Schiller: „Früher oder später wird es eine Unterführung geben”

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„Ich glaube, dass eine Bahnschranke nie zukunftsfähig ist. Wir wollen den Individualverkehr ausbremsen, den öffentlichen Nahverkehr stärken, den Takt verstärken und Gemeindebereiche verkehrsberuhigen. Ich denke, früher oder später wird es hier eine Unterführung geben.” Dieses klare Bekenntnis zum Bau einer Bahnunterführung gab Bürgermeister Christian Schiller im Video-Interview mit herrsching.online ab. Wann die Rieder Straße unter der Bahn durchtaucht, wissen aber nicht einmal die Verkehrsplaner im Straßenbauamt. „Wir reden da über eine Dekade”, sagte Schiller im Interview.

Die Gegner der Unterführung haben innerlich gejubelt, als bekannt wurde, dass die zweite Stammstrecke mindestens 15 Jahre Verspätung hat. Schiller dazu im Interview: „Durch die Verzögerung ist zuerst einmal der Stress raus beim Bau einer möglichen Unterführung.” Trotzdem ändere sich nichts daran, dass zum Jahresende die Machbarkeitsstudie des Straßenverkehrsamtes fertig sei. „Wir erfahren dann, wird eine Unterführung kommt, ja oder nein.”

Die Entwicklung der Gemeinde sei von der Frage Bahnunterführung weniger berührt. Aber Schiller weist in dem Interview auch noch einmal darauf hin, dass bei einer Takterhöhung der S-Bahn (man spricht zur Zeit von einem Zwölf-Minuten-Takt; Red.) die Autofahrer 20 Minuten pro Stunde an der Schranke stehen. „Dazu kommen die Rangierfahrten, dazu kommen die Störungen.”

Zu bedenken gelte es auch, dass der Rettungsdienst und die Feuerwehr auf der östlichen Seite der Schranke beheimatet sind. „Wenn die Rettungsdienste an der Schranke stehen, können unter Umständen die Hilfsfristen nicht eingehalten werden.”

Das Argument, dass der Siedlungsdruck auf Herrsching zunehme, wenn Herrsching noch besser an München angebunden ist, kontert er: „Der Siedlungdruck ist generell hoch. Da kann nicht mehr recht viel dazu kommen. Die Baugrundstücke sind sehr begrenzt. Und ich schließe auch aus, dass große Neubaugebiete ausgewiesen werden in Zukunft.”

Die Herrschinger aber, da ist sich Schiller sicher, werden den Nahverkehr mit einem verstärkten Takt schätzen.”

Angst vor Freiham? Dort werden bald 30000 Menschen mehr wohnen, die mit der S-Bahn ganz schnell am Ammersee sind. Wird Herrsching nicht im Tagestourismus ertrinken? Schiller: „Aber in Freiham werden Freizeitmöglichkeiten bis hin zum Badesee geschaffen. Nicht alle Freihamer werden nach Herrsching kommen.”

Wie wird nun die Machbarkeitsstudie aussehen, Herr Schiller? „  Schranke zu, und die S-Bahn fährt. Aber der  Verkehr auf unseren Straßen ist das Entscheidende. Die Frage ist, ob die Staatsstraße auch in Zukunft noch leistungsfähig sein kann. Wenn Herrsching die Nebenstraßen verkehrsberuhigt, und das machen wir ja, wir legen Fahrradstraßen an, wir haben flächendeckend 30er-Zonen, dann stellt sich  natürlich schon die Frage, ist es gewollt, dass ich die Schranke 20 Minuten in der Stunde zuhabe und dadurch den Verkehr in die verkehrsberuhigten Zonen hineinbringe.”

 Aus diesen Argumenten ergebe sich, dass eine Bahnschranke nie zukunftsfähig ist.   

9 Comments

  1. Immer mehr Beton, grau und trist! So sehen die Übeerlegungen und Planungen in und für Herrsching aus.
    Ob nun eine Bahnunterführung kommen soll? Oder die Anhebebung von Brücken?
    Ob etwa der, die Augen und Gemüter erfreuende, Kienbach in graue Betonmauern gepresst werden muss?
    Oder immer neue graue Maximalbebauungen mit Schottergärten für zuwandernde Menschen mit großen Geldbeuteln genehmigt werden.
    Da kommt ein kleiner Lichtblick gerade recht: Der Graffiti Workshop! Er wird die Herrschinger Jugendlichen dazu befähigen, die grauen Betonmengen in fröhliche Farben und Formen zu tauchen!!
    Was aber leider nicht darüber hinweg täuschen kann, dass immer mehr Grün und natürliches Wachstum in Herrssching verschwindet.

  2. Die Unterführung ist logisch und richtig, denn jenseits der Unterführung wohnen viele Menschen, die nicht immer als Bürger zweiter Klasse vor der Schranke stehen wollen.
    Aber sie ist nur der erste Schritt. Wer mit Weitsicht plant, fordert einen Ortstunnel, inklusive unterirdischem Kreisel zu Verteilung Mühlfelder/Rieder/Bahnhof/Ludwigstr. Der Tunnel wäre viel kleiner als der Starnberger und nähme nicht nur den gesamten Pendler- und Durchgangsverkehr auf, sondern würde auch brandgefährliche Ecken wie den Stachus oder die Einmündung Summe/Mühlfelder endlich für Radfahrer und Fußgänger sicher machen und oben Freiflächen für großzügige Fußgänger- und Radwegflächen bis zum See schaffen. Sicher teuer, aber eine Investition in die Zukunft von Herrsching als Tourismusmagnet und damit für die langfristig wohl wichtigste Einnahmequelle der Gemeinde.

    • Ja, freilich…. 🙄

      Woher, bitte, soll das Geld für diesen Wahnsinn kommen?

      Und muss man sich tatsächlich als „Bürger 2. Klasse“ fühlen, nur weil man gelegentlich auf der aus Ihrer Sicht „falschen“ Seite der Bahnschranke warten muss?

      • Volle Zustimmung R.B. Ich glaube aber, dass Peer Tavori das nicht ernst meint und nur provozieren wollte. Dazu bedarf es allerdings mehr.

  3. Es ist mir unverständlich, wie wenig unser Bürgermeister, Teile unseres Gemeinderates und die Herrschinger Gemeindeverwaltung zukunftsgewandt denken und handeln. Das hat schon Parallelen zu denen, die aufgrund des problematischen Energiebedarfs die Laufzeiten von Atomkraftwerken verlängern wollen!
    Also nochmal in aller Deutlichkeit: Jetzt wo jedem schmerzlich klar wird, dass die Ursachen der Klimakatastrophen auch beim hemmungslosen Energie- und Rohstoffverbrauch liegen hat ein so monströses Beton-Bauwerk keine Berechtigung.
    Zukunftige Mobilität wird elektrisch und wenig umweltbelastend sein. Mit Verkehrsteilnehmenden, die völlig entspannt auch mal an der Schranke warten können. Denn die fossilen Dinosaurier(-Autos) und gehetzten Insassen sterben mit Sicherheit schon bald aus!
    Wollen wir in Herrsching immer Schlußlicht bei der Energie- und Umweltbelastung sein. Im Landkreis-Ranking belegen wir schon seit Jahren hintere Plätze beim Heizen und Tanken von fossilen Energien Öl, Gas und Treibstoffen und sind auch ganz weit hinten beim Ausbau erneuerbaren Energien. Das rächt sich jetzt, wenn die alleingelassenen Bürger hier ein Vielfaches bezahlen müssen.
    Diese Blockadepolitik beim Ausbau erneuerbaren Energien muß sofort beendet werden: Wir brauchen auf jedes Dach, ob kommunal, gewerblich oder privat zwingend PV-Anlagen, Freiflächen-Fotovoltaik auf schadstoffbelsteten Flächen, Beteiligung an Geothermie- und Windkraft-Projekten.
    Ich freue mich jeden Tag darüber, dass allein schon wegen der jahrelangen Bauverzögerung der Stammstrecke diese Unterführung nie realisiert wird.

  4. In der Amtszeit von Herrn Schiller wird die Frage “Unterführung ja oder nein” keine Rolle mehr spielen. Die Gemeinde Herrsching wird es zu danken wissen.

  5. Im Sommerinterview wiederholt Herrschings Bürgermeister seine bekannten Argumente und Thesen. Interessant hingegen ist seine Aussage bezüglich der angekündigten Machbarkeitsstudie des Straßenbauamtes – “Trotzdem ändere sich nichts daran, dass zum Jahresende die Machbarkeitsstudie des Straßenbauamtes fertig sei. Wir erfahren dann, ob eine Unterführung kommt, ja oder nein.”
    Eine Machbarkeitsstudie überprüft mögliche Lösungsansätze für ein Projekt hinsichtlich ihrer Durchführbarkeit. Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie werden die Lösungsansätze analysiert, Risiken identifiziert und Erfolgsaussichten einer baulichen Realisierung abgeschätzt. Auch eine positive Machbarkeitsstudie bedeutet keinesfalls eine Entscheidung hinsichtlich der Durchführung des Projekts. Da die Kosten nach dem Eisenbahnkreuzungsgesetz aufgeteilt werden, ist ein wesentlicher Entscheidungsträger die Deutsche Bahn AG. Und seitens der Deutschen Bahn AG besteht möglicherweise wenig Interesse am Bau einer Unterführung. Es ist daher absolut nicht zukunftsfähig, die angestrebte Neubebauung des Bofrost-Geländes zu torpedieren bzw. zu blockieren.

  6. Die Schranke sei nicht “zukunftsfähig”, heißt es. Was die Zukunft bringen wird, ist im Moment sowieso mehr als ungewiss. Ich hoffe nicht, dass sie eine Stärkung des Individualverkehrs bringen wird, für den der Bau einer Unterführung natürlich ein wichtiges Signal und eine Erleichterung wäre.
    Die Aussage, die Autofahrer würden 20 min pro Stunde an der Schranke stehen, ist irreführend, weil das natürlich die zusammengerechneten Zeiten für mehrere S-Bahn-Durchfahrten sind. Die Wartezeiten während der einzelnen Schrankenschließungen haben sich in den letzten Jahren erfreulich verkürzt, die kann man schon aushalten.
    Auch das Argument mit Feuerwehr und Krankenwagen ist nicht wirklich stichhaltig, da diese notfalls den Weg über die Madeleine-Ruoff-Straße nehmen können.

    Leider, leider, bringt es die Diskussion um die Bahnunterführung mit sich, dass eine Neubebauung des Bofrost-Grundstücks nicht wirklich angegangen wird. Dabei schreit dieses Gelände geradezu nach einer sinnvolleren und optisch ansprechenderen Verwendung. Der jetzige Zustand mitten im Zentrum von Herrsching ist eine Schande und eine Verschwendung dieses wertvollen Grundstücks.
    Das alles für ein Millionengrab zur Erleichterung des Individualverkehrs inkauf zu nehmen, erscheint mir alles andere als “zukunftsfähig”.

  7. Und das Orakel sprach, “die Bahnunterführung kommt oder kommt nicht…” aber laut Bügermeister muss sie kommen, denn eine Bahnschranke ist “nicht zukunftsfähig”, eine Unterführung aber offensichtlich umso mehr.
    Bei dem Begriff der Zukunftsfähigkeit dachte ich bisher immer an erneuerbare Energien, an eine ökologische Politik weg vom Auto, die so gut wie möglich auf den Klimawandel vorbereitet, der leider auch am schönen Herrsching nicht Halt machen wird.
    Stattdessen lerne ich bei der Lektüre, dass die Herrschinger*innen nach dem Gymnasium und dem Krankenhaus eine dritte Großbaustelle erwarten könnte.
    Am Gymnasium werden laut Landratsamt bereits teure, das Restbiotop nach Möglichkeit schonende Maßnahmen erforderlich. Die geplante Unterführung hat Fachleuten zufolge das Potential ebenfalls zur Problembaustelle zu werden und müsste wohl millionenteuer gegen Flutung und Aufschwimmen geschützt werden. Optische Sichtachsen wuerden zerstört und die Wegeführung für Radfahrer abenteuerlich.
    Fast hätte ich bei der Aufzählung der Baustellen noch vergessen, dass das Wasserwirtschaftsamt diese Woche in einer Presseerklärung angekündigt hat, Bruecken über den Kienbach zu erhöhen, was eine Niveauangleichung aller zuführenden Straßen bedeuten wird – und da ist da noch die Sanierung und Erhöhung der Ufermauern über weite Strecken am Bach.
    Verglichen mit soviel zubetonierter Zukunft, kann so ein Warten an der Bahnschranke doch richtig erholsam sein-finde ich jedenfalls.

    Und für das Rettungswesen lassen sich sicher mit der Bahn abgestimmte technische Lösungen finden.

    Christl Voit

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