Darauf muss man erst mal kommen: „Aus den Kirchenmauern ertönt die Liturgie/nebenan das Klinikum für Schönheitschirurgie“ singen sie und reimen messerscharf: „Doktor, bitte schneide richtig/mach die Titten schwergewichtig/mach das Näschen, schließ die Poren/zieh die Falten zu den Ohren/und die Lippen möglichst dick/mach schon, es gibt kein Zurück.“ Silvana und Thomas Prosperi schneidend scharf in ihrem neuen Programm „Die letzten Ironesen“, das im Kurparkschlösschen Premiere hatte. Die beiden Wortakrobaten sind mit die besten Pferde im Stall von Kulturchef Heinz Hellerer, der seinem Verein wieder einen „spektakulären Abend“ bescheren konnte. Wenn Silvana und Thomas auftreten, gehen dem Kulturverein regelmäßig die Stühle im Kaminzimmer des Schlösschens aus.

Es ist das 22. Bühnenprogramm der beiden, und die Titel geben immer auch Kommentare zum jeweils herrschenden Zeitgeist ab: „Der letzte Heuler”, „Deutsch ist Dada” „Ladies first, Männer Förster”, „Der Damenwal“ oder „Liebe macht blond” sind Zeitzeugen des Geschlechterkampfs. Dabei spielt das aktuelle Zeitgeschehen nur eine Randrolle, Faltsch Wagoni sitzen mit ihrem literarisch-feuilletonistischen Kabarett im richtigen Wagon: „Uns geht es vor allem darum, den sogenannten Zeitgeist, wie er sich in unseren Köpfen einnistet, dingfest zu machen und ein Programm zusammenzustellen, das sich weniger an der Tagespolitik orientiert, als an dem, was diese in uns – kopf- und gefühlsmäßig – auslöst. Das hat – neben dem, was unsere Art der Bühnenkunst ausmacht – den Vorteil, dass es die Halbwertzeit unserer Programme deutlich verlängert“, sagt Silvana Prosperi.
Das Publikum ergraut – durchaus ähnlich den Rolling-Stones-Groupies – mit den beiden zusammen. Und so ist auch kein Wunder, dass sich viel aus der Weltanschauung der wilden Achtziger in die Jetzt-Zeit herübergerettet hat.
Manche Kabarettisten schielen mit ihren Gags auf Gesinnungsbeifall, könnte da die Versuchung übermächtig werden, dem Affen Zucker zu geben und die politischen Vorlieben des Publikums zu bedienen? Das weist Silvana Prosperi entschieden zurück: „Ich denke, das können wir getrost verneinen. Das Publikum besteht für uns nicht aus Affen, sondern aus Menschen, denen es erstaunlicherweise oft ganz ähnlich geht wie uns, obwohl sie es sicher ganz anders ausdrücken würden und obwohl sie vielleicht politisch andere Prioritäten haben.“
Die beiden kokettieren durchaus mit dem eigenen und dem vorgerückten Alter der Zuschauer, indem sie sich als „verkalkte Kabarettisten“ bezeichnen, die „ihrem verkalkten Publikum die Gedächtnislücken präsentieren“. Trotzdem rauschender Beifall für die „Faltsch“-Singers, die immer eine beeindruckende musikalische Vielfalt beweisen. Und natürlich auch für den Kulturverein, Herrschings unkaputtbaren Gasteig.