Frauenpower gleich im Fünfer-Pack: Von links die Herrschinger Grünen-Vorsitzende Rita Mulert, Verena Machnik vom Kreisverband der Grünen, die Europa-Kandidatin Andie Wörle, die ehemalige Landtagsabgeordnete Ruth Paulig und die Bezirks- und Kreisrätin Martina Neubauer. Sie lassen sich auf der UTTING den Wind um die Nase wehen. Foto: Gerd Kloos

Der Bruder ist Milchbauer, die Schwester will nach Brüssel

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Endspurt im Europawahlkampf: Im Bayerischen Fernsehen trat am Mittwoch die bayerische Euro-Kandidatin für die Grünen, Andie Wörle, im TV-Duell gegen Manfred Weber an. herrsching.online hat die Allgäuerin auf einer Dampferfahrt nach Dießen getroffen. Spannend ihre Herkunft und Prägung: Sie stammt aus einer landwirtschaftlich geprägten Familie und ist „auf dem Bulldog groß geworden“. Da kann sie auch ein kerniger Bauernprotest nicht schrecken. Sie hat hohen Respekt vor der Arbeit der Landwirte. Aber sie denkt auch an die Tiere auf dem Hof: „Ich will, dass es ihnen gut geht.“

Kernigen Allgäuer Dialekt kann sie schon noch, spricht ihn aber nur zu Hause: Die grüne Europakandiatin Andie Wörle.

Der Opa war Chef eines Sägewerks bei Halblech, und „ein Dorfpatriarch“, wie die 38-Jährige lachend hinzufügt: Keine schlechten Voraussetzungen, sich in der Stier-Koppel der Politik zu behaupten. Im Wahlkampf musste sie sich schon mächtig strecken – schließlich stammt sie aus einer Landwirtschaft (mit besonderer Vorliebe für Haflinger) und erlebt dann Bauernproteste, die sie in ihrem Innersten vielleicht sogar berechtigt findet. Aber dann: Spießrutenlaufen im Allgäu durch protestierende Landwirte – „eine krasse Erfahrung“ für das Kind vom Lande. „Aber die Proteste sind milder geworden“, berichtet Wörle, während die Utting stoisch Richtung Dießen dampft. „In Weilheim habe ich bei Bauernprotesten 2 Fraktionen erlebt, eine war sogar gesprächsbereit.“ Als Wörle den Bauern erzählte, dass sie aus dem Allgäu stamme und praktisch auf dem Bulldog aufgewachsen sei, da waren sie milder gestimmt. Keine Frage, diese Frau hat Mumm, bei einer Fußballerin würde man sagen, sie geht auch dahin, wo’s weh tut. Den Konflikt kennt sie aus der Familie: Der Bruder hat 50 Milchkühe, und deshalb wisse sie, wie hart die Bauern arbeiten müssten. „Aber der Bruder ist natürlich konservativ, und er mag es wie seine Kollegen nicht, wenn ihm zuviele Vorschriften gemacht werden.“ Da kann die Andie, so sie ins Parlament in Brüssel einzieht, gleich mal was für ihren Bruder tun. „Ich habe Cousins, die mehr und mehr Grün wählen“, weiß oder glaubt Wörle.

Ihre Wahlchancen? Sie liegt auf Listenplatz 16, und die Grünen müssen in Deutschland 15,7 Prozent holen, damit sie ihr Ticket für Brüssel kriegt. Das wird knapp, nach dem letzten Politbarometer liegt ihre Partei bei 15 Prozent.

Wörle war 4 Jahre lang Finanzjournalistin und arbeitet jetzt in einem Verbindungsbüro, das die politische Arbeit von Brüssel und Berlin koordiniert. Dass sie sich in Brüssel die Butter vom Brot nehmen lässt, ist nicht zu erwarten, Allgäuerinnen und Allgäuer, sie würde Allgäuer*innen sagen, gelten als fleißig. Und dickschädelig.

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