Rita Menzel-Stuck, Direktorin der Herrschinger Realschule

Rita Menzel-Stuck: „Corona-Tests in der Schule laufen besser als erwartet”

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Am Montag wird es wieder lebhaft in der Herrschinger Realschule. Das Landratsamt hat Präsenzunterricht genehmigt. Die Testpflicht bleibt aber bestehen. Deshalb die Frage an die Direktorin der Schule, Rita Menzel-Stuck, wie das Massentesten vor dem Unterricht funktioniert.

herrsching.online: Wie läuft’s mit den Tests?

Menzel-Stuck: Besser als erwartet. Da waren wir wirklich in Sorge von seiten der Lehrer und Eltern, ob diese Testungen in der Schule überhaupt funktionieren. Wir Lehrer hatten uns ja gewünscht, dass die Schüler getestet in die Schule kommen. Am Montag,  12. April,  dann kam es zum ersten großen Massentest in der Schule (Anm. d. R.: Das Kultusministerium lehnte Eigentests zu Hause ab und verlangt Tests – sozusagen unter offizieller Beobachtung durch die Lehrer – in der Schule). An diesem Tag waren auch noch die anderen Klassen im Wechselunterricht in der Schule.  Für den Unterricht mit ganzen Klassen sind ja die Klassenzimmer zu klein, weil wir 1,5 Meter Abstand halten müssen.  Aber trotzdem waren das über 500 Schüler, insgesamt sind in der Realschule Herrsching  1010 Schüler eingeschrieben. Mir wurde keine einzige Panne bei der Testung gemeldet. Die Lehrer haben die Schüler mit einem Video oder persönlich eingewiesen. Beim Testen dürfen die Lehrer ja nicht eingreifen. Es handelt sich um einen Selbsttest.  Außerdem ist ein Großteil unserer Lehrer  noch nicht geimpft.  

herrsching.online: Wurden durch die Testaktion an der Schule schon Covid-positive Schüler entdeckt?

Menzel-Stuck: Ganz wenige, zwei, drei Fälle. Die Testaktion hat aber doch deutlich länger gedauert, als wir veranschlagt haben. Wir hatten gehofft, dass die Schüler das Testen zu Hause schon mal üben. Das war nur vereinzelt der Fall. Die Aktion nimmt doch 20 Minuten in Anspruch, weil die Schüler ja 15 Minuten nach dem Abstrich auf das Ergebnis warten müssen. Wir haben deshalb von jeder Stunde fünf Minuten weggenommen. Die erste Stunde gilt nur der Testphase. 

herrsching.online: Wie reagieren die Eltern auf die Testaktionen?

Menzel-Stuck: Unterschiedlich. Aber nur drei bis vier Prozent der Eltern lassen ihre Kinder nicht in die Schule gehen, weil sie sie nicht testen lassen wollen. Aber noch einmal: Elternbeirat und Lehrerkollegium hätten sich gewünscht, dass die Schüler getestet in die Schule kommen. 

herrsching.online: Wie sind Sie an Ihrer Schule digital aufgestellt?

Menzel-Stuck: Wir sind dank des Zweckverbandes digital gut aufgestellt. Wir haben Glasfaser-Anschluss und können in allen Räumen Unterrichtsmaterial visualisieren. Und die Lehrer haben vor Ostern schon  ihre eigenen Dienst-IPads bekommen. Außerdem können sich die Schüler Laptops ausleihen, wenn sie kein eigenes Gerät haben. 

herrsching.online: Im Gemeinderat wurde die Anschaffung von Belüftungsgeräten abgelehnt. Wie beurteilen Sie die Wirksamkeit solcher Luftfilteranlagen?

Menzel-Stuck: Die Funktion hängt stark von der baulichen Ausstattung der Klassenzimmer ab. In unserem Schulgebäude kann man ja die Fenster öffnen. Außerdem haben wir in den Klassenräumen auch CO2-Ampeln, an denen die Qualität der Luft angezeigt wird.  Wir öffnen in den empfohlenen Abständen die Fenster regelmäßig und tauschen damit die Luft aus. Das funktioniert ganz gut. 

herrsching.online: Was steckt hinter der Testverweigerung mancher Eltern?

Menzel-Stuck: Sie befürchten gesundheitliche  Schäden für ihre Kinder. Manche Eltern sind in Sorge, dass durch das Kitzeln des Teststäbchens ein Nießreiz ausgelöst wird, der Infektionen verbreiten könnte. 

herrsching.online: Aber die Kinder tragen doch alle Masken?

Menzel-Stuck: Sobald die Schüler und Lehrer das Schulgebäude betreten, tragen alle Masken und desinfizieren ständig die Hände. Wir achten wirklich penibel auf Hygiene. Wir können wirklich zufrieden sein mit der Reaktion der Schüler – keiner hat sich beim Testen einen Jux gemacht. 

herrsching.online: Sind die Kinder verständiger und weniger Angst-beladen als manche Eltern?

Menzel-Stuck: Möchte ich so nicht sagen. Aber für die meisten Kinder ist es fast schon ein Stück Normalität, weil die Testungen von den Kollegen sehr gut vorbereitet wurden. 

herrsching.online: Klingt fast schon so, als hätte sich die Schule auf die Pandemie ganz gut eingestellt…

Menzel-Stuck: Ja, wir achten auch auf eine Strukturierung des Tages. Die Klasssen gehen täglich zum Durchschnaufen ins Freie , lüften  alle 20 Minuten sehr konsequent –  oder wenn es die CO2-Ampel empfiehlt. 

herrsching.online: Wieviel Bildung geht durch die Pandemie verloren?

Menzel-Stuck: Das ist in der Tat ein trauriges Kapitel. Wieviel Stoff nicht vermittelt werden kann, hängt auch von der Förderung zu Hause ab. Vor allem beim Distanzunterricht kommt es auf die Vor- und Nachbereitung an. Einige Schüler erhalten Unterstützung von Zuhause, andere nicht. Der Präsenzunterricht dagegen funktioniert ganz gut, weil man mit der geteilten Klasse ja sehr intensiv arbeiten kann. Er ist durch nichts zu ersetzen.

herrsching.online: Konzentrieren Sie sich in der Krisenzeit auf die Hauptfächer  und streichen die Inhaltsstoffe der „Orchideenfächer” zusammen?

Menzel-Stuck: Im Augenblick unterrichten wir jedes Fach laut Stundenplan. Aber es gab schon Zeiten, in denen wir uns auf Hauptfächer konzentriert haben. Tatsächlich werden in den Kernfächern mehr Aufgaben gegeben als in den Nebenfächern.  Wir konzentrieren uns verstärkt auf die Abschlussprüfungsfächer. 

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