Missa in tempore belli, eine Messe in Zeiten des Krieges: Wer hätte gedacht, dass diese düstere Vision noch einmal Wirklichkeit werden könnte, sagte Pfarrer Simon Rapp vor dem großen Konzert des Chors der Pfarreiengemeinschaft Ammersee-Ost. Der 40-köpfige Chor wagte sich unter der Leitung von Elisabeth Schmidt an dieses monumentale Werk von Joseph Haydn (Werkverzeichnis Hob.XSII:9). Der Dirigentin standen ein Orchester mit 16 Profimusikern und vier Solisten zur Verfügung. Die Messe entstand 1796 unter dem Eindruck des Ersten Koalitionskrieges, in dem Napoleon nach dem erfolgreichen Italienfeldzug auch Wien bedrohte. Weil Haydn den Schlachtenlärm und den Armeepaukenwirbel des französischen Heere hörbar machen wollte, klingen die Paukenschläge im Agnus Dei wie die donnernde Ankündigung nahenden Unheils. Die Messe wird deshalb auch als Paukenmesse bezeichnet. Die Bitte um Frieden (Dona nobis pacem) im Agnus Dei bildet einen krassen Kontrast zu der gewaltigen Musikkulisse mit ins Blut gehenden Rhythmen, die Haydn aus dem Kriegshandwerk der Franzosen entlehnte.
Elisabeth Schmidt freute sich nicht nur über in vielen Proben erworbene Performance ihres Chors, sondern auch über die Leistungen der Solistinnen Adele Bassermann (Sopran), Rebekka Stöhr-Andresen (Alt), und den Solisten Alexander Bassermann (Tenor) und Wolfgang Schmidt (Bass). Das Orchester bestand aus den sechs Violinen (Emanunel Wiesler, Katrin Wollenweber, Adelheit Ettl, Christane Lucas, Michaela von Benningsen und Ruth Bohn), Viola (Katharina Schellhorn), Violoncello (Bettina Kühner-Wehn), Kontrabass (Ludwig Leininger), Oboe (Marco Cegarra, Marta Mizgala), Fagott (Nici Walde), Trompete (Josef Bierlmeier, Peter Gasser), Pauke (Andreas Langanki) und Orgelcontinuo (Anton Ludwig Pfeil).

Die 40-minütige Messe kann auch, das hat das Konzert gezeigt, von einem Laienchor zu einem musikalischen Glanzpunkt gemacht werden. Das dramatische Finale im Agnus Dei mit dem Paukenwirbel verlangte den 40 Sängerinnen und Sängern alles, was an Stimmumfang zur Verfügung stand. Verführung und Verwüstung, Glanz und Gloria und Grauen in einem gewaltigen Satz, fast so, als wollte der Komponist den herannahenden Imperator Napoleon das Fürchten lehren. Frenetischer Beifall, Blumen für die Solisten und Bewunderung für die Dirigentin Elisabeth Schmidt.
Als erstes Stück des Konzerts führte der Chor die Mozart-Vesper Versperae solennes auf.

Die Dirigentin Elisabeth Schmidt (rote Brille im Haar) bedankte sich mit Blumen bei den Solistinnen.



