zu verbinden weiß. Für gärtnerischen Fleiß wurden auch belohnt: Nina Koch, Anja Hantke, Ingrid Graf, Doris Huber, Karin Lauter und Heike Nill.

Mitglieder müssen aber nicht bis ins rüstige Rentenalter warten, bis sich der Vereinsbeitrag auszahlt: Der Gartenbauverein organisiert Veranstaltungen und Vorträge von fachkundigen Referenten und fördert den Obst- und Gartenbau seit vielen Jahren besonders unter ökologischen Aspekten.

Zudem werden seit 2020 Naturgärten, die anhand eines strengen Kriterienplans eine Prüfung bestehen müssen, mit einem Schild ausgezeichnet. Dieser Öko-Orden wurde 2021 verliehen an:

Ulrike Jaklin. In der Begründung heißt es: „Es ist ihr gelungen ihren Naturgarten mit eigenen Holzplastiken so zu bereichern, dass eine Einheit von Kunst und Natur entsteht und sich ergänzt. Aus diesem Grund erhielt sie auch zum Thema „Kunst im Garten“, den Breitbrunner Kreativitätspreis 2021.

Familie Knierim: Als Vater eines Dreckspatzenkindes aus der Kindergruppe des Vereins hat er die Naturgartenkriterien mit Aktionsflächen fürs Spielen einbezogen. In diesem Garten zeigt sich, dass die passenden Gärten für Kinder immer auch natürliche Gärten sein sollten. Die Kinder können in diesem grünen Raum experimentieren, beobachten und ausprobieren und so ökologisches Wissen selbstlernend erwerben.

Elisabeth und Herbert Breitenberger. Dieser Naturgarten hat bei der Zertifizierung die volle Punktzahl erreicht. Für beide Zertifiziererinnen des Kreisverbandes Starnberg (Jana Schmaderer und Heidi Körner) erfüllt dieser Garten in besonderer Weise alle Kriterien. Zum Hanggarten, der zahlreiche heimische Gehölze, Beerensträucher und Laub- beziehungsweise Obstbäume enthält, sind viele Blumenbeete mit Stauden und Wiesenstücke zu bewundern. Wildkräuter werden an sonnigen Stellen zugelassen. Kompostierung und naturnahe Bodenpflege wird hier seit vielen Jahrzehnten erfolgreich betrieben. An diesem alten Garten könne man gut erkennen, dass die jetzt modern gewordene Naturgartenbewegung eigentlich eine Gartenpflege der guten alten Zeit ist, als es noch keinen Chemiedünger oder chemische Unkrautvernichtsmittel gab”, begründete die Zertifiziererin Heide Körner das „Gartenzeugnis Eins mit Stern”.

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