Natur, Nachbarn und Nerven lieben Sensen

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Das Wort von der Graswurzelbewegung stimmt hier wirklich: Die Sense, das Bauernwerkzeug schlechthin, erobert ganz langsam die heimischen Wiesen zurück. Die Ortsgruppe Seefeld im  BUND Naturschutz hat den Naturgärtner Tobias Stieger aus Andechs für einen Sensenkurs gewonnen. Die Freunde des geräuschlosen Mähens haben dabei gelernt, wie man das Gras streichelt und Insekten schont. Warum eine feine Klinge gut ist für die Natur, die Nachbarn und die Nerven, erklärt Tobias Stieger im herrsching.online-Interview.

Tobias Stieger: Schleifen ist das Erfolgsgeheimnis beim Sensen-Mähen

herrsching.online: Warum zurück zur arachaischen Sense?

Stieger: Die Sense ist viel schonender für die Natur.

herrsching.online: Wie lange braucht man, um die Sense richtig zu bedienen?

Stieger: Das kommt ganz auf dich an. Man muss viel üben, bis man den Dreh raus hat.  Ich kann jetzt nicht sagen, dass man den Bogen raus hat nach einer Woche, einem Monat oder einem Jahr. Es kommt auch darauf an, wie achtsam man mit der Sense umgeht. Man kann sich schnell verbessern, aber auch nur  langsam Fortschritte machen, wenn man nur drauf losklopft.

herrsching.online: Lohnt es sich, für einen 500-Quadratmeter-Garten eine Sense anzuschaffen?

Stieger: Ja, das lohnt sich. Das ist eine schöne Größe. Es lohnt sich sogar für einen kleinen Garten. Aber nur dann, wenn man die Wiese auswachsen lässt. Wer einen piccobello gemähten Rasen haben will, sollte einen Rasenmäher verwenden.  Die Sense ist nicht geeignet dafür, einmal in der Woche 2 Zentimeter wegzuschneiden. Die Sense ist dafür da, um mit der Natur zu leben, alles auswachsen zu lassen, alles bühen zu lassen.

herrsching.online: Wie oft sollte man denn mähen im Jahr?

Stieger: Zweimal im Jahr. In einem größeren Garten habe ich immer Richtung August gemäht. Das hatte aber den Nachteil, dass die Wiese sehr hoch war. Nach Regen oder einem Gewitter liegt dann das Gras, und man hat beim Mähen große Schwierigkeiten. Heuer hatte ich besagte Wiesen schon im Mai gemäht, das ging dann sehr sehr leicht. Viele Pflanzen hatten gerade erste Blüten hochgeschossen. Diese Blüten waren natürlich weg. Aber diese Pflanzen blühen dann später noch einmal,  für die Bienen stehen sie also noch einmal zur Verfügung.

herrsching.online: Sollte man das Gras liegen lassen oder zusammenrechen?

Stieger: Liegen lassen. Wenn man die Möglichkeit hat, bitte liegen und trocknen lassen. Und wenn man die Muse hat, kann man das Schnittgut noch einmal wenden, damit es ganz austrocknet. Die Heuduft duftet unglaublich gut, das freut den Menschen. Außerdem können die Samen aus den Blumen herausfallen, die Kapseln gehen auf, die Samen fallen auf die Erde. Und im nächsten Jahr wachsen die gleichen Blumen wieder. Wenn das Gras gleich wegschafft, dann schafft man auch die ganzen Samen weg. und man hat den Heuduft nicht. Außerdem gibt es Insekten, die im Heu hängen. Wenn man das Gras gewendet hat, hatten die Insekten Zeit, sich zu verziehen. 

Wenn Sie aus Ihrem Garten den stinkenden oder surrenden Rasenmäher verbannen möchten, mäht Tobias Stieger Ihre Wiese sanft und naturschonend: Tobias Stieger, Andechs, Tel. 0176 31477601, mail@gartenpflege-stieger.de

Weitere Auskünfte: ldiko Gaal-Baier, Bund Naturschutz in Bayern e.V., Ortsgruppe Seefeld, (08152)

98 92 14

Die Sense muss zur Körpergröße passen. Wie man das Gerät einstellt, erklärt Stieger im Kurs
https://bn-seefeld.de/

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