Falsche Einfahrt – hier geht's zur S-Bahn, nicht zum Parkhaus: Ein 86-jähriger Fahrer hatte die „Rolltreppe" genommen mit seinem Polo. Foto: Bundespolizei

Fahrcheck am Simulator: Das Ergebnis bleibt geheim

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86-Jähriger verwechselt die Parkhauseinfahrt mit der S-Bahn-Treppe. 85-Jährige missachtet Vorfahrt und fährt einfach weiter. 67-Jährige übersieht 80-Jährigen an der Kreuzung – an beiden Fahrzeugen entstand wirtschaftlicher Totalschaden. Drei Schlagzeilen aus den Polizeiberichten, die Herrschings Seniorenbeirat nicht kalt lassen. Mit den Aktionswochen „Älter werden und AUTOmobil bleiben“ wollen die Ü-60-Aktivisten um Mia Schmidt zum „Steuerberater“ werden und älteren Menschen helfen, sich sicher im Verkehr zu bewegen. Die Auftaktveranstaltung im Rathaus jedenfalls war bestens besucht.

Seniorenbeiratsvorsitzende Mia Schmidt

Mia Schmidt war „überwältigt“ vom Zuspruch der Herrschinger – soviel Erfahrung war noch nie am Ratstisch versammelt. „In Herrsching braucht man einen fahrbaren Untersatz“, meinte Schmidt in ihrer Begrüßung, „leider werden die Straßen aber nicht breiter, nur die modernen Autos“, beklagte sie. Das mache vielen Fahrradfahrenden Angst – sie weichen auf den Gehweg aus, „was brandgefährlich ist“, so Schmidt weiter. Insgesamt fühlten sich 90 Prozent der Senioren im modernen, hektischen Verkehr unsicher.

Polizeihauptkommissar Christian Schäffler

Der stellvertretende Leiter der Herrschinger Polizeiinspektion, Christian Schäffler, hatte für seine Zuhörer gleich eine gute Nachricht: „Senioren im Verkehr gleichen körperliche Defizite mit Erfahrung aus“, sagte er und verwies auf die Unfallstatistiken, in denen er keine alterspezifischen Schwerpunkte entdecken konnte.

Polizeikommissar Alexander Gebhardt hatte bei der Vorstellung der polizeilichen Unfallstatistik für 2023 berichtet, dass von den 999 Unfällen in und rund um Herrsching 125 Beteiligte älter als 65 Jahre waren. Das sind nur 12,5 Prozent, gemessen am Bevölkerungsanteil sind die Senioren tatsächlich unterrepräsentiert in der Statistik. Allerdings stellen die Senioren die größte Unfallgruppe, keine andere Altersgruppe war häufiger in Unfälle verwickelt.

Die Polizeiobermeisterin Hopper berichtete in ihrem Referat von einem 95-jährigen Unfallopfer, das sowohl körperlich wie geistig topfit gewesen sei. Das Gegenbeispiel: Ein 80-Jähriger musste sich von seinem Optiker sagen lassen, dass er auf einem Auge blind sei, er selbst hatte das wohl nicht gemerkt. Deshalb appellierte die Polizeibeamtin an ihre Zuhörer: „Seien Sie selbstkritisch zu sich.“ Übrigens, fügte Hopper, an, wer aus Unsicherheit zu langsam fahre, begehe auch eine Ordnungswidrigkeit.

Wie fit Senioren am Steuer wirklich sind, können sie gefahrlos testen lassen: Manis Fahrschule bietet Fahrchecks am Simulator an. Ermäßigte Gebühr: 78 Euro. Ein Unfall, der durch mangelhafte Reaktionsfähigkeit verursacht wird, ist jedenfalls deutlich teurer. Mia Schmidt versprach zudem: Das Ergebnis des Fahrtauglichkeitstests erfährt niemand – weder die Führerscheinstelle noch der Ehepartner.

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