Der verstorbene Papst Franziskus wird wohl als Reformpapst in die Kirchengeschichte eingehen. Wie aber sehen ihn Gläubige, die für wirklich sichtbare Reformen in der Kirche kämpfen? Die Herrschinger Maria 2.O.-Mitbegründerin Uli Spindler hatte in einem Interview mit herrsching.online den Reformwillen vieler Bischöfe und Pfarrer kritisiert: „Einige Pfarrer lassen etwas zu, was andere verbieten, zum Beispiel beim Predigen. Es gibt Kirchengemeinden, in denen Frauen in der Eucharistiefeier predigen dürfen. Das ist zwar offiziell nicht erlaubt, aber es funktioniert.“ Wie sieht sie nun die Rolle des verstorbenen Papstes? Spindler glaubt, dass Franziskus mehr Reformen möglich machen wollte: „Er forderte sogar noch vom Krankenbett aus sehr deutlich zum Handeln auf allen Ebene auf und verweist darauf, dass die Ortskirchen durchaus in unterschiedlichen Geschwindigkeiten vorangehen können.“ Beim Konklave, glaubt sie, gebe es 30 Prozent Ultrakonservative und 25 Prozent Reformer. Der Rest sei nicht klar zuzuordnen. Uli Spindlers Nachruf:
„Der Heimgang von Papst Franziskus kam nicht überraschend, aber er berührt mich sehr und stimmt mich traurig. Ich hätte Papst Franziskus gerne gewünscht, dass er hier im Diesseits noch einige positive Veränderungen durch die von ihm angestoßene Reform hätte miterleben können.
Ich denke, dass wir erst im Nachhinein überblicken werden, wie sehr er sich für die Reform und Öffnung der katholischen Kirche eingesetzt hatte und gegen welche machtgetriebenen Widerstände er ankämpfen musste. Die Wahl seines Namens Franziskus war Programm, an das er sich bis zuletzt gehalten hatte. Ich habe ihn bewundert, wie er trotz seines fragilen Gesundheitszustandes in der Karwoche seinen obligatorischen Besuch im Gefängnis abgehalten, sich in Zivilkleidung unter die Gläubigen im Petersdom gemischt und gestern, am Ostersonntag, mit den letzten Atemzügen noch den Segen „Urbi et orbi“ gespendet hatte und sich durch die Reihen der Gläubigen auf dem Petersplatz hatte fahren lassen. Es war ihm ein Anliegen, an die Basis und zu den Menschen an den Rändern der Gesellschaft zu gehen. Dies ist ein sehr starkes Vermächtnis, ebenso wie seine Enzyklika „Laudato si“, die eigentlich für jeden Politiker und Verantwortlichen in unserer Welt eine Pfichtlektüre sein sollte, oder auch sein Anliegen zur Reform der katholischen Kirche, das er durch die Synode 2021 bis 2024, die Synode der Synodalität, zum Ausdruck gebracht hat.
Wie wichtig ihm die Reform war, zeigt sich darin, dass er selbst von Krankenbett aus nochmals einen Fahrplan zur Umsetzung der Ergebnisse der Synode bis 2028 auf den Weg gebracht hat. Darin fordert er sehr deutlich zum Handeln auf allen Ebene auf und verweist darauf, dass die Ortskirchen durchaus in unterschiedlichen Geschwindigkeiten vorangehen können.
Es liegt nun an uns an der Basis, jedem einzelnen, diese Aufforderung zur Reform anzunehmen und mitzuwirken. Wir haben einen klaren Auftrag, den auch ein Bischof nicht abblocken kann.
Dass es in den Reihen der reformorientierten Katholiken auch Enttäuschung gibt, da die Frauenordination aus dem Entscheidungsprozess der Synode ausgegliedert worden war, ist auch Fakt. Aber wer um die Machtkämpfe im Vatikan weiß, kann diese Ausgliederung in eine Arbeitsgruppe eventuell nachvollziehen. Die Ergebnisse dieser Arbeitsgruppe müssen jedoch im Juni dieses Jahres vorgelegt werden und sind dann wieder Teil des Fahrplans der Umsetzung bis 2028.
Vor dem Hintergrund der Synode wird es sehr spannend werden, wer die Nachfolge antreten wird. Laut Vatikankennern tobt seit einiger Zeit eine Art „Bürgerkrieg“ im Vatikan, man positioniert sich. Marco Politi, einer der besten Kenner der Szene im Vatikan, schätzt die Positionen wie folgt ein: 30 Prozet Ultrakonervative, 25 Prozent Reformer, die restlichen Kräfte sind nicht klar zuzuordnen.“