Der Chef des Wasserwirtschaftsamtes macht wenig Hoffnung auf einen naturnahen Kienbach/Presseerklärung malt Hochwassergefahr an die (Ufer-)Wand//
Das Wasserwirtschaftsamt rudert zurück: Der Direktor der Weilheimer Behörde, Korbinian Zanker, verweist in einer Pressemitteilung „auf den schlechten Zustand der Ufersicherung am Kienbach“. Das Statement enthielt kein Wort mehr von einem „naturnahen Bach“, wie ihn Abteilungsleiter Stefan Raab im herrsching.online-Exklusiv-Interview angedacht hatte.
Raab wörtlich: „Wenn die Anrainer, die direkt am Gewässer wohnen, bekunden, dass sie an einem naturnahen Bach wohnen wollen, kann man mit Sicherheit was machen.“ Sein Chef Korbinian Zanker dagegen spricht nur von „zwingend notwendigen Sanierungen“. Anwohner befürchten nun, dass betonierte Ufermauern sogar über die Oberkante des Bachbetts ragen könnten.
WWA-Direktor Zanker malt in seiner Mitteilung ein Horror-Szenario aus: „Auch wenn Ökologen und die Bevölkerung eine begrünte Mauer schätzen, die Standsicherheit und Dauerhaftigkeit der Mauern an diesem Wildbach ist stark beeinträchtigt. Stürzt so eine Mauer bei einem Hochwasserereignis ein, kann der Abflussquerschnitt des Kienbachs stark eingeengt werden. Dies wiederum kann zu Ausuferungen, Überschwemmungen und infolgedessen zu Schäden an Gebäuden führen.“

Mehrere Anwohner, die Jahrzehnte mit dem Bach in friedlicher Nachbarschaft leben, berichten herrsching.online von einem zahmen „Wildbad“: Selbst bei Starkregen sei der Wasserpegel nie über 30 Zentimeter Höhe gekommen. Ein anderer Kienbach-Anrainer wandte sich direkt an den Bürgermeister: „Wir wohnen seit 1991 am Kienbach. Und selbst beim Pfingsthochwasser 1999 ist der Bach nicht über seine Ufer getreten. Worauf stützt die Verwaltung ihre Gründe für den geplanten massiven Eingriff?”
Alteingesessene Herrschinger sehen den Kienbach auch nicht als Hauptgefahrenquelle an. Gemeinderat Rainer Guggenberger in der letzten Ratssitzung: „Der Kienbach ist nicht das größte Problem im Gemeindegebiet. Mehr Risiko birgt der Fendlbach in Lochschwab.“
Trotzdem gibt das Wasserwirtschaftsamt eine unbekannte Summe Steuergelder aus, um die Planungen voranzutreiben. Zanker wörtlich: „Das Wasserwirtschaftsamt Weilheim hat deshalb umfangreiche Planungsleistungen in Auftrag gegeben. Neben der technischen Planung wurden auch umfassende Umweltplanungen vergeben, die Flora und Fauna im gesamten Planungsgebiet erheben. Zudem soll durch den Bau eines Geschiebe- und insbesondere Schwemmholzrückhalts südlich der Ortschaft und die Erhöhung einzelner Brücken und Ufer der Hochwasserschutz verbessert werden. Nur so kann die Gefahr minimiert werden, dass durch Geschiebe und Totholz der Abfluss unter den Brücken hindurch verhindert wird.“

Zum Procedere gibt der Behördenchef einen ehrgeizigen Fahrplan bekannt: „In den letzten Wochen hat das beauftragte Ingenieurbüro die Bestandsvermessung durchgeführt. Auf dieser Grundlage werden derzeit der bestehende Verbau hinsichtlich Sanierungsbedarf und –priorität beurteilt und daraus wiederum Maßnahmenvorschläge für die Sanierung erarbeitet. Diese werden anschließend mit der Gemeinde und im Anschluss mit den betroffenen Anliegern abschnittsweise abgestimmt. Die Maßnahmenauswahl beziehungsweise Variantenuntersuchung wird hierbei von verschiedensten Randbedingungen beeinflusst (Leistungsfähigkeit des Kienbachs, zur Verfügung stehender Platz, Bodenverhältnisse, ökologische Verbesserungen, Landschafts- bziehungsweise Stadtbild.“
Dass die Gemeinde bei der Gestaltung des Kienbachs ein Wörtchen mitreden will, hat die Bürgergemeinschaft Herrschng (BGH) in der letzten Gemeinderatssitzung deutlich gemacht. Sie will das WWA und das Planungsbüro bereits in der Planungsphase zu einer öffentlichen Sitzung einladen. Termin: Sommer oder Herbst. Abteilungsleiter Stefan Raab aber sieht im herrschin.online-Interview ein Zeitproblem: „Wir vom Wasserwirtschaftsamt Weilheim werden nach dem Urlaub des Bürgermeisters auf ihn zugehen, damit wir etwas Positives daraus machen. Auf die Gemeinderatssitzung im Juni aber können wir nicht mehr warten.“
„Zudem soll durch den Bau eines Geschiebe- und insbesondere Schwemmholzrückhalts südlich der Ortschaft und die Erhöhung einzelner Brücken und Ufer der Hochwasserschutz verbessert werden. Nur so kann die Gefahr minimiert werden, dass durch Geschiebe und Totholz der Abfluss unter den Brücken hindurch verhindert wird.”
Man merkt sofort, dass der WWA-Direktor Zanker ein absoluter Kenner des Kienbachs und seiner Gefahren ist. Und unter „zwingend notwendig Sanierungen“ versteht Herr Zanker offensichtlich nur Baumrodungen und Betonröhren.
Die Gemeinde Herrsching (Verwaltung, Gemeinderat, Herrschinger Bürger) sollte dem Treiben des WWA nicht tatenlos zusehen.