Der alte Kindergarten Kunterbunt mit Holzzaun. Die Eltern wollten ihre Kinder im neuen Kinderhaus wieder durch eine blickdichte Einfriedung schützen

Muss ein Kindergarten-Zaun blickdicht sein?

3 mins read

Bauausschuss diskutiert über Zaun fürs neue Kinderhaus/Eltern wollten 180 Zentimeter hohen Bretterzaun//

Es ging um nichts weniger als um gesellschaftliches Verständnis, um Gefängnisoptik, um Kinderschutz – und um 32 000 Euro Mehrkosten: Es ging um so dramatische Dinge wie einen Zaun, der das neue Kinderhaus am Fendlbach gegen Eindringlinge, kindliche Ausbrecher und neugierige Blicke schützen soll. Der Vorstand des Trägervereins Kindergarten Kunterbunt beantragte statt eines Doppelstabmattenzauns einen 1,80 Zentimeter hohen, nahezu blickdichten Holzzaun. Die Mehrheit des Bauausschusses konnte sich nicht für eine „Holzwand“ (Architekt) entscheiden und hat sich deutlich für den Doppelstabzaun entschieden.

Allerdings soll der Zaun auf 1,50 erhöht werden, damit kleine, unternehmungslustige Ausreißer nicht über die Abgrenzung klettern können. Auch die Kosten spielten eine Rolle. Ein Holzzaun mit variabler Höhe hätte 32000 Euro mehr gekostet. Die Gemeinde muss in diesem Haushalt 3,4 Millionen an Krediten aufnehmen, da schauen die Räte auch bei überschaubaren Beträgen mehr aufs Geld.

Das Anliegen eines höheren Zauns aus Holz haben die erste Vorständin des Trägervereins, Tina Drexler, und Johannes Erhart im Bauausschuss vorgetragen. Sie berichteten, dass die Kinderschutzbeauftragte Petra Buchinger dringend von einem Stabmattenzaun abgeraten habe. Ein solcher Zaun gestatte Einblick von außen und mache auch ein Überklettern durch Kinder möglich. Ein nahezu blickdichter Holzzaun in 170 bis 180 Zentimeter hoher Ausführung biete den Kindern „eine geschützte Atmosphäre“, wie die ehemalige Vorständin Sarah Ertl in einem Brief formulierte.

In der Diskussion meldete sich Christoph Welsch (von Beruf Architekt, Grünen-Fraktion) als erster und setzte für die folgenden Wortmeldungen den Ton: „Ein 180 Zentimeter hoher Zaun wirkt wie ein Gefängniszaun.“ Auch Rainer Guggenberger (BGH) sah die Bretterwand kritisch, machte aber den Vorschlag, die vorgeschlagene 120er-Höhe auf 150 Zentimeter anzuheben. Seine Fraktionskollegin Claudia von Hirschfeld unterstützte Guggenberger mit dem Argument, dass es doch auch schön sei, wenn man in den Kindergarten reinschauen könne. Gerd Mulert holte noch ein bisschen weiter aus und meinte: „Kinder gehören zum Leben. Und wenn wir uns gegen alle Risiken schützen wollen, leben wir in einer anderen Gesellschaft.“ Wolfgang Schneider plädierte dagegen für den gewünschten Holzzaun.

Der Architekt des Kinderhauses, Achim Füllemann, hätte nichts gegen einen Holzzaun, gab aber zu bedenken, dass eine solche Umfriedung ab einer gewissen Höhe zur Wand werde. Abgeschottete Grundstücke seien von der Gesellschaft nicht gewünscht, weil „sie nicht dem gesellschaftlichen Verständnis von einem toleranten, lebhaften Miteinander entsprechen“. Ein Kindergarten sei Bestandteil des kommunalen Lebens. Deshalb solle man ihn nicht von seiner Umwelt abschotten.

Diese Argumente setzten sich im Bauausschuss durch – nur Schneider und Puntsch stimmten für einen Holzzaun. Als Teilsieg dürfen die Eltern werten, dass der Zaun auf 150 Zentimeter anwächst und durch die Hecken Sichtschutz bietet.

3 Comments

  1. Der neue Kindergarten hat doch die Polizeistation als sicheren Nachbarn mit einer hohen Mauer. Da kann doch an der anderen Seite eine lebendige Hecke das Naturkonzept ergänzen. Eine Bretterwand wäre schon sehr gewöhnungsbedürftig für uns Außenstehende.

  2. Da werden richtig Erinnerungen geschürt, wenn ich das Bild hier hier sehe. War es doch mein Kindergarten, den ich zusammen mit Eltern im vorigen Jahrtausend im Keller vom Darchinger mit gegründet und bis zur Übernahme durch Gabi Fulde auch geleitet hatte… die kleine Renovierung der schönen alten Villa – Wände streichen etc. – hatte damals „mein Singer“ übernommen. Soll das Gebäude jetzt abgerissen werden? War eine super schöne, wenn auch aufregende Zeit… schluuuuchz… lang, lang ist’s her!
    Uli Singer

    • Mir geht es ähnlich. Und welche schönen Feste wir doch im Garten gefeiert haben….
      Ich hoffe, dass es die Kinder im neuen Kindergarten genauso schön haben werden.

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.

Aktuellste Meldungen

Das Blaue Band bleibt am Ammersee

Klassische Strecke, klare Regeln, enge Zeitabstände: Die Traditionsregatta „Blaues Band vom Ammersee“ des Herrschinger Rhein-Main-Donau Segelclubs

Neuer Tempo-TÜV in Herrsching

Gemeinde engagiert Zweckverband für Geschwindigkeitsüberwachung/Messstellen werden von der Gemeinde und der Polizei gemeinsam festgelegt/Immer weniger Temposünder/Künftig