Ein Unfall, der die Statistik perfekt abbildet: Ein Rentner auf einem Pedelec stößt mit einem jugendlichen Fahranfänger zusammen. Die beiden Hauptrisikogruppen in der Unfallstatistik haben sich hier getroffen.

Rentner bereichern die Unfallstatistik

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„Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an”, behauptete Udo Jürgens in seinem berühmten Rentnersong. „Sobald der Stress vorbei ist, dann lang ich nämlich hin”, heißt es in der Kampfansage an die Langeweile. Und wie die dann hinlangen – zumindesten im Verkehr. Nach der Unfallstatistik der Polizeiinspektion Herrsching ist die Generation 65 plus die größte Gruppe in der Unfallstatistik: Bei den 999 Unfällen, die im letzten Jahr in Herrsching, Inning, Seefeld und Wörthsee aktenkundig wurden, waren 125 Beteiligte 65 Jahre alt oder älter. Die Gesamtzahl der Unfälle hat um 5 Prozent zugenommen. Der Polizei macht aber zunehmend Sorge, dass die Zahl der verletzten Radfahrer dramatisch steigt: 33 Prozent mehr Zweiradler mussten nach einem Unfall ist Krankenhaus eingeliefert werden.

Dass ältere Auto- und Radlfahrer überwiegend keine Opfer, sondern Verursacher sind, ergibt sich aus den Berechnungen des Statistischen Bundesamtes: Sind Rentner in einen Unfall verwickelt, tragen sie meistens die Hauptschuld (69 Prozent). Übertroffen werden sie nur noch von den Crashkids zwischen 18 und 20 Jahren.

Polizeihauptkommissar Alexander Gebhardt berichtete über die Unfallstatistik 2023

Über Schuld und Unschuld von Unfallbeteiligten verrät die Herrschinger Statistik allerdings nichts. Lediglich über die Zahl der Verletzungen geben die Zahlen von Hauptkommissar Alexander Gebhardt Auskunft. Nur bei 13 Prozent der Unfälle waren Personen verletzt worden, bei 3 Prozent musste ein Unfallbeteiligter ins Krankenhaus gefahren werden – und gilt nach polizeilicher Definition als „Schwerverletzter”, gleichgültig, ob er einen verstauchten Zehen oder eine Kopfverletzung erlitten hatte.

Erschreckend stark gestiegen sind die Zahlen bei Unfallfluchten. Insgesamt 234 Straftaten standen 2023 in den Akten – eine Steigerung um 21 Prozent. Eine gute Nachricht hatte Hauptkommissar Gebhardt dazu aber auch: Fast jede zweite Unfallflucht wurde aufgeklärt. „Die Zeugen sind immer mehr motiviert, Unfallflüchtige anzuzeigen”, freut sich Gebhardt. Polizeichef Winfried Naßl forderte in der Pressekonferenz die Bürger auf, lieber einmal zu viel als zu wenig Beobachtungen bei der Polizei zu melden. Er wies noch einmal darauf hin, dass es nach der Rechtsprechung nicht reicht, nach einem Parkrempler einfach nur einen Zettel am beschädigten Auto zurückzulassen. Ein Unfallflüchtiger, der sich allerdings innerhalb von 24 Stunden bei der Polizei meldet und den Unfall anzeigt, kann mit Milde rechnen, verspricht Naßl.

Ein unfreiwillig komischer, möglicherweise aber auch tragischer Vorfall ist in den Tiefen der Polizeizahlen versteckt. Mit den Schulbussen gab es 2023 nur einen Unfall – zu Schaden kam allerdings kein Kind, sondern ein Mensch über 65 Jahren. Es handelt sich mutmaßlich um einen Verkehrsteilnehmer, der nicht im Bus saß.

2 Comments

  1. Inzwischen bin ich (Geburtsjahrgang 1951) mit meinem E-Bike 6500km in 10 Jahren geradelt. Meistens fuhr ich in Oberbayern verschiedene Strecken auf Landstraßen, aber auch in München. Meine persönliche Statistik: zwei scharfe Bremsungen zwangen mich zu einem unsanften Abgang. Einmal hatte ich eine leichte Schuerfung und einmal einen blauen Flecken am rechten Knie. Das Rad blieb unversehrt. Mit meinem Normalrad hatte ich auch einige Bremsungen, allerdings ohne Folgen. Es handelt sich um ein Leichtfahrrad mit Alurahmen, das sich bei Gefahr besser manövrieren lässt. Ich denke, dass jüngere Menschen gleiche Erfahrungen machen und begebe mich deshalb jetzt nicht auf die sichere Couch.

  2. Interessant wäre es, die Altersstruktur im Berichtsgebiet mit den Unfallzahlen zu vergleichen. Dann könnte man wirklich relevante Schlüse aus diesen ziehen.

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