Der Geldschrank der Gemeinde ist immer noch gut gefüllt. Gemeindekämmerin Miryam Goodwin ist zurfrieden mit dem Gewerbesteuer-Aufkommen

Erhöht Herrsching die Steuern?

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Die meteorologische Begleitmusik passte nicht zum Anlass. Mitten im Vortrag der Gemeindekämmerin Miryam Goodwin zog ein heftiges Gewitter über Herrsching hinweg. Dabei bot der Kassensturz der Finanzchefin zur Jahreshälfte fast nur Erfreuliches: Mehr Steuern und Einnahmen und höhere Erträge als im Vor-Corona-Jahr 2019 könnten die Fantasie der Gemeinderäte anregen, neue Projekte anzuschieben. Kämmerin und Bürgermeister aber gossen Wasser in den Wein. Goodwin sprach fürs nächste Jahr vom Sparen, und der Bürgermeister kündigte Gespräche über eine Gewerbesteuererhöhung an.

Warum ist eine Ferienwohnung in Herrsching steuerlich so günstig? Die Interims-Herrschinger dürfen ja nicht wählen, sie erhöhen den Druck auf die Immobilienpreise – und sie bieten mit den geschlossenen Fensterläden kein einladendes Bild. Quelle: Gemeinde Herrsching

Die Zahlen, die Goodwin vorlegte, lassen nur eine Frage zu: Krise – welche Krise? So sind die Erträge im ersten Halbjahr 22 im Vergleich zu 2019 um 100 000 Euro auf satte 10,3 Millionen gestiegen. Die Steuern und Abgaben haben sich um 200 000 Euro auf 7,5 Millionen erhöht. Herrsching profitiert auch satt von der sprudelnden Einkommenssteuer. 300 000 Euro mehr stehen im ersten Halbjahr in den Büchern der Gemeinde – 2,4 Millionen sind bislang geflossen. Allerdings sind auch die Aufwendungen um 100 000 Euro gestiegen – von 10,4 Millionen im Vor-Corona-Jahr auf 10,5 Millionen bis zum 1. Juli 2022.

Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit. Hinter den Zahlen stehen ein paar Fragezeichen. Der Gerätewagen der Feuerwehr ist immer noch nicht geliefert, folglich nicht bezahlt. Da stehen noch 330000 Euro im Haushalt, Auch der Katastrophenschutz fürs Starkregen-Management kostet im zweiten Halbjahr noch 100 000 Euro. 50000 Euro verschlingt die Modernisierung der Sirenen im Ort. Am Kinderhaus am Fendlbach haben jetzt die Arbeiten begonnen – für 2022 sind 3 Millionen eingeplant. Auch das Gemeindehaus Widdersberg und die Obdachlosenunterkunft schlagen 2022 mit mehr als einer Million ins Kontor. Die Restkosten für den Erweiterungsbau und die Umgestaltung des Pausenhofs der Christian-Morgenstern-Schule kostet den Steuerzahler weitere 400 000 Euro.

Herrsching ist bei der Gewerbesteuer behutsam. Niedrige Hebesätze sind Wettbewerbsvorteile für die Gemeinden

Die gute Nachricht: Bei den Gemeindesteuern ist noch deutlich Luft nach oben. So liegen die Hebesätze in Herrsching am unteren Tabelle im Landkreis. So liegt Herrsching bei der Gewerbesteuer im untersten Drittel aller Kreisgemeinden. Nur Pöcking und Feldafing und Andechs erheben weniger Steuern von den Unternehmen. Bei der Grundsteuer, die jetzt ja reformiert wird, liegt Herrsching im Agrarsektor an letzter Stelle, im übrigen Bereich an zweitletzter Stelle. Und auch bei der Zweitwohnungssteuer greift die Seegemeinde nur zaghaft in die Taschen der Interims-Herrschinger. Sogar bei der Hundesteuer ist Herrsching zahm wie ein Schoßhündchen. Nur Krailing liebt die Vierbeiner noch mehr.

Das Halbjahresergebnis im Herrschinger Haushalt liegt leicht unter dem des Vor-Corona-Jahres 2019

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