CSU-Wahlkämpfer Hubertus Höck, Robert Minkaff und die Ortsvorsitzende Fromuth Heene

Wahlkampf in Herrsching: „Umfragen spiegeln die Realität nicht”

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Der Herrschinger SPD-Vorsitzende Werner Odemer hat sich dem Wahl-O-Mat im Internet anvertraut, um seine wahre Liebe zu testen. Die Antwort hat ihn etwas verschreckt: Seine politischen Ansichten stimmten zu 70 Prozent mit den Grünen überein. Er machte trotzdem Wahlkampf – für die SPD.

Die FDP verteilte kleine Marmeladegläschen an Passanten. Gemeindrat Alexander Keim begleitete die milde Gabe an potenzielle Wähler mit dem Spruch: „Wir sind der süße Aufstrich, ganz egal auf welchem Brot.”

Der Straßenwahlkampf, der am Samstag begann, hat auch humorvolle Minuten. An der Ecke Mühlfelder/Seestraße, wo die Herrschinger gerne im Dreieck Apotheke, Bäcker, Edeka ihren Wochenendeinkauf machen, waren Grüne, SPD, CSU in Stellung gegangen. Und erstmals zeigte auch die AFD Flagge – von den anderen Partei strikt unbeachtet.

Die CSU mit der Ortsvorsitzenden Fromuth Heene und den Mitstreitern Robert Minkaff und Hubertus Höck vermisste erstmals nach langen Jahren den Favoritenstatus – Politbarometer und DeutschlandTrend sehen die CDU/CSU nun auf dem zweiten Platz.

Den wird Grünen-Chef Willi Meyerhöfer vermutlich nicht überzeugen können

„Diese Umfragen”, sagt Heene dazu, „spiegeln nicht die Realität, denn keiner möchte in Wirklichkeit höhere Vermögensabgaben und keiner möchte eine drastisch höhere CO2-Steuer haben, weil das die Treibstoffpreise verteuert. Die Pläne der politischen Wettbewerber sind deshalb unsozial.” Das ist tapfere Gegenwehr, aber wenn Passanten dann murren: „Der Laschet geht gar nicht”, wird das beste Sachargument zur welken Nelke.

Bei der SPD nebenan war die Laune bestens, ihre Scholz-Porträts sind im Wahlkampf kein Altpapier mehr. Ortschef Werner Odemer verspürte mit seinen Mitstreiterinnen Veronika Schnell, Dr. Renate Mengen und mit Tom Hamans, dass Genosse Trend wieder marschiert. Jahrelanges Mitleid wandelte sich in ungläubiges Staunen.

Die Grünen, noch im Frühjahr die Hätschelkinder der Demoskopen, waren auch nicht mehr so fröhlich wie im Kommunalwahlkampf.  Die Bundestagskandidatin Martina Neubauer wirkte am Herrschinger Stand wie ein Tennisspieler, der im Tie-Break aufholen muss. „Wir haben noch ein bisschen Zeit,” beschwor sie ihre Mitstreiter Ruth Paulig, Traudi Köhl, Willi Meyerhöfer, Wolfgang Darchinger, Gerd Mulert, Celine Vogel und Bernd Kramer. Immerhin präsentierten sie mit der jungen Celine Vogel das hübscheste Gesicht im Straßenwahlkampf.

Die grüne Front: Traudi Köhl, Ruth Paulig, Willi Meyerhöfer, Wolfgang Darchinger, Bundestagskandidatin, Gerd Mulert, Bernd Kramer, Celine Vogel

Die FDP wollte sich nicht in den Stand-Kampf am Edeka einreihen und präsentierte sich an der Ecke Seestraße-Landungssteg mit  hohem künstlerischen Sachverstand: Neben Gemeinderat Alexander Keim versuchten das Küntlerpaar Sigrid und Martin Piehler und der ehemalige Ortsvorsitzende Leo Meuffels FDP-Argumente unters Volk zu bringen. Für Menschen, denen man ein gelbes Kreuz zutraute, gab’s auch ein Gläschen Marmelade für den Aufstrich aufs (Schwarz?)-Brot.

FDP-Wahlkämpfer: Küntlerpaar Sigrid und Martin Piehler , Gemeinderat Alex Keim und Leo Meuffels

Einen fast pompösen Auftritt hatte die neue Partei Die Basis mit Schirmen in allen Farben des Regenbogens. Mit von der Partie oder Partei: Eva und Albert Harn, Renate Wunderlich, Rike Everding, Sabine Ganger und Sonja Strobel. Das Publikum hat zwar noch nicht richtig verstanden, für was diese Gruppierung eintritt – wer wollte nicht Freiheit, Machtbegrenzung, Achtsamkeit und Schwarmintelligenz? – aber die Damen mit den promienten Namen wirkten trotzdem basisfröhlich.

Ob sich eine morgendliche Polittour für den Herrschinger Bürger lohnt? Wenn man Streichhölzer, Luftballons, Bleistifte, Windräder, Marmelade und vielleicht ein neues politisches Argument für die Wahlentscheidung braucht, auf jeden Fall.

Die Basis erstmals groß im Bild: Eva und Albert Harn, Renate Wunderlich, Rike Everding, Sabine Ganger und Sonja Strobel

1 Comment

  1. Respekt zu einer fairen Berichterstattung im Herrschinger Wahlkampf. Ist in der aufgeheizten Medienlandschaft immer mehr eine wohltuende Ausnahme!

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