Mia Schmidt, Ex-Fernsehstar, Ex-Fitness-Trainerin, Ex-Politikerin, versteht „ihren" Seniorenbeirat als Interessenvertretung. Foto: Gerd Kloos

„Wir sind halt aufmüpfig”

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Wieder einmal war Mia Schmidt im Gemeinderat mit einem Antrag abgeblitzt. 6000 Euro hatte sie als Sozialetat für den Seniorenbeirat beantragt. Und 18 von 24 Räten verweigerten ihr das Almosen aus dem Gemeindehaushalt. Zuvor war sie mit der Idee eines Café-Treffs im alten Bahnhof nicht durchgedrungen. Warum also tut sich die Vorsitzende des Seniorenbeirats diesen „Job” noch an? Geltungsdrang kann es nicht sein, Schmidt hatte Hunderttausende treuer Fans als Fernsehstar bei „BR Tele Gym”. Erst im zarten Alter von 76 hat sie beim TSV Herrsching als Gymnastik-Trainerin für ältere Semester aufgehört. herrsching.online hat sich mit Mia Schmidt auf einen Kaffee bei Karla verabredet. Wir haben gelernt: Dieses Leben passt nicht in ein kleines Cappuccino-Interview.

Hausfrauengymnastik, ein Wort, das der Physiotherapeutin und „gelernten” Turnerin ein Graus ist, hat sie nicht betrieben – sie wollte der eleganten Geschmeidigkeit ein neues Image geben. Bis zu 4 Gruppen brachte Schmidt parallel in Schwung – mit Gymnastik und Jazz-Tanz. Dass sie dazwischen eine Tochter gebar und Zwilingssöhne zur Welt brachte, hat ihre Karriere nur für Wochen unterbrochen – noch 3 Tage vor der Geburt stand sie in der Turnhalle. Und das war keine Schwangerschafts-Gymnastik.

Parallel zum Engagement beim TSV machte Schmidt eine Ausbildung für den Reha-Sport, aus dem sich dann die Seniorengymnastik entwickelte (siehe auch Interview „Seniorensport: Statt Liegestuhl Liegestützen”). Und über universitäre Kontakte wurde das Bayerische Fernsehen auf die hübsche Herrschingerin aufmerksam: Zwischen 1989 und 2011 hüpften, beugten, dehnten und ächzten Hunderttausende von Fernseh-Zuschauerinnen auf „Befehl” des TV-Flexy-Girls Mia. In 8 Fernseh-Serien zeigte sie, dass Beweglichkeit Grazie ist und Kraft-Ausdauer Lebensfreude.

Neben ihrer Karriere als „Chefin eines erfolgreichen Familienunternehmens” (so wurde die Rolle als Ehefrau und Mutter einmal in einer Fernsehwerbung beschrieben), als TV-Motivatorin und TSV-Trainerin mischte Mia Schmidt in der Herrschinger Kommunalpolitik mit – ihr Ehemann Otto, der die Forschungsabteilung bei Heine-Optotechnik leitete, hat sie damals wohl nicht so oft gesehen.

Mia Schmidt saß für die CSU im Gemeinderat, aber eine Parteisoldatin war sie nicht: Als ihr nach 6 Jahren im Gemeinderat das Ehrenamt der Dritten Bürgermeisterin verwehrt wurde, trat sie aus der Partei aus und blieb als unabhängige Rätin im Gremium: „Es waren zuviele Männer vor mir. Ich habe gemerkt, dass ich da nichts gelte.”

Nur logisch, dass Mia Schmidt auch aus dem Seniorenbeirat, der wohl nur zur Alten-Bespaßung gedacht war, eine Interessenvertretung macht. Das scheint nicht allen Herrschinger Kommunalpolitikern zu gefallen. Ihr Satz: „Wir sind aufmüpfig” ist dabei eher eine Drohung als eine Beschreibung.

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