Noch nicht heilig gesprochen: Benediktinerabt Johannes im evangelischen Gemeindehaus. Foto: Gerd Kloos

Abt: „Fridays for Future ist eine prophetische Bewegung”

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Hoffnung, Perspektiven – selten waren sie wichtiger als jetzt. Eine Professorin für Mittelalterliche Geschichte und der Benediktinerabt Johannes versuchten in dunklen Zeiten Zuversicht zu verbreiten. Sie sprachen auf Einladung der evangelischen Kirchengemeinde Herrsching. Moderiert wurde das Gespräch von Diakon Hans-Hermann Weinen. Es ging in der Runde, die vor Ausbruch des Ukraine-Krieges stattfand, oft um den Umbau der Gesellschaft zu mehr Nachhaltigkeit und Ökologie. Die zahlreichen Zuhörer verblüffte die Aussage von Abt Johannes: „Fridays for Future halte ich für eine prophetische Bewegung.”

Die Professorin Annette Kehnel, Moderator Hans-Hermann Weinen und Benediktinerabt Johannes im evangelischen Gemeindehaus

Annette Kehnel, Professorin für Mittelalterliche Geschichte, versuchte in ihren Beiträgen immer wieder Mut zu machen. Zum Schluss aber gestand sie: „In unserer Zeit wird viel gejammert, wie schwer die Transformation in eine ökologische Gesellschft sei. Meine Großeltern waren da flexibler als viele Menschen heute.” Wir bräuchten, so die in Mannheim lehrende Geschichtsforscherin, andere Paradigmen, also grundsätzlich andere Denkweisen.

Abt Johannes, der trotz düsterer Perspektiven ganz fröhlich wirkte, wurde von Moderator Weinen zuerst einmal mit der Frage provoziert, warum es heute noch Klöster gebe. Johannes’ lakonische Antwort: „Weil wir Mönche da sind.” Die aktuellen  Untergangsszenarien, die zur Zeit die katholische Kirche verunsichern, kommentierte er gelassen: „Wir bekommen als Klöster keine Kirchensteuer, deshalb können wir der Diskussion entspannt entgegensehen.” Johannes, der in München der Benediktiner-Abtei St. Bonifaz vorsteht, der auch das Kloster Andechs gehört, findet spannend, was zur Zeit an Veränderungen in Kirche und Gesellschaft abläuft. „Ich bin dankbar, dass ich die Zeit dieser Veränderungen miterleben darf.” Er sei sehr neugierig, worauf das alles hinaus laufe. Für einen katholischen Kirchenmann ungewöhnlich war seine Meinung über die jungen Menschen von Fridays for Future: „Ich halte sie für eine prophetische Bewegung.” Da mochte auch die Professorin, die ebenfalls auf eine ökologische Wende hofft, nicht widersprechen.

Immer, wenn die Diskussion zu schwermütig wurde, brachten Marie-Josefin Melchior und Johann Zeller (KlangZeit) wieder Lust aufs Leben in die Runde

Annette Kehnel wollte ihren Zuhörern mit einer schönen, historisch belegten Geschichte Mut machen. Der Bau der berühmten Brücke von Avignon („Sur le pont d’Avignon On y danse, on y danse”; Auf der Brücke von Avignon tanzen wir”) sei von einem 20-jährigen Mann, der nicht einmal Baumeister war, angestoßen und gebaut worden. Diese unvorstellbare Beharrlichkeit verglich sie mit einer Gestalt der Zeitgeschichte, Greta Thunberg. Für Abt Johannes sind viele Gut-Kräfte unterwegs. Die Welt, meinte er, müsse nicht gerettet werden, sie sei es schon – zumindesten theologisch. Seine Gesprächspartnerin Kehnel warb noch einmal für die Lust auf Veränderung, obwohl sie bei den Babyboomern weniger Hoffnung auf Transformation hat: „Die sind nicht mehr die Spitze der Innovation.”

Abt Johannes („Ich stehe jeden Morgen um 4 Uhr auf”) gab auch noch ein paar Einblicke in seinen Benediktinerorden. Der Ordensgründer habe die Mönche angewiesen, auf die jungen Brüder zu hören. Hier begegneten sich die Anliegen von Annette Kehnel und dem Abt: Die Hoffnung, so haben es viele Zuhörer verstanden, liegt auf der Jugend.

Hüte dich vor alten Männern, sagte einmal ein Weiser, sie haben nichts mehr zu verlieren.

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