Ein winziger Stolperstein für eine neue Klinik in Hechendorf ist aus dem Weg geräumt. Die Bürger erlauben ihrer Gemeinde, mit den Planungen für das neue 200-Betten-Haus an der Lindenallee zu beginnen. Landratsamt und die Starnberger Kliniken GmbH sind erleichtert. Zu früh gefreut, grätscht der Kreisvorsitzende des Bundes Naturschutz, Günter Schorn, hinein. Der Ausbau der Schindlbeck-Klinik in Herrsching sei nach wie vor Priorität eins.
Der Pressesprecher der Starnberger Kliniken, Stefan Berger, widerspricht dem Vorwurf von Schorn, es sei falsch gespielt worden. Herrsching sei laut Klinik-Chef Dr. Thomas Weiler die Option A.
Im Interview mit herrsching.online macht BN-Chef Günter Schorn klar: Der mögliche Baugrund ist nach dem neuen bayerischen Naturschutzgesetz geschützt. „Wir werden verhindern, dass die artenreiche Mähwiese aus dem Landschaftsschutzgebiet herausgenommen wird“, sagt Schorn siegessicher. Und dann kommt noch ein massiver Vorwurf an die Klinik-Befürworter von SPD, CSU, FWG und FDP: Es sei mit falschen Karten gespielt worden.
herrsching.online: Empfinden Sie das Ergebnis des Ratsbegehrens als Niederlage für den Naturschutz?
Schorn: Nein. Wir haben es geschafft, über 40 Prozent der Stimmen zu bekommen. Das stärkt uns, wir haben einen guten Rückhalt im Ort.
herrsching.online: Sie sprechen davon, dass es Gesetze gebe, die Bauten in Landschaftsschutzgebieten verbieten. An welche Gesetze denken Sie?
Schorn: Das ist der Artikel 23 in der Neufassung des Bayerischen Naturschutzgesetzes. Dieses Gesetz weist zum Beispiel diesen Wiesentyp, der für den Bau der Klinik ins Auge gefasst wurde, als geschütztes Biotop aus. Dazu kommt noch, dass das Gelände ein FFH-Lebensraum-Typ ist. Es handelt sich um eine artenreiche Flachland-Mähwiese. Dieser Wiesentyp nimmt etwa drei Viertel der Fläche ein, die für das Krankenhaus zur Verfügung gestellt werden soll.
herrsching.online: Könnten Sie die Planungen als Bund Naturschutz bremsen oder stoppen?
Schorn: Für die Planung und den Bebauungsplan muss das Gebiet aus dem Landschaftsschutzgebiet herausgenommen werden. Dafür ist der Kreistag zuständig. Und es muss aus dem regionalen Grünzug herausgenommen werden. Es stehen also gesetzliche Regelungen dagegen.
herrsching.online: Welche rechtlichen Schritte würden Sie unternehmen, wenn doch ein Bebauungsplan für das sensible Landschaftsschutzgebiet genehmigt würde?
Schorn: Soweit sind wir noch nicht. Bis dahin haben wir noch jede Möglichkeit, einzuschreiten. Wir werden unsere Kanäle nutzen, um zu verhindern, dass die Wiese aus dem Landschaftsschutz herausgenommen wird. Und natürlich, der Bund Naturschutz hat ein gesetzlich geregeltes Klagerecht.
herrsching.online: Wie lange, glauben Sie, können der Bund Naturschutz und die Bürgerinitiative Seefeld einen Baubeginn hinauszögern?
Schorn: Ich rechne nicht damit dass, in den nächsten vier, fünf Jahren ein Bauantrag spruchreif ist.
herrsching.online: Warum haben sich die Bürger Seefelds und Hechendorfs so klar für einen Bau an der Lindenallee ausgesprochen?
Schorn: Da wurde mit falschen Karten gespielt. So hat zum Beispiel auch der Leiter der Seefelder Klinik auf der Informationsveranstaltung von einem Poker mit gefälschten Karten gesprochen. Es wurden auf der Veranstaltung Sachen behauptet, die so gar nicht gestimmt haben. Und ganz am Schluss kam bei der Veranstaltung noch raus, dass Herrsching, also die Schindlbeck-Klinik, Priorität eins hat. Diese Neuigkeit hätte von Anfang an gesagt werden müssen. Bis zu der Info-Veranstaltung wurden aber schon mehr als die Hälfte der Briefwahlstimmen abgegeben. Die Leute haben nicht gewusst, dass Herrsching überhaupt zur Diskussion steht. So geht das überhaupt nicht, das ist ein Spiel mit gefälschten Karten.
herrsching.online: Sie setzen also voll auf den Ausbau der Schindlbeck-Klinik in Herrsching?
Schorn: Wir haben vom Geschäftsführer Robert Schindlbeck, bevor er einen Maulkorb bekommen hat, erfahren, dass schon über 5 Jahre lang die Planungen für eine Erweiterung der Klinik laufen. Es gibt Flächen und es gibt eine Höhenentwicklungsmöglichkeit, die eine Erweiterung als machbar erscheinen lassen. Die Staatsregierung sagt ja auch, dass Herrsching die Prorität eins hat.
herrsching.online: Vielen Dank für das Gespräch.
„Die Aussage von Günter Schorn ist nicht korrekt“
Der Pressesprecher der Starnberger Kliniken, Stefan Berger, schickte uns nach der Veröffentlichung des Schorn-Interviews folgendes Statement: „Zum Interview mit Günther Schorn und seiner Aussage im vorletzten Absatz verweise ich auf drei Artikel – zwei im Starnberger Merkur und einen in der Augsburger Allgemeinen – in dem die Erweiterung des Standortes Herrsching sehr wohl als Option genannt wird. In der AA benennt Dr. Thomas Weiler, Geschäftsführer der Starnberger Kliniken, Herrsching sogar deutlich als Option A. Somit ist die Aussage von Herrn Schorn, die Leute haben nicht gewusst, dass Herrsching überhaupt zur Diskussion steht, nicht korrekt.“