ProNatur will nun auch in der Kommunalpolitik wirkmächtig werden. Von links nach rechts: Kassier Karl-Heinz Wirth, der zweite Vorsitzende Thomas Barnstein, die Vorsitzende Karin Casaretto (hinten) und Ela Bauer, Norbert Wittmann (Ortsentwicklung), Heidi Körner und Uli Spindler (Baumschutz).

ProNatur will in andere Parteien einsickern

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Nicht bekämpfen, lieber unterwandern: Der Verein ProNatur hat sich eine originelle Methode ausgedacht, um seine Öko-Agenda in andere Parteien zu tragen. Auf der Hauptversammlung forderte die Vorsitzende Karin Casaretto die Mitglieder von ProNatur auf, sich für den Gemeinderat zu bewerben – auf der Wahlliste von Grünen, Bürgergemeinschaft Herrsching, SPD oder FDP. „Kann gut sein, dass wir uns dann im Gemeinderat gegenübersitzen“, orakelte Casaretto. Die Filmjournalistin wurde bei den Vorstandswahlen in ihrem Amt bestätigt. Neuer zweiter Vorsitzender ist nun der Bildende Künstler Thomas Barnstein.

Das „Einsickern“ in andere Parteien bei der Kommunalwahl könnte durchaus gelingen, alle politischen Gruppierungen suchen zur Zeit fieberhaft nach Gemeinderatskandidaten: CSU, Grüne, BGH, FDP und SPD müssen eine Liste mit 24 Bewerbern füllen.

Tatkraft und frische Ideen könnten die Altparteien durchaus beleben: Die Vorsitzende Karin Casaretto führt in ihrem Rechenschaftsbericht viele Initiativen auf, die auf Herrschings Kommunalpolitik belebend wirken. Die wichtigste und wohl auch wirkmächtigste Aktion ist eine großangelegte Umfrage, in der ProNatur der Herrschinger Bevölkerung den Puls fühlen will: Der Fragebogen ist für jede Bürgerin, jeden Bürger leicht (neudeutsch: niederschwellig) zu erreichen unter https://survey.lamapoll.de/B-rgerbefragung-Herrsching. Mit 5000 Postkarten warb der Verein in ganz Herrsching für die Umfrage. Und tatsächlich haben bereits 918 Bürgerinnen und Bürger den Fragebogen ausgefüllt und über 200 Kommentare zu den Themenkomplexen hinterlassen. Auch diese Randbemerkungen zur Kommunalpolitik sollen – streng anonym – veröffentlicht werden. „Die Kommentare spiegeln die ganze Bandbreite des politischen Spektrums“, berichtete Casaretto.

Als kommunalpolitischen Faktor hatte sich ProNatur auch bei der Kienbach-Sanierung eingebracht („Die Bachbegehungen mit dem Wasserwirtschaftsamt waren sehr produktiv“). Außerdem geht der Bau von zwei öffentlichen Trinkbrunnen am Bahnhof und an der Promenade auf einen Antrag von ProNatur zurück. Ein Diskussionsabend mit dem Bürgermeister war „nett, aber rumgekommen ist dabei wenig“, wie Casaretto spitz zusammenfasste. In der nächsten Gemeinderatssitzung wird ein Antrag von ProNatur behandelt, die Bahnhofstraße umzugestalten.

Mutmaßlich wird sich die ProNatur-Vorsitzende auf der Liste der Grünen für den Gemeinderat bewerben. Wahrscheinlich auch, dass die Bürgergemeinschaft Herrsching ein paar Namen von ProNatur auf die Liste setzt. Ob sich aus diesem Zirkel auch eine Kandidatin oder ein Kandidat für die Bürgermeister-Wahl herauskristallisiert, gilt noch als gut gehütetes Geheimnis. „Man sollte sich nicht zu früh aus der Deckung wagen“, riet der FDP-Ortsvorsitzende Alexander Keim bei einem Grünentreff.

3 Comments

  1. Na, dann kann man nur viel Erfolg beim „Einsickern“ wünschen.
    Nur schade, dass anscheinend niemand bereit ist, die CSU zu unterwandern 🙂
    Ich hoffe nur, dass der Begriff „Altpartei“, der aus dem Sprachschatz der AfD stammt, hier nicht zur Norm wird.

    • „Pro Natur Mitglieder“ suchen in den bestehenden Fraktionen eine offizielle politische Heimat zu finden. So wollen Sie für ökologische Themen und Klimamassnahmen in der Gemeinde aktiv werden. Was spricht dagegen? Mitmachen ist doch gut und besser, als immer von anderen Engagement zu verlangen.

      • Natürlich spricht überhaupt nichts dagegen. Es ist das Beste, was sie tun können.
        Als außerparlamentarische Opposition ist es nunmal schwierig, an Entscheidungen konstruktiv mitzuwirken.

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