Der Streetart-Künstler Loomit an der Bofrost-Halle: Die Kursteilnehmer fanden es „cool", auch wenn es harte Kritik gab. Foto: Gerd Kloos

„Durch Kunst Jugendliche vollständiger machen”

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Nein, ein Kuschelkurs war’s nicht: „So sieht das ziemlich scheiße aus, du denkst einfach nur bis zum nächsten Schritt”, herrschte der Streetart-Künstler  Loomit einen Nachwuchs-Künstler an. Und einem anderen Jungsprayer bescheinigte knapp: „Das ist jetzt ziemlich lustlos, was du da gemacht hast.” Trotzdem waren sich die Jugendlichen an der Fardose einig: „War cool mit Loomit.” Der Herrschinger Kulturverein hatte den in der Streetart-Szene berühmten Graffity-Künstler Loomit alias Matthias Köhler für einen Workshop an der Bofrost-Halle engagiert. Eingefädelt hatte den Tag der Druckluft-Dosen der Herrschinger Künstler und Boesner-Dozent Martin Piehler.

Der Herrschinger Künstler Martin Piehler hatte die Streetart-Berühmtheit Loomit für einen Workshop an die Bofrosthalle geholt. Kulturvereins-Chef Heinz Hellerer fand’s gut

Loomit, 53, war in München berühmt geworden, als er dem Münchner Oberbürgermeister Christian Ude das private Badezimmer bemalt hatte. Drei Jahre später bekam Loomit den Schwabinger Kunstpreis aus der Hand von Ude überreicht. In Blickweite des Münchner Hauptbahnhofs gestaltete er im Sommer 2017 auf einer 23 Meter hohen und 11,4 Meter breiten Fassade der Stadtsparkassen-Filiale  in einer Künstlergemeinschaft ein großflächiges Graffito, das dem Widerstandskämpfer Georg Elser gewidmet ist.

Loomit hatte also genug „Street Credibility” für seinen Sonntagskurs, der für 20 Jugendliche ausgeschrieben war.

Der Herrschinger Künstler Martin Piehler beschreibt die Notwendigkeit solcher Kurse für Kinder und Jugendliche so: „Die Schulen leisten zu wenig darin, das schöpferische Potenzial der Jugend zu fördern. Die Schulen ziehen sich da immer weiter zurück von der Musik- und Kunsterziehung. Wir vom Kulturverein wollen mit solchen Kursen erreichen, dass die jungen Menschen auch vollständiger werden. Die kreative  Beschäftigung bildet das Gehirn aus. Und dann bekommen wir auch bessere Physiker und Mathematiker.”

Der Vorsitzende des Kulturvereins, Dr. Heinz Hellerer, schaute vom Regiestuhl aus zu, was die Nachwuchs-Sprayer an der Bofrost aus der Dose holten. Der Verein hat mit dieser Streetart-Session gezeigt, dass Kunst in Herrsching nicht nur fürs Bildungsbürgertum gemacht werden darf.

Der Gemeindejugendpfleger Christian Kreilkamp (links) hatte die Westwand der Bofrosthalle als Streetart-Gallery vorgeschlagen. Der Gemeinderat hatte im März ohne Gegenstimme zugestimmt

Der Gemeindejugendpfleger Christian Kreilkamp, der vom Stellwerk aus die Bofrost-Wand sozusagen als Filiale kuratiert, ist ebenfalls glücklich über diese Kunstaktion. „ Junge Menschen müssen sich erstmal orientieren und wissen, was sie überhaupt wollen. Das gelingt nicht allen, zumal man in diesem Alter mit den psychischen und physischen Entwicklungsprozessen der Adoleszenz beschäftigt ist”, sagte er herrsching.online.

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