Ein begnadeter Ort für eine unvergessliche Stunde: An der kleinen Kapelle Maria Schnee hoch über den südlichen Ausläufern des Ammersees glaubt man an Gott, auch wenn man Agnostiker ist: Von der Pforte des Kirchleins aus hat man einen gottvollen Blick hinüber nach Dießen und über das Voralpenland. Der evangelische Pfarrer Ulrich Haberl und Dekan Dr. Markus Ambrosy suchten sich diesen geweihten Fleck in Pähl für einen sommerlichen Gottesdienst aus. Das kleine Kirchlein hoch über Aidenried ist nach der römischen Basilika Maria Maggiore benannt, die auch „Maria della Neve” (Unsere Liebe Frau vom Schnee) genannt wird. Es wurde in den Siebziger Jahren des vorletzten Jahrhunderts von umliegenden Bauern gebaut. Auch heute noch steht es auf einem eigenen Grundstück, das dem „Kapellen-Kollektiv” von 5 Aidenrieder Bauern gehört. Behütet wird die Kapelle von einer mächtigen Eiche, in deren Schatten die Drei-See-Gemeinde einen Feldaltar aufgebaut hatte.
Der evangelische Dekan Dr. Markus Ambrosy suchte sich für seine Predigt ein spannendes Thema aus: Man könnte es profan die Bürokratisierung des Glaubens nennen – rituelle Pflichten, die sich im Lauf der Jahrhunderte eingeschlichen hatten. Er führte dazu ein Beispiel aus einem buddistischen Kloster an: Der Vorsteher fühlte sich durch eine herumstreunende Katze in seiner Meditation gestört. Also ließ er sie für diese Zeit anbinden. Als er starb, wurde die Katze der Tradition wegen weiter angebunden. Als die Katze starb, suchte man eine Katze, die man während der Meditation anbinden konnte. Irgendwann wurde aus dem Katzen-Anbinden ein religiöser Ritus, den andere Klöster übernahmen. So entstehen liturgische Gesetzmäßigkeiten. Ambrosy wies in seiner Predigt darauf hin, dass man statt sklavischer Regeltreue die Menschlichkeit wieder in den Mittelpunkt stellen solle. Umrahmt wurde der Gottesdienst von den Wörthsee-Bläsern. Der nächste Gottesdienst im Rahmen der evangelischen Sommerkirche findet am kommenden Sonntag, 18. August, um 10 Uhr auf dem Breitbrunner Königsberg statt. Die Predigt hält Pfarrer Ulrich Haberl (bitte Klapp- oder Campingstühle mitbringen).