Die „Einhäusigkeit“ bringt Kommunalpolitiker aus dem Häuschen: Aus den drei Kliniken im Landkreis soll oder könnte in acht bis zehn Jahren ein zentrales Krankenhaus mit 500 Betten werden. Das stellte jetzt das bayerische Gesundheitsministerium in Aussicht. Wo dieses Haus aber einmal alle medizinischen Leistungen anbieten wird, ist noch längst nicht ausgemacht – oder ein gut gehütetes Geheimnis. Wie gemeldet, hat das bayerische Gesundheitsministerium in einem Schreiben verlauten lassen, dass „für die Häuser Kreiskrankenhaus Starnberg, Klinikum Seefeld und Klinikum Schindlbeck die Einhäusigkeit unter dem Vorbehalt der Herstellung einheitlicher Trägerschaft genehmigt wird“. Der Wunsch, alles unter einem Dach zu versammeln, geht also vom Landkreis aus.
„Häuser gehören zu den Besten Deutschlands“
Eigentlich, so der Chef der Klinik-Holding, Dr. Thomas Weiler, sind die drei Kliniken des Landkreises (die vierte im Bunde steht in Penzberg) in bester Verfassung. Bei einer freiwilligen Zertifizierung durch den „KTQ-TÜV“ wurde den Krankenhäusern des Kreises bestätigt, dass die vier Kliniken zu den besten Häusern in Deutschland gehören. Die KTQ wird von den Kassen, der Ärztekammer und anderen Organisationen getragen.
Erst im letzten Jahr wurden im 150 Jahre alten Unfall-Krankenhaus zwei neue Operationssäle, jeder mehr als zwei Millionen Euro teuer, in Betrieb genommen. Die beiden neuen OP-Säle sind mit neuester Technik ausgerüstet: Der 44 Quadratmeter große Raum ist durch eine automatische Schleuse keimgesichert: In der Mitte des Saals steht der OP-Tisch, an dem der Operateur, ein Assistent oder eine Assistentin, die OP-Schwester und der oder die Anästhesistin arbeiten. Sie werden, und das ist nun ein echtes Hightech, in einer sterilen Atmosphäre von einem sogenannten Laminar Air Flow gegen den Rest des Saales abgeschirmt.
Bei der Vorführung der neue Räume, die in Modulbauweise an die Klinik angebaut wurden, sagte der Pflegeleiter des OP-Personals, Abdelhak Razki, der seit 12 Jahren in Seefeld arbeitet: „Und ich möchte bitteschön auch noch bis zur Rente bleiben.“ Das war im Mai letzten Jahres.
Ob ihm dieser Wunsch erfüllt wird, hängt vom Renteneintrittsalter des Abdelhak Razki ab. Kliniken-Chef Thomas Weiler sagte über ein Zentralklinikum im Landkreis: „Es ist noch nichts entschieden.“ In den nächsten Jahren muss der Landkreis erst einmal die 120 Millionen stemmen, die das Herrschinger Gymnasium kostet.
„Der Landkreis ist klein genug für ein zentrales Krankenhaus“
Landrat Stefan Frey wies in der letzten Bürgerversammlung in Herrsching darauf hin, dass der Landkreis Starnberg geografisch klein ist und eine Zentralklinik von allen Landkreisgemeinden aus in 30 Minuten erreichbar wäre. Dass die vier dem Kreis gehörenden Kliniken (inklusive Penzberg) im Augenblick 23 Millionen Defizit erwirtschaften, belastet den Kreishaushalt stark. Bis 2019 hätten die Klinik noch Gewinne erwirtschaftet, dann aber kam Corona, und alles war anders: Die Kliniken mussten 50 Beatmungsplätze vorhalten, gewinnbringende Operationen fielen aus. Und nach der Pandemie gab es plötzlich 20 Prozent weniger Patienten – viele Leistungen werden heute ambulant abgewickelt. Deshalb schwappe auch eine Insolvenzwelle bei privaten und kirchlichen Trägern durchs Land. Bis 2027 erwartet Frey noch defizitäre Bilanzen der Landkreiskliniken. „Aber wir haben einen Plan, den wir aber schnell verwirklichen müssen“, sagte Frey. Er appellierte noch einmal an den Bund, mehr Geld für die Kliniken bereitzustellen. Eine gute Nachricht hatte Frey noch für alle werdenden Eltern: Starnberg bietet die zweitgrößte Geburtenstation in Bayern.