Auf ein Wiedersehen im Schloss: Die Pro-Natur-Aktivistinnen und Sprecher bei der Vorstellung ihrer Baumschutzverordnung im Februar. Am Donnerstag, 30. November, um 19.30 Uhr laden sie zu einer Podiumsdiskussion. Von links: Ela Bauer, Norbert Wittmann, Uli Spindler, Karin Casaretto und Wolfgang Aigner

Aufgebäumt

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Bürgerinitiativen kämpfen für Mögliches und Unmögliches: Gegen Glockengeläut, gegen Storchennester auf dem Schornstein, gegen Umgehungsstraßen, für Dorfläden und gegen Motorradhorden auf der Durchgangsstraße. Das soll vor allem den Aktivisten helfen. Es gibt aber auch Bürgerinitiativen, die für Lebewesen ohne Lobby kämpfen – zum Beispiel für Bäume. Großpflanzen sagen nicht Danke, sie haben kein Wahlrecht, sie vergeben keine Aufträge. Die Herrschinger Umweltaktivisten von Pro Natur haben sich diesem selbstlosen Kampf verschrieben und wollen möglichst viel vom Grünen Dach Herrschings vor der Kettensäge retten. Sie kämpfen für einen behördlich garantierten Schutz der Schattenspender. Ihr Anliegen wollen sie auf einer Podiumsdiskussion am Donnerstag vorstellen – und haben dazu sogar ihre erklärte Gegnerin – die CSU – eingeladen. Die Co-Sprecherin von Pro Natur, Karin Casaretto, berichtete nun auf einer Pressekonferenz, dass kein CSU-Gemeinderat aufs Podium kommen will. Als Kontrapart, so Casaretto, nähmen sie jetzt einfach ein Flugblatt der CSU gegen eine Baumschutzverordnung „und arbeiten uns daran an“.

Rita Mulert

Abgearbeitet haben sich in der Pressekonferenz die Pro-Natur-Aktivisten samt Gemeinderat Rainer Guggenberger (BGH) und Rita Mulert (Co-Vorsitzende der Grünen) auch am Arbeitskreis Umwelt. Die Vereine vertrat die ehemalige Gartenbauvorsitzende von Breitbrunn, Heidi Körner. Auch sie saß mitunter im AK Umwelt. Das extrem heterogen zusammengesetzte Gremium ist nun aber im ersten Lebensjahr einen jähen Kindstod gestorben – der Gemeinderat hat ihn still beerdigt. Schad drum?

Christine Hollacher

Die ehemalige Bürgermeisterin und Pro-Natur-Aktivistin Christine Hollacher beklagte, dass der Arbeitskreis keine Experten als Treiber hatte. So wie der erfolgreiche Arbeitskreis Verkehr, ergänzte Gemeinderat Guggenberger. Dass der Ausschuss ohne Öffentlichkeit tagte, kritisierte Hollacher wiederholt: „Die Öffentlichkeit will nicht nur Ergebnisprotokolle, sondern auch die Argumente hören, die in den Sitzungen ausgetauscht werden.“

Leidenschaftlich und rhetorisch kraftvoll setzte sich die Grüne Rita Mulert in der Pressekonferenz noch einmal für eine neue Baumschutzverordnung ein. „In den beiden letzten Sommern sind Fußgänger von Baumschatten zu Baumschatten geflüchtet.“ Sie bekräftigte, dass es „Hemmschwellen gegen willkürliche Baumfällungen geben muss“. Man dürfe nicht wegen des grünverstellten Seeblicks oder wegen hohem Laubanfall Bäume fällen. Gemeinderat Guggenberger plädierte für eine ausgewogene und praktikable Baumschutzverordnung

• Baumpflegemaßnahmen müssen gemeindlich unterstützt werden

• Proaktive Baumfällungen müssen verhindert werden

• die Gemeinde muss Grundbesitzern Beratungen anbieten, wie man trotz Bauvorhaben Bäume retten kann

Der Co-Sprecher von Pro Natur, Norbert Wittmann, ging als Verwaltungsexperte auf die Bauleitplanung ein, die in vergleichbaren Gemeinden völlig anders aussehe als in Herrsching. So habe zum Beispiel Gräfelfing eine Bauleitplanung, die eine Baumschutzverordnung überflüssig mache. Dort seien Bäume schon ab einem Umfang von 50 Zentimetern geschützt.

Auch das Argument, eine Baumschutzverordnung verursache hohe Personalkosten in der Gemeinderverwaltung, ließ er nicht gelten. Man könne als Faustregel annehmen, dass eine Baumschutzverordnung pro 1000 Einwohner eine Stunde Verwaltungsarbeit im Monat beanspruche. Das würde für Herrsching 11 Stunden Aufwand bedeuten.

Es wird trotzdem, so orakeln Pessimistinnen, keine Baumschutzverordnung in Herrsching geben. Auf die Frage, ob jemand in der Runde an eine Schutzverordnung glaube, verweigerten der Gemeinderat, die Grüne und die Pro-Natur-Leute die Aussage. „Wir hoffen es“, sagten alle. Die Hoffnung stirbt eben erst, wenn alle Bäume dem Beton gewichen sind.

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