Das Grummeln bei den Anwohnern der Madeleine-Ruoff-Straße und der Erich-Holthaus-Straße ist nicht mehr zu überhören: Mehrere Bürgerinnen und Bürger haben sich gegen die beabsichtigte Umbenennung ihrer Straßen gewandt. Wie berichtet, hatte der Gemeinderat beschlossen, dass für alle Straßennamen im Gemeindegebiet Herrsching, die nach Personen mit NS-Bezug benannt wurden, „grundsätzlich eine Umbenennung angestrebt werden“ soll. Für die Madeleine-Ruoff-Straße und die Erich-Holthaus-Straße sollten Namensvorschläge von der Bürgerschaft und den Fraktionen eingereicht werden. Frist für die Namensvorschläge: der Beginn der Sommerpause. Wenn der Gemeinderat – voraussichtlich nach der Sommerpause – die neuen Straßennamen auswählt und beschließt, werde sich der Rat, so das Rathaus, „auch mit einer eventuellen finanziellen Entschädigung der Anlieger beziehungsweise der betroffenen Eigentümer befassen“. herrsching.online hatte korrekt über die Beschlüsse des Gemeinderats berichtet.
Die Gemeindeverwaltung schickte dazu eine umfangreiche Presseerklärung mit Dokumentationsanhang an die Redaktionen der Lokalpresse:
„Aufgrund der teilweise nicht korrekten Berichterstattung zu den Beschlüssen aus der Gemeinderatssitzung vom 28.04.2025 bekommen wir immer wieder Nachfragen aus der Bürgerschaft. Bedauerlicherweise wurde den Bürgern suggeriert, dass die Namensänderung der beiden Straßen bereits eine beschlossene Sache sei. Gerade die Anlieger der beiden Straßen wollen nun verschiedenste Fragen, seitens der Verwaltung, beantwortet bekommen. Tatsache ist, dass mit den Beschlüssen jetzt erst ein vorgegebenes Prozedere startet und dies Schritt für Schritt abgearbeitet werden muss.
Bitte beachten Sie insbesondere hierzu auch den genauen Wortlaut im 5. Beschluss!
In der Gemeinderatssitzung am 28.04.2025 wurden hierzu folgende Beschlüsse gefasst:
1. Beschluss:
Die archivierten Unterlagen und Aufzeichnungen zur damaligen Beschlussfassung für die fraglichen Straßenbenennungen werden zur Kenntnis genommen.
Einstimmig beschlossen Ja 19 Nein 0 Anwesend 19
2. Beschluss:
Der abschließende Bericht zur Prüfung aller Straßennamen auf einen Bezug zur NS-Zeit wird vom Gemeinderat zur Kenntnis genommen.
Einstimmig beschlossen Ja 20 Nein 0 Anwesend 20
3. Beschluss:
Der veröffentlichte Text zu Alfred Ploetz ist komplett abzuändern. Die Hinweise zu Alfred Ploetz sind zu entfernen. „Die Gemeinde distanziert sich von Alfred Ploetz. Durch die Veräußerung von Grundstücken der Familie Ploetz an die damalige Gemeinde Breitbrunn im Jahre 1974 wurde die Ausweisung des Erholungsgebietes Rieder Wald ermöglicht“.
Aus der Gemeinderatssitzung am 20.11.2002: „Der Gemeinderat Herrsching hat in seiner nichtöffentlichen Sitzung am 30.09.2002 einstimmig entschieden, die bisherige Alfred-Ploetz-Straße in Lochschwab in Ploetzstraße umzubenennen. Der Gemeinderat würdigt damit die Verdienste der Familie Ploetz in den vielen Jahren für Herrsching. Gerade in den letzten Jahren zählt hierzu die Bereitstellung von günstigem Baugrund der letztendlich zum bisher einzigen Einheimischenmodell in Herrsching geführt hat. Zudem ist der Brunnen Ried die zentrale Stütze der Wasserversorgung Herrsching, ohne die Bereitschaft der Familie Ploetz kaum vorstellbar“ Einstimmig beschlossen Ja 20 Nein 0 Anwesend 20
4. Beschluss:
Das Ergebnis zur Prüfung der persönlichen Beteiligung wird vom Gemeinderat zur Kenntnis genommen.
Einstimmig beschlossen Ja 20 Nein 0 Anwesend 20
5. Beschluss:
Für alle Straßennamen im Gemeindegebiet Herrsching, welche nach Personen mit Bezug zum Nationalsozialismus benannt wurden, soll grundsätzlich eine Umbenennung angestrebt werden.
Mehrheitlich beschlossen Ja 11 Nein 9 Anwesend 20
6. Beschluss:
Namensvorschläge für die Straßen Erich-Holthaus-Straße und Madeleine-Ruoff-Str. sind von der Öffentlichkeit und den Fraktionen bis zur Sommerpause Ende Juli 2025 einzureichen. Die Vorschläge sollten möglichst keine Personennamen enthalten und auch möglichst Namen die es in Herrsching noch nicht gibt.
Mehrheitlich beschlossen Ja 19 Nein 1 Anwesend 20
Daraus folgt, dass von seitens des Gemeinderates, aber auch aus der Bürgerschaft Namensvorschläge für die beiden Straßen bis Ende Juli eingereicht werden können.
Der Gemeinderat wird voraussichtlich nach der Sommerpause die neuen Straßennamen auswählen und beschließen. Bei dieser Gelegenheit wird sich der Gemeinderat auch über eine eventuelle finanzielle Entschädigung der Anlieger bzw. Betroffenen Eigentümer befassen.
Anschließend müssen wir die Anlieger und Eigentümer in den beiden Straßen zu den beschlossenen neuen Namen für die Straßennamensänderung anhören. Für deren Rückmeldung wird dann ebenfalls wieder eine angemessene Frist eingeräumt.
Nach Fristablauf wird sich wiederum der Gemeinderat mit den entsprechenden Inhalten der Rückmeldungen befassen und erst dann darüber entscheiden, ob tatsächlich und ab wann die Straßen umbenannt werden sollen.
Die neuen Straßennamenschilder werden zunächst zusätzlich zu den alten Schildern montiert. Nach ca. einem Jahr werden die alten Straßenschilder dann endgültig abgenommen.
Katrin Engelhardt
Presse-Referentin