Einmal im Jahr darf der Trecker am Königsberg in Breitbrunn mähen

Königsberg wird abrasiert

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Einmal im Jahr muss auch der Königsberg in Breitbrunn zum „Friseur”: Der 2,8 Hektar große Westhang beherbergt eine schützenswerte „Halbtrockenrasen-Pflanzengesellschaft”. Die Wiese im Landschaftsschutzgebiet bietet Heimat für Wiesen-Bocksbart, Flockenblume, echte Schlüsselblumen oder Zittergras. Diese Blumen locken Insekten wie den Himmelblauen Bläuling oder den Schwalbenschwanz an. Gemäht wird die „extensive Mähwiese” vom Rauscher Bauer Thomas Jäger. Er freut sich nicht nur über das wertvolle Futter für seine 24 Kühe, er wird für den Dienst an der Natur noch von der Gemeinde Herrsching bezahlt. Die Zeit allerdings, in der das artenreiche, langsam wachsende und schonend getrocknete Gras in Handarbeit geerntet wurde, ist längst vorbei. In drei Tagen  mäht Jäger den Hang mit seinen vier Terrassentreppen und sammelt die mannshohen Ballen mit modernster Technik ein. Nur an den Treppenabsätzen muss dann doch der Handrechen helfen. 

Aber auch in dem geschützten Biotop hat die Artenvielfalt in den letzten 100 Jahren gelitten. „Man kann melancholisch werden, wenn man liest, was Franz Utz 1915 noch liebevoll über die Pflanzenwelt notiert hatte”, schreibt der Autor und Heimatkundler Robert Volkmann in seinem Buch über Breitbrunn. Vor 20 Jahren noch führte ein Schild nicht weniger als 16 schützenswerte Pflanzenarten auf – unter anderen Küchenschellen, Silberdisteln, Frühlingsenzian und Wiesen-Schlüsselblumen, Wiesen-Bocksbart, Wiesen-Salbei und Knollen-Hahnenfuß. Trotzdem ist „der Königsberg eines der letzten Rückzugsgebiete für Pflanzen und Tiere, die anderswo der Landwirtschaft weichen mußten“, sagt der Starnberger Naturschutz-Chef Günter Schorn. 

Bis zum 15. August darf die Wiese, auch wenn sie abrasiert und insektenfrei ist, auf amtlichen Befehl nicht betreten werden. Dann aber wächst der touristische Druck wieder mächtig an: Wanderer, Jogger, Gleitschirm- und Modellflieger, Mountainbiker, Reiter und mitunter sogar motorisierte Rowdies bevölkern das Gelände. Zu einem Betretungsverbot, wie es in FFH-Gebieten üblich ist, konnte sich das Landratsamt nicht durchringen. 

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