Alle 2 Jahre kommt der TÜV auf den Spielplatz: Die Oberaufseher der Nation interessieren sich nämlich nicht nur für Rost am Autorahmen, sondern auch für Rutschen und Rundfahrten im Kinderkarussell. Deshalb greifen viele Gemeinden gerne zum Plastikmöbel auf den Spielplätzen. Ist schön bunt und wartungsarm, aber ästhetisch leider eine Katastrophe. Der Architekt und Gemeinderat Christoph Welsch hat in einer Veranstaltung der Grünen solche Bespaßungsanlagen aus den Spritzgussanlagen der Kunststoffindustrie kritisiert. Aber auch mit dem Holz-dominierten Luxusspielplatz am neuen Kinderhaus setzten sich die Grünen kritisch auseinander.
Profis statt Plastik
Gemeinderat Christoph Welsch begann seinen Vortrag mit der „Nacht- und Nebelaktion des Bauhofs“ am Kinderspielplatz in Breitbrunn. Das Kinderareal war „im Zuge von Unternhaltsmaßnahmen vom Bauhof rabiat verschönert worden“. Gleich nach der Möblierung mit Plastikspielgeräte und mit wasserdichten Aufprallmatten hatte sich die damalige Vorsitzende des Gartenbauvereins, Heidi Körner, mit einem Aufschrei ans Rathaus gewandt. Ihre stimmgewaltige Intervention kam in der Gemeinderverwaltung allerdings nicht gut an. Doch die Plaste- und Elaste-Ausstattung durch die Verwaltung hatte Folgen: Welsch berichtete in seinem Vortrag, dass nach einem formellen Beschluss des Gemeinderats bei größeren Umgestaltungen künftig ein Planer hinzugezogen werden muss.
Am Spielplatz im Edelhaus des Kindes am Fendlbach waren Profi-Planer am Werk („für sehr viel Geld“, wie Welsch kritisch anmerkte. herrsching.online hat die genaue Summe noch mal nachgeschlagen – der Kostenvoranschlag belief sich auf 844000 Euro).
Mehr kreativer Freiraum für Kinder
Noch gut in Erinnerung ist Gemeinderats-Profis die Diskussion um die Entwürfe des Landschaftsarchitekten Thomas Geiger aus dem Büro Geiger & Waltner, Kempten. Die Grünen-Gemeinderätin Anke Rasmussen meinte in ihrer damaligen Grundsatzrede, die mit Beifall aus der Zuhörerschaft quittiert wurde: „Ich bin geschockt, wenn ich von einer Bobby-Car-Bahn höre. Wir Eltern haben damals im Kindergarten Kunterbunt viele Spielgeräte selbst gemacht. Ich wünsche mir mehr Raum für Kreativität der Kinder.“ Die beste Zeit für die Kinder sei die Spielzeug-freie Zeit gewesen. Die damalige Elternbeirats-Vorsitzende Dr. Sarah Ertl betonte in ihrer Stellungnahme, sie habe keinen Wunschzettel bei der Gemeinde abgegeben. „Ich bin beim Kostenvoranschlag und wegen des Drahtzaunes auch erschrocken.“
„Im Bauamt kann kein kreativer Prozess stattfinden“
Auch Grünen-Gemeinderat Gerd Mulert hatte in der damaligen Gemeinderatssitzung hatte sich ebenfalls zur Gruppe der Skeptiker gesellt: „Das ist zuviel. Wir brauchen mehr Raum für Entwicklung.“ Er erneuerte in der Grünenversammlung noch einmal seine Bedenken gegen eine behördliche Spielplatzgestaltung: „Im Bauamt kann kein kreativer Prozess stattfinden.“ Auch zuviel Einfluss der Eltern sieht er kritisch: „Wenn es ein Wunschkonzert der Eltern gibt, dann entsteht am Spielplatz ein Millionengrab.“
Was wünschen sich die betroffenen Eltern? Eine Mutter beklagte, dass Babyschaukeln fehlten. Und Ruth Paulig wünschte sich in ihrer Funktion als Großmutter Sitzgelegenheiten, wenn sie die Enkel beaufsichtigt.
Christoph Welsch, der als Gemeinderat für seinen Fokus auf die Kosten bekannt ist, ließ durchblicken, dass die Eltern auch mal die herrliche Natur in Herrsching und Breitbrunn als Spielplatz nutzen sollten. „Der Strand in Herrsching ist ein einziger Spielplatz.“
Öffentliche Kinderspielplätze in Herrsching, Breitbrunn und Widdersberg
Abenteuerspielplatz am Mitterweg
Mitterweg
82211 Herrsching
Spielplatz an der Dorfstraße
Dorfstraße
82211 Herrsching
Ortsteil: Widdersberg
Spielplatz an der Hauptstraße
82211 Herrsching
Ortsteil: Breitbrunn
Spielplatz an der Madeleine-Ruoff-Straße
Madeleine-Ruoff-Straße
82211 Herrsching
Spielplatz Kleingartenanlage in der Gewerbestraße
Gewerbestraße
82211 Herrsching
Zunächst finde ich es sehr schade, dass es sich in der Berichterstattung zur Veranstaltung zum Thema „Spielplatzgestaltung in Herrsching“, im übrigen wie ich finde ein sehr wichtiges, nur die Kosten des neuen Kinderhauses am Fendlbach im Fokus stehen. Themaverfehlung?? Ich denke, dass hier Birnen mit Äpfeln verglichen werden. Ich vermute die genannten 800.000 € sind sicherlich Kosten für den gesamten Aussenbereich (inkl. Parkplätze, Bäume, Sträucher, Gartenhäuser, Wege, Zaun & Spielgeräte).
Nun zum eigentlichen Thema: Ich schließe mich Frau Körner an & finde eine naturnahe Einbindung sehr wichtig & schön, Holzelemente und gemütliche Sitzplätze. Denn sind wir mal ehrlich: den Spielplatz am See überfluten gerade am Wochenende eine Vielzahl von Kindern/Eltern und auch Wochentags möchten wir Herrschinger hier gerne Zeit verbringen – da können wir als Gemeinde Herrsching doch mehr!? Und das gilt es anzupacken!
„Wieviel Luxus braucht ein Spielplatz?“ Das war der Artikel von Herrsching Online am 26. MAI 2022. Bereits damals wurden die extrem hohen Kosten für den Kinderspielplatz für den Kindergarten am Fendlbach in Höhe von 844.000.-€ im Gemeinderat diskutiert. Seitens der „Grünen“ wurde darauf hingewiesen, dass mit dem damaligen Entwurf die Kreativität der Kinder nicht richtig gefördert wird. Was aus meiner Sicht wichtiger ist, als 844.000.-€ für einen Kinderspielplatz in Holz auszugeben, der diese Möglichkeit nicht einmal bietet. Da will ich Frau Körner in diesem Punkt auch beipflichten.
Und man darf nicht vergessen, unabhängig der Ausstattung eines Kinderspielplatzes in Höhe von 844.000.-€, dass wir hier über eine Summe reden, mit der sich eine Familie ein Einfamilien- oder Reiheneckhaus in Herrsching (ohne Grundstück) realisieren könnte. Übrigens gibt es noch teurere Kinderspielplätze, z. B. den „Dino-Spielplatz“ im Rosensteinpark in Stuttgart für 975.000.-€
(https://www.baden-wuerttemberg.de/de/service/presse/pressemitteilung/pid/dino-spielplatz-im-rosensteinpark-eroeffnet-1). Dieser ist aber deutlich größer und vorwiegend aus Edelstahl
Laut Herrsching online hat der Kinderspielplatz beim neuen Kindergarten am Fendlbach 800.000.-€ gekostet. Wurde hier die Firma „ADO, die mit der Goldkante“ beaufragt? Für 800.000.-€ bekommt man selbst in Herrsching ein kleines Einfamilienhaus/Reiheneckhaus schlüsselfertig (natürlich ohne Grundstück)! Wurde von den Experten im/des Gemeinderats nicht ernsthaft die horenden Kosten hinterfragt, bzw. spätestens in nichtöffentlicher Sitzung vor Auftragsvergabe die Kosten auf den Prüfstand gestellt? Vergleichbare Kinderspielplätze kosten maximal 80.000.-€ bis 100.000.-€; und das ist schon viel Geld.
Wenn man überlegt, dass der Kindergarten am Fendlbach ca. 8.000.000.-€ (Angabe örtliche Presse) insgesamt kostet, dann sind hier 10% der Kosten nur für den Spielplatz! Die relativ einfachen Kinderspielgeräten des Kinderspielplatz des Kindergartens stehen in keiner Verhältnismäßigkeit zu der eingebauten aufwendigen Technik inkl. neuen Kindergaten. Daüber sollte man wenigstens jetzt als Gemeinderat nachdenken; ich sage nur Steuergelder.
Die Gestaltung der Gemeindespielplaetze wird zwar selten von Buergermeistern und Gemeinderäten als besonders wichtig wahrgenommen, aber für die nachkommenden Generationen ist sie es schon. So wie die Kinder von 1 bis 9 Jahren miteinander im oeffentlichern Raum in Kontakt kommen, erwerben sie körperliche und soziale Kompetenz. Auch für die begleitenden Erwachsenen ist es ein Raum der Begegnung. Darum bin ich der Meinung, dass Spielplaetze so angelegt sein sollen, dass die Benutzer selbst viel Freiräume in der Gestaltung haben. Besonders gut und preisgünstig ist immer die Gestaltung mit den Benutzern selbst und eine naturnahe Ausgestaltung. Die Natur selbst ist immer der beste Raum für Abenteuer und sollte ein Vorbild für die Spiellandschaft sein. Ein Spielplatz kann und soll kein Sportplatz sein.