Rembrandts „Nachtwache" ins Reich der Hunde übertragen: Die Künstlerin Caroiline Weiss stellt im Herrschinger Rathaus aus. Foto: Gerd Kloos

Carolines Tierleben

6 mins read

Sie feierte kürzlich einen runden Geburtstag, der manchen Zeitgenossen melancholisch machen würde. Die Malerin Caroline Weiss aber lacht der Zukunft ins Gesicht, ihre Welt ist voller skurriler Wesen, die sie mit Spachtel und Acrylfarbe zum Leben erweckt. Im Herrschinger Rathaus zeigt die Drößlinger Künstlerin noch bis Ende Februar eine kleine Ausstellung mit „possierlichen Tierchen“, die natürlich weder niedlich noch kitschig sind. Zum Titel dieser Ausstellung hatte sie der frühere Tiererklärer und TV-Plauderer Bernhard Grzimek inspiriert. Dem Grenzgänger zwischen Wissenschaft und Unterhaltung liefen in seinen Sendungen immer niedliche, knuffige Wildtiere über den Schreibtisch. Aber bei Caroline Weiss sind es keine putzigen Tigerbabys, die es auf die Leinwand geschafft haben, Hunde, glaubt sie, sind exotisch genug mit ihrem komplexen Charakter.

Und so malt sie nicht einfach irgendwelche beschwanzten Viecher ab. Die Hunde sind so vielschichtig wie die Farben, die ihnen Form und Gestalt geben. Dabei friert sie ganze Geschichten in einem Bild ein, und wer Phantasie entwickelt beim Betrachten der Werke, erlebt einen kleinen Film im Kopf: Pudel, Terrier, Weimaraner belauern sich, und im Hintergrund sitzt eine Katze und wartet auf das Vorstadtgemetzel. Das alles wird mit glitzerndem Humor erzählt. Und mit Humor kennt sie sich aus: Wenn sie von ihrem Pudel erzählt, der inzwischen schon im Hundehimmel weilt, dann spürt der Zuhörer, dass Caroline Weiss ein wichtiges Thema in ihrem Leben in Kunst verwandelt. Pudel, zumal Königspudel, sind der Adel im Reich der Caniden, stolz und schlau, und mit ihren skurrilen Frisuren auch für Karikaturen geeignet.

Caroline Weiss nähert sich dem Thema Vierbeiner also nicht mit kitschiger Verklärung, sie weiß um die Verschlagenheit, die kalte Berechnung, die naive Anhänglichkeit der Hunde. „Ich bin da narrativ in diesen Bildern, ich erzähle eine Geschichte, oder der Betrachter kann sich seine Geschichte selber dazu erfinden.“ Und dann erinnert sie sich an Geschichten, wie ihre Tante wunderbare Fleischpflanzerl nach Großmutters Rezept macht, alles zu einem Genussturm aufschichtet. „Dann macht die Gesellschaft den Fehler und trinkt im Nebenzimmer den Empfangssekt.  Diese kurze Ablenkung benutzt mein Pudel, um alles abzuräumen und sich dann klammheimlich an den Leuten vorbeizudrücken, natürlich mit einem schlechten Gewissen, aber mit einem vollen Bauch. Dann leckt er sich trotz Schuldbewusstsein doch noch mit der Zunge über die Schnauze. Das ist keine Geste, das ist die nackte Provokation.“

Hunde oder Katze? Da hat Caroline Weiss eindeutige Vorlieben: „Ich mag eher Hunde. Katzen haben ein Eigenleben, wenn die mal zum Schmusen kommen, dann ist das ein großer Liebesbeweis. Aber sie sind auch Mörder draußen. Trotzdem habe ich auch schon hochkomplizierte Arbeiten mit Katzen gemacht, Zwei-D-Holzsägearbeiten, das habe ich Katzenchor genannt, und dann kam noch ein Bild dazu, das ich Miauscheinsonate genannt habe. Die Namen kommen auf mich zugeflogen.“

Caroline Weiss beherrscht natürlich auch noch andere Techniken wie zum Beispiel die Monotypie. „Da male ich Tiere, auch Wildtiere,  auf Glasplatten. In der gruseligen Pandemiezeit entstand eine Kugelschreiberreihe, alle Bilder sind Schwarzweiß, ein bisschen dunkel, passend zu der dunklen Zeit.“ 

Ausgebildet wurde Caroline Weiss an der Blochererschule, einer renommierten Zeichen- und Grafikschule, die es heute leider nicht mehr gibt. „Dann war ich noch auf der Kunstakamdemie für freie Malerei und christliche Kunst und habe dort auch mein Diplom gemacht.“

Ihr Atelier hat sie in Drößling eingerichtet, wo auch Fuchs und Haas vorbeischauen. Und so ist es kein Wunder, dass sie eine so starke Verbindung zur vierbeinigen Fauna hat.

Paddington in Hundegestalt: „Hardy“ sieht aus, als würde er sich gerade den nächsten Streich ausdenken. Wenn Sie auch so einen Frechdachs zu Hause haben, dann lassen Sie ihn doch malen von Caroline Weiss. Er muss nicht mal Modell sitzen, Fotos genügen.Foto: Gerd Kloos

Wenn Sie übrigens Ihren Hardy, Amadeus, Samy, Poldi oder Ihre Lotte, Laila oder Lola ein Denkmal setzen wollen, das sogar Sie selbst überdauert, dann kann Ihnen Caroline Weiss auch helfen: Sie porträtiert im Auftrag gerne stehende, hängende Ohren, verträumte, neugierige oder Hunde- oder Katzenaugen fürs heimische Wohnzimmer. Das ist kaum teurer als ein Tierarztbesuch: Für eine 20 auf 20er-Miniatur nimmt die Künstlerin 220 Euro, für die ganze Fläche hinterm Chefschreibtisch ruft sie über 2000 Euro auf. Aber das zahlt ja die Firma – und zum Teil der Steuerzahler.

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.

Aktuellste Meldungen

Anzeige