Streuobstwiesen gelten heute als ökologische Werkzeugkästen der Sonderklasse: Keine Pestizide, keine Sorten-Monotonie, keine Erntemaschinen, keine hochgezüchteten, marktkonformen Obstproduktionen. In Streuobstwiesen stehen die Obstbäume nicht wie Soldaten in Reih und Glied, sondern wie Solitäre kreuz und quer.
Die Bäume sind höher und haben eine große Krone – sie haben alles, was Maschinen nicht lieben. Oben gedeiht das Obst, unten das Grün, das sich für die Weidehaltung eignet. Der Streuobst-Experte formuliert das so: „ Häufig sind Streuobstbestände aus Obstbäumen verschiedener Arten und Sorten, Alters- und Größenklassen zusammengesetzt. Im Unterschied zu modernen Dichtpflanzungen mit geschlossenen einheitlichen Pflanzungen ist in Streuobstbeständen stets der Einzelbaum erkennbar.“

Streuobst-Experten und -liebhaber sind die Gemeinderäte Wolfgang Darchinger (Grüne) und Leo Gruber (BGH). Deshalb kamen sie auf die verwegene Idee, dass die Gemeinde – sozusagen als Vorbild – eine gemeindeigene Streuobstwiese anlegen solle. In ihrem Antrag im Gemeinderat haben sie sich sogar einen Standort für die Musterwiese ausgeguckt: eine Fläche zwischen Gewerbestraße und Seefelder Straße. Die beiden Räte, beide beruflich eng mit dem Holz verbunden, wollen die Streuobstwiese auch als Bildungsort verstanden wissen: „Kinder könnten sehen, wie ein Apfelbaum, ein Birnbaum, ein Zwetschgenbaum oder ein Nussbaum aussieht. Grundschulklassen könnten die Streuobstwiese für Ausflüge nutzen.“

Eine schöne Idee, die allerdings nicht bei allen Räten Begeisterung auslöste. Gemeinderat Roland Lübeck (CSU) lobte die Idee, sah aber den vorgeschlagenen Platz nicht als geeigent an. Gemeinderat Wolfgang Schneider (SPD) war nicht dafür, für die Wiese eine Fläche anzureißen. Schneider schlug vor, die Bäume am Straßenrand zu pflanzen. Bürgermeister Schiller schlug als Kompromissformel vor, dass sich der Arbeitskreis Umwelt mit der Standortsuche befassen solle. Dieser Vorschlag wurde dann mit einer Gegenstimme angenommen.