„S-Bahn kann auch Fluch sein”

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Das ungewöhnliche Interview mit Wolfgang Schneider, Dritter Bürgermeister und Macher des Herrschinger Ferienprogramms ///

Wenn sich Wolfgang Schneider, 70, im Gemeinderat zu Wort meldet, dann könnte die Debatte eine überraschende Wende nehmen: Der SPD-Mann gehört zu den politischen Schwergewichten im Herrschinger Gemeindeparlament. Die SPD-Fraktion hat nur 3 Stimmen, aber eine wirkmächtige Spitze. Ob Containerdorf, Tiefgarage fürs Kinderhaus, unsinnige Verkehrsprojekte: Wenn Schneider sein Wort in die Debatte wirft, hören alle zu. Das liegt nicht nur an seinen Argumenten, sondern auch an seinem Engagement: Schneider stellt ein wunderbares Ferienprogramm für Herrschinger Schüler auf die Beine, er engagiert sich für Senioren und hat einen handfesten Beruf: Wenn ihn die Kommunalpolitik nicht in Beschlag nimmt, sitzt er am Steuer eines Busses.

Warum leben Sie in Herrsching?

Weil ich hier geboren bin und es für mich der Ort mit den vielfältigsten Möglichkeiten ist.

Ist der Satz: „Das Beste an Herrsching ist die S-Bahn nach München” eine Frechheit oder die Wahrheit?

Die S-Bahn ist sicher eine wichtige Verbindung nach München, damit ein „ Segen“ , aber sie bringt auch einen hohen Siedlungsdruck, damit gleichzeitig ein „Fluch“  .

Wo würden Sie am liebsten wohnen – wenn Sie es nicht schon tun: Lieber am Berg mit schöner Übersicht, lieber feudal am See oder mittendrin?

Ich bin sehr zufrieden mit meinem Kiental. Etwas ruhiger als direkt am See. Etwas kühler als direkt am See, aber mit dem Rad in wenigen Minuten im Zentrum beziehungsweise im Gewerbegebiet. Ich bin sehr zufrieden mit meinem Kiental.

Welchen Vereinen gehören Sie an?

Dem Herrschinger Segelclub, dem Tennisclub Herrsching und diversen Fördermitgliedschaften

Wie heißt Ihr Lieblingslokal?

Seespitz

Bei welchem Geschäft in Herrsching kaufen Sie am liebsten ein?

Für meinen täglichen Bedarf bei Rewe, für meine Hunde beim Tierladen Wolperdinger, fürs Fahrrad bei Nandlinger.

Wo in Herrsching vergeht Ihnen Ihre gute Laune?

Beim achtlos weggeworfenen Müll speziell am Seeufer.

Sind die Leute nach Ihrem Geschmack in Herrsching zu alt, zu jung oder stimmt die Mischung?

Es gibt ein leichtes Übergewicht bei den SeniorInnen. Schadet aber meiner Meinung nach nicht. Ich gehöre ja auch dazu

Wenn Sie Bürgermeister in Herrsching wären, was würden Sie ändern (wenn Sie könnten)

Ich bin schon Dritter Bürgermeister! Und da wir alle, GemeinderätInnen und Bürgermeister und Bürgermeisterin der demokratischen Grundordnung unterliegen, kann einer allein sowieso nichts ändern.

Herrsching ist eine reiche Gemeinde. Wird das Geld richtig ausgegeben?

Das mit der reichen Gemeinde lassen wir mal dahingestellt sein. Aber ich bin 100-prozentig der Meinung, dass wir das zur Verfügung stehende sinnvoll einsetzen. Dafür halten wir jedes Jahr eine Klausurtagung ab, in der wir uns mit den Finanzen beschäftigen.

Im Gemeinderat in Herrsching herrscht das vertraute DU.  Lieber etwas distanzierter oder gleich bei der bayerischen Anrede?

Das vertraute Du zeigt doch, wie gut wir uns miteinander verstehen, über Parteigrenzen hinweg.

SUV oder Pedelec?

Natürlich Fahrrad, egal ob elektrisch unterstützt oder nur mit Muskelkraft.

Alle Welt redet übers Klima. Aber die Herrschinger gelten – sogar amtlich belegt durch Statistiken – als Öko-Muffel. Können Sie das aus Ihrem Bekanntenkreis bestätigen?

Nicht alle Gemeinden können so vorbildlich sein wie Wildpoldsried. Wir scheitern einfach an den Gegebenheiten: Nachweislich kein Standort für Windkraft, nur noch private Flächen für Photovoltaik. Alle gemeindlichen Liegenschaften wurden oder werden ökologisch ertüchtigt. Die Straßenbeleuchtung wird Zug um Zug auf LED umgestellt. Seit Jahren gibt es einen Fördertopf zur Unterstützung ökologischer Maßnahmen.

Herrsching bietet viele kulturelle Veranstaltungen. Wann waren Sie zuletzt in einem Konzert, einem Vortrag oder einem anderen Kultur-Event?

Am 10. August im Haus der Landwirtschaft.

Wie oft gehen Sie im Sommer im See baden?

Sehr selten, da ich ein Duschfan bin.

Was hat Sie in der letzten Woche richtig geärgert in Herrsching?

Nichts!

Und worüber haben Sie sich sakrisch gfreit?

Über die Teilnehmerzahlen beim Ferienprogramm.

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