Durch den BMW-Park in München hallten diesmal nicht die „Herrsching-, Herrsching“-Chöre, beim Länderspiel der Volleyball-Nationalmannschaft gegen Weltmeister Italien ging’s um „Deutschland, Deutschland“. Und an der Seitenlinie stand der Herrschinger WWK-Volleys-Trainer Thomas Ranner, 38, als verantwortlicher Trainer. Auf der Platte standen die Herrschinger Eric Burggräf und Publikumsliebling Filip John, die in der kommenden Saison aber wohl nicht mehr am Ammersee spielen. „Bob“ Ranner war begeistert vom Spiel, von der ausverkauften Halle und seiner Aufgabe: „Ich kenne die Halle ja gut, aber mit dem Adler auf der Brust dort zu stehen, ist noch einmal ein ganz anderes Gefühl.“ Welche Gefühle Ranner in Bezug auf die WWK Volleys in Herrsching bewegen, hat er in einem Interview mit herrsching.online erzählt.
herrsching.online: Die letzte Saison haben Sie auf Platz vier abgeschlossen. Herrsching gehört nun zu den Großen im Volleyball. Zufrieden, oder hätt’s noch ein bisschen mehr sein dürfen?
Ranner: Mit der Hauptrunde konnte man sehr zufrieden sein. Da war immer ein Spieler von der Bank bereit, einen Ausfall zu kompensieren. Wir hätten ja fast noch den dritten Platz bekommen. Aber unser Gegner Gießen hatte in den Playoffs den gesünderen Kader.
herrsching.online: Der Kader wird fürs nächste Jahr wieder anders aussehen. Ist das Budget inzwischen groß genug, um ganz vorne mitzuhalten?
Ranner: Unser Budget entspricht wohl dem des fünften oder sechsten in der Bundesliga. Aber die Einkaufspolitik in Herrsching ist sehr vernünftig. Wir bekommen das, was wir bezahlen, aber wir müssen erreichen, dass die Spieler viel besser sind als das, was wir bezahlen. Das ist ja Teil unseres Erfolges, dass viele Leute bereit sind, über Grenzen zu gehen.
herrsching.online: Manchmal hat man in Herrsching das Gefühl, dass die Leute hier den Spitzensport nicht genügend wertschätzen.
Ranner: Jemandem was zu schenken und sich dann zu beschweren, dass er sich nicht richtig freut, ist der falsche Ansatz. Die Mannschaft macht viel Spaß, und jetzt müssen wir dafür sorgen, dass es genügend Menschen gibt, die sich das anschauen wollen. Wenn jemand nicht begeistert ist, dann ist das nicht seine Schuld, sondern unsere Aufgabe, das zu ändern. Sport ist ähnlich wie Musik oder Kunst. Jetzt kann man sagen, dass man Schwierigkeiten hat, gute Kunst wertzuschätzen. Aber das kann man den Leuten nicht vorwerfen, die keine Ahnung davon haben, wie meine Arbeit, mein Alltag aussieht.
Es gibt Leute, die sich nicht auf eine Gemeinschaft einlassen können. Aber wenn wahr ist, dass das, was wir tun, fantastisch ist, kann es nicht so schwer sein, die Leute früher oder später mitzunehmen. Unsere Aufgabe ist auch, dafür zu sorgen, dass man leichter in die Halle kommt und dass die Ticketpreise erschwinglich bleiben.
Das sind sehr beeindruckende und kluge Antworten von Herrn Ranner. Er hat mich überzeugt. Jetzt muss ich mir doch mal Eintrittskarten für ein Spiel besorgen. Ich dachte bisher, dass mich nur Frauenfussball interessiert.