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Christiane Gruber: Alter Bahnhof soll Kultur-Tempel werden

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Der Herrschinger Bahnhof, der den morbiden Charme eines klapprigen Oldtimers hat, könnte jetzt als Kulturzentrum umgebaut werden: Der Freistellungsbescheid  ist endlich da. Gemeinderätin Christiane Gruber, die schon jahrelang mit der Bürgergemeinschaft Herrsching eine „Bahnhofs-Mission” verfolgt, erzählt  herrsching.online ihre Pläne. Der Bürgermeister sprach düster von einer siebenstelligen Summe an Umbaukosten, aber Gruber ist da nicht so pessimistisch: „Keine Ahnung, wo er diese Zahl her hat.” 

herrsching.online: Steht der Bahnhof eigentlich unter Denkmalschutz? fragt sich der Bürger. Das eher häßliche Ensemble überdauerte die Zeit in seiner Zerklüftung, und das, obwohl es ja längst der Gemeinde gehört. Sie haben mit Ihren BGH-Kollegen schon Konzepte für den ehenmaligen Bahnhof vorgelegt. Wer ist schuldig, dass nichts voran ging?

Gruber: Bahnhof und Gaststätte, zweigeschossige, durch eine offene Wartehalle miteinander verbundene Bauten mit Schopfwalmdächern stammen aus dem Jahr 1903/04 und sind daher denkmalgeschützt.Im Gemeinderat besteht seit 2009 eigentlich Konsens, dass der Bahnhof ein Kulturraum werden soll. Damals hatten alle Fraktionen Vorschläge eingebracht, wie sie den frisch gekauften Bahnhof kurz- mittel- und langfristig für die Gemeinde nutzbar machen wollten. Sämtliche Konkretisierung dieser Überlegungen wurde von der Verwaltung seitdem auf Eis gelegt mit der Begründung, solange nicht entwidmet sei, mache es keinen Sinn, sich mit Konzepten zu beschäftigen.

herrsching.online: In der Gemeinderatssitzung klang die Gemeindeverwaltung nicht so, als genieße die Erneuerung des Ortszentrums hohe Priorität…

Gruber: In der Tat klingt es nicht so, aber eigentlich ist das Bahnhofsgebäude seit der Realisierung des barrierefreien S-Bahnhofs nicht mehr Ausstiegspunkt der Fahrgäste. Wir haben die Schwalben aufwendig aus dem Innenraum umgezogen, wir haben in Glastüren investiert, um einen schönen Raum zu schaffen, es wäre doch schade, ihn jetzt nicht zu nutzen. Außerdem wurde in der Diskussion um den Aufzug am Kurparkschlösschen immer argumentiert, dass wir ja am Bahnhof einen barrierefreien Kulturraum bekommen würden.

herrsching.onlineSie wollen den Bahnhof zu einem Kulturzentrum machen. Das wäre schön, aber Kultur ist in der politischen Agenda – siehe Corona – auf einen hinteren Platz gerutscht. Müsste man nicht ein kommerzielleres Konzept finden, um eine Millionen-Investiton zu stemmen?

Gruber: Es gab schon 2009 Überlegungen für ein Private-Partnership-Projekt (PPP), bei dem kommerzielle Investoren mit ins Boot geholt werden können – der Bahnhof in Landsberg wurde  so umgestaltet. Auch eine Bürgerstiftung könnte sich engagieren. Verkauf an private Investoren birgt Risiken, wie man am Beispiel „Steinebacher” sieht.

herrsching.onlineWas wollen eigentlich die Bürger? Sie haben sie doch befragt?

Gruber: 2015 haben wir im Vorfeld des Architekten-Wettbewerbs die Bürgerinnen und Bürger vor Ort befragt: Wir haben Pläne ausgeteilt und die Menschen konnten angeben, welchen Teil des Bahnhofs sie wie genutzt haben wollten. Neben dem Wunsch nach ansprechender Gastronomie, Ausstellungsraum mit einer erweiterten Halle, Kultursaal und Wartehalle wollten eigentlich alle den Reiseberater erhalten, ein kleines Reisezentrum mit der Möglichkeit, Obst und Getränke zu kaufen – vielleicht räumlich im Tausch eher nördlich Richtung am Endhaltepunkt der S-Bahn. Eine Sanierung der Toiletten oder Verlegung des Eingangs dorthin auf die Außenseite würde den Raum aufwerten.

herrsching.online: Welche Initiativen könnten helfen, das Projekt voranzubringen?

Gruber: Neben dem Kulturverein Herrsching gibt es den Künstlerkreis Ammersee, die Künstler im Einbauschrank, das Cafe BlaBla und andere Engagierte, die bereits für die Veranstaltung „Kulturraum Bahnhof” mit Musik, Aktion und Kreativität gezeigt haben, was der Raum kann. Interessentinnen  und Interessenten für die Gastronomie gibt es auch schon.Ich kann mir vorstellen, dass sich hier die Möglichkeit ergibt, den Bahnhof auch ohne größere Umbauten als Veranstaltungsraum zu nutzen. Dafür sollte die Genehmigung durch die Gemeinde beantragt werden. Und wenn wir dann sehen, wer den Bahnhof als Bürgerbahnhof nachfragt, können wir dafür nötige Investitionen Schritt für Schritt angehen.

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