Freude über das Kulturereignis des Herrschinger Herbstes. Von links: Kuratorin Catharina Geiselhart, Christof Jenauth, Johannes Hofbauer, Marianne Schweigler, Eva Zenetti und Martin Piehler. Foto: Gerd Kloos

Wenn sich Pappelscheite im Flirt umwerben

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Das Kurparkschloss heißt für 3 Tage SKulptURparkschlössschen: Am Freitagabend bat der Kulturverein Herrsching zur Vernissage einer ungewöhnlich kraftvollen Ausstellung von 5 Künstlerinnen und Künstlern aus dem Landkreis. Die studierte Kunsthistorikerin Catharina Geiselhart, im Kulturverein für die bildende Kunst zuständig, gab den Skulpturen und Plastiken bei der Eröffnung einen verbalen Rahmen.

Eva Zenetti mit der Natur entnommenen Holzskulpturen

Im Dach des Schlösschens, das vom Holz der Balken und Panelen bestimmt ist, fanden die Arbeiten von Eva Zenetti (42) eine passende Bühne. Zenetti entwickelt ihre Arbeiten aus Baumstammstücken unterschiedlicher Gehölzer: Bergahorn, Buche, Esche und Linde bieten ihr ebenso wie Apfel, Kirche und Zwetsche sowie Nussbaum und Weide das Ausgangsmaterial für ihre Arbeiten.

Im Kaminzimmer des Schlösschens überraschen die Holzskulpturen des Bildhauers Johannes Hofbauer aus Feldafing (66).  Durch eine spezielle Sägetechnik wird es möglich, dass sich in dem Werk „noli me tangere” ein langer, aufrecht stehender Weidenstamm plötzlich biegt und beginnt, um sich selbst zu winden. Ein weiteres Stück Holz liegt in gebündelter Energie geringelt wie ein lebendiges Tier auf einem Sockel. Zwei andere Pappelscheite, auf dem gemeinsamen Sockel montiert, beäugen und umwerben einander geschmeidig im Flirt.

Johannes Hofbauers bewegliche Holzplastiken
Martin Piehler mit seinen Gips-Plastiken

Von dem 1974 geborenen Herrschinger Martin Piehler gibt es in der Ausstellung zwei Werkgruppen: Gipsplastiken und motivisch korrespondierende Zeichnungen. Der studierte Philosoph befasst sich mit dem Thema Gestalt im Raum. In der Gipsplastik Pheromonschleuder  werden weibliche Pheromone in den um sich greifenden Haarsträhnen sichtbar. Auch in der Arbeit von der fliehenden Heiligen fragt der Bildhauer, wie man etwas, das über die Erscheinung des materiellen Wertes hinausweist, bildhaft gestalten und für die Betrachter wahrnehmbar machen kann.

Die in der Schweiz geborene Künstlerin Marianne Schweigler (73) formt Gestalten und Gesichter in  Ton, Metall und Beton. Dabei verfolgt sie in experimenteller Weise, wie sich der Gefühlsausdruck im Gesicht durch geringfügig formale Änderungen wandelt. Ihre Formfindungen reichen von vollplastisch bis zum Relief, von nahezu natürlich bis in die reduzierteste Abstraktion. In dem Werk „Mir schwirrt der Kopf” ragen aus dem Hinterkopf Zahnräder, Schrauben und Sprungfedern. Schweigler wohnt in Breitbrunn.

Marianne Schweiglers humorvolle Plastik: Mir schwirrt der Kopf

Viel Metall, mal filigran, mal wuchtig, ist im Hochparterre des Schlösschens zu besichtigen. Der in Herrsching aufgewachsene Christof Jenauth (53) arbeitet in Gilching. Seinen Werken wohnt oft ein besonderer Schalk inne, der beim Betrachten von Schmunzeln bis zum schallenden Lachen führen kann.  Mit der Idee für das aktuelle Hauptwerk in Herrsching ging Jenauth schon eine gewisse Zeit schwanger. Eine massive Stahlplatte musste per Laser in Form geschnitten werden. Eine Kugel musste geschaffen werden, ein Seil wurde präpariert und verankert. Es suggeriert dem Betrachter den höchst prekären Zustand der Dinge und darf wohl auch als Kommentar zur Weltlage verstanden werden: Wenn der dünne Draht von der darunter stehenden Kerze durchgeschmolzen wird, fällt die Kugel herunter.

Christof Jenauths Installation: Perpetuum Immobile

Er hatte seine Installation schon mal als sinnlose Zerstörungsmaschine bezeichnet, sie heißt jetzt aber offiziell Perpetuum Immobile.

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