Beispiel eines Luxusspielplatzes mit Wassergeräten. So üppig wird der Gemeindekindergarten dann doch nicht. Das Foto stammt vom Spielgeräte-Anbieter Besendahl

Wieviel Luxus braucht ein Spielplatz?

3 mins read

Wie luxuriös darf ein Spielplatz sein? Wieviel Bespaßung der Kinder ist vertretbar, wenn der Steuerzahler dafür aufkommen muss? Diese Fragen diskutierte der Gemeinderat am Beispiel des neuen Kinderhauses am Fendlbach. Der Landschaftsarchitekt Thomas Geiger (Büro Geiger & Waltner, Kempten) stellte dem Plenum seine Planungen für den Spielplatz vor. Die Grünen kritisierten, dass den Kindern zuwenig Raum für Kreativität gegeben werde, die CSU fand die Ideen der Architekten „wundervoll”.

Zwischen vielen bunten Zeichnungen schimmerte eine Zahl auf, die einigen Räten den Spaß verdarb: Die Außenanlagen mit

• Hortspielplatz

• Kindergarten-Freigelände

• Krippen-Spielplatz

sollen nach den Berechnungen des Planers stolze 844 000 Euro kosten. Landschaftsarchitekt Geiger hat in das rund 2000 Quadratmeter große Areal reingepackt, was auch verwöhnte Kinder freuen dürfte: zum Beispiel eine Bobby-Car-Bahn, ein Wasserspiel-Matschgerät, Bienenhäuser oder einen Naschgarten. Dazwischen rankt viel Gehölz, um die Bereiche voneinander abzutrennen. Weil soviel Bespaßung viel Geld kostet, schlug der Architekt keinen natürlichen Holz-Staketenzaun vor, sondern eine metallene Umgrenzung – zum Entsetzen vieler Räte.

Christiane Gruber traute sich als erste Rednerin, ein großes Aber auszusprechen: „In diesem Spielplatz ist ja alles enthalten, was das Herz eines Kindes begehrt. Aber ich sehe nicht, dass wir das alles finanziell schaffen werden.” Bürgermeister Schiller berichtete, dass Sparmaßnahmen hinterher oft mehr kosteten als der Erstentwurf: „Oft wird es dann doppelt so teuer.”

Da hob Anke Rasmussen zu einer Grundsatzrede an, die mit Beifall aus der Zuhörerschaft quittiert wurde: „Ich bin geschockt, wenn ich von einer Bobby-Car-Bahn höre. Wir Eltern haben damals im Kindergarten Kunterbunt viele Spielgeräte selbst gemacht. Ich wünsche mir mehr Raum für Kreativität der Kinder.” Die beste Zeit für die Kinder sei die Spielzeug-freie Zeit gewesen. Die Elternbeirats-Vorsitzende Dr. Sarah Ertl betonte, sie habe keinen Wunschzettel bei der Gemeinde abgegeben. „Ich bin beim Kostenvoranschlag und wegen des Drahtzaunes auch erschrocken.”

Grünen-Gemeinderat Gerd Mulert gesellte sich ebenfalls zur Gruppe der Skeptiker und meinte trocken: „Das ist zuviel. Wir brauchen mehr Raum für Entwicklung.” Vor allem die Versiegelung der Parkplätze brachte ihn auf die Palme. Gemeinderätin Christina Reich (CSU) dagegen fand, dass der Plan sehr schön sei. „Man hätte sich gewünscht, als Kind einen solchen Spielplatz zu haben.” Grünen-Rätin Traudi Köhl konterte: Plan zurückstellen. Ihr Fraktionskollege Mulert lieferte gleich die Begründung dafür: „Die Pläne für die Außenanlagen waren nicht bei den Sitzungsunterlagen für die Gemeinderäte. Ich konnte mich nicht vorbereiten und kann deshalb auch nicht darüber abstimmen.”

Es wurde dann doch abgestimmt. Mit den Stimmen der CSU und des Grünen-Rates Wolfgang Darchinger ist die Kostenrechnung der Architekten abgesegnet worden.

1 Comment

  1. Nach der Bayerischen Gemeindeordnung sowie der Geschäftsordnung der Gemeinde Herrsching §23 „Form und Frist für die Einladung“ ist diese bis zum 3. Tag vor der Sitzung einschl. „Besonderer Beschlussvorlagen“ zuzustellen.
    Ob 844.000 € für eine „Besondere Beschlussvorlage“ ausreichen, sollen die Gemeinderäte:Innen für uns Steuerzahler entscheiden?
    Dass die mündliche Präsentation laut des Bürgermeisters ausreichend ist, um einen Beschluss für Kindergenerationen zu treffen, wagten offensichtlich zu Recht einige zu bezweifeln.
    Spannend war zu beobachten, dass innerhalb der Fraktionen keine einheitliche Auffassung bestand oder wohlmöglich Partikularinteressen die namentliche Abstimmung beeinflusst haben?
    Schade für die Pädagoginnen, dass die Vorbereitung dieses Tagesordnungspunkts so zusammenhanglos organisiert war.
    Schade für den Landschaftsarchitekten, dass seine Präsentation so verpufft ist.
    Und schade, dass für die Gebäudehülle unser aller 400.000 € Steuer-Mehrkosten sofort (prognostiziert vom Architekten wird 1.000.000 € Steuer-Mehrkosten) von den Gemeinderäten:Innen durchgewunken sind, ohne ein von allen Beteiligten abgestimmtes Gesamtkonzept für die Spielbereiche abzuwarten.
    Das die zukünftig versiegelte Fläche einschließlich Gebäude ohne Dachbegrünung mittels Zwischenstopp in Rigolen über Kanalisation in den Ammersee entwässert, mutet bei der parallel stattfinden Diskussion über Hochwasserschutz am Kienbach nicht weniger unkoordiniert an?

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.

Aktuellste Meldungen

Sie sagt „Ja”

Sie hat „Ja” gesagt: Susanne Hänel wird als Nachrückerin für Claudia von Hirschfeld in den Gemeinderat

Anzeige

Frühlingserwachen am Ammersee