Die erste Herausforderung haben sie schon einmal gewonnen: Bei der Kandidatinnen- und Kandidatenaufstellung der Bürgergemeinschaft Herrsching (BGH) waren 28 Anhänger stimmberechtigt, bei der Grünen-Wahl eine Woche vorher konnten nur 21 Mitglieder bei der Kür mitstimmen. Bei der BGH ging’s in den Bewerberreden vielfach ums Thema Wohnen.

BGH-Chef Günter Agel formulierte es anekdotisch. „Wenn man in Herrsching Besuch bekommt, fragen die Leute: Wie sehen denn Eure Mietpreise aus? Nach der Antwort kommt gleich die Gegenfrage: Und wie können normale Leute diese Mieten bezahlen?“ Ein anderer Kandidat äußerte den frommen Wunsch: „Ich möchte als Gemeinderat dafür sorgen, dass auch meine Kinder noch in Herrsching leben können.“ Daneben gab es konkrete, handfeste Forderungen: „Ich möchte, dass die manipulativen Kräfte in Herrsching abgelöst werden.“
Die Bewerberinnen und Bewerber der Bürgergemeinschaft Herrsching (BGH)
| 1. | Gruber | Christiane |
| 2. | Hänel | Susanne |
| 3. | Eisenblätter | Nikolaus |
| 4. | von Hirschfeld | Sascha |
| 5. | Althammer | Roland |
| 6. | Gruber | Leo |
| 7. | Uebelacker | Luca |
| 8. | Kirst | Roland |
| 9. | Utzmann | Margit |
| 10. | Körner | Heidi |
| 11. | Sellmaier | Lisa-Marie |
| 12. | Mergen | Volker |
| 13. | Agel | Günter |
| 14. | Kandlhofer-Metsch | Christine |
| 15. | Strack | Sabine |
| 16. | Weckelmann | Ilka |
| 17. | Reuther | Jörg |
| 18. | Becker-Althammer | Erika |
| 19. | Wittmann | Norbert |
| 20. | Bauer | Alexandra |
| 21. | Rabe | Noah |
| 22. | Guggenberger | Rainer |
| 23. | Weinhart | Albert |
| 24. | Rahm | Jürgen |
| 25. | Michaela | Bauer |
Rein quantitativ sind die Frauen auf der BGH-Liste in der Minderheit, auf dem Prominenz-Barometer haben sie allerdings einen leichten Überhang. Die Fraktionssprecherin Christine Gruber sitzt seit 2002 im Gemeinderat und gilt dort als wehrhafteste Stimme gegen Bausünden, Bürokratie und bourgeoise Restauration. „Ich möchte noch erleben“, sagte sie in ihrem Bewerbungsstatement, „dass der Bahnhof renoviert wird.“ Sie erinnerte auch an das jetzt entstehende Projekt Bezahlbares Wohnen, das auf einen BGH-Antrag zurückgeht.
Susanne Hänel, Nachrückerin im Gemeinderat für Claudia von Hirschfeld, sorgt sich in Herrsching um die Demokratie und die Bürgerbeteiligung. Nikolaus Eisenblätter griff das Stichwort auf und forderte, dass Demokratie auch auf kommunaler Ebene passieren muss. „Herrsching verträgt mehr Gestaltung“, meint Eisenblätter.
Sascha von Hirschfeld, Ehemann der zurückgetretenen Claudia von Hirschfeld, bezeichnete die BGH gefühlig als „engagierten, sympathischen Haufen“. Roland Althammer hofft, dass Herrsching ein naturbelassener Raum bleibt. Da kann Leo Gruber nur zustimmen: Er setzt sich für ein grünes Herrsching ein. Roland Kirst hofft, dass auch seine Kinder in Herrsching leben können, sprich, dass die Mieten bezahlbar bleiben. Margit Utzmann machte ihr Anliegen konkret: „Ich möchte, dass die manipulativen Kräfte in Herrsching abgelöst werden.“ Heidi Körner, herrsching.online-Lesern durch eifriges Kommentieren bekannt, gab ihrer Hoffnung Ausdruck, dass in ihrem Wohnort Breitbrunn nicht dieselben Fehler gemacht werden wie in Herrsching.
Lisa-Marie Sellmaier will sich für ein nachhaltiges Energiekonzept einsetzen. Volker Mergen, neuer Wirt der Bayrischen Brandung, beklagte als ehemaliger Altenpfleger, dass zur Zeit Jung gegen Alt ausgespielt werde. BGH-Chef Günter Agel erzählte, dass seine Besucher von auswärts immer nach der Herrschinger Ortsmitte fragen (Lachen im Saale). Jörg Reuther verwies darauf, dass die BGH in Herrsching viel bewirkt habe, zum Beispiel die Eigenwasser-Versorgung. Erika Becker-Althammer wünscht sich mehr Unterstützung für die örtlichen Ladenbesitzer. Norbert Wittmann fasste die Lage knapp zusammen: „Es hat sich viel verändert in Herrsching, leider nicht zum Besten.“ Seine Folgerung: An der Rathausspitze muss eine Veränderung passieren.
Alexandra Bauer, in vielen Ehrenämtern auch für Migranten engagiert, verwies auf die Verdienste der BGH zum Beispiel bei der Herrschinger Insel. „Die BGH hat unter den Rathaus-Fraktionen am meisten bewirkt und legt immer wieder den Finger in die Wunde. Wie unsere Vertreterinnen am Rathaustisch behandelt werden, das grenzt mitunter an Mobbing.“ Michaela „Ela“ Bauer, mit der Vorrednern sehr eng verwandt, beklagte, dass die Asyl-Themen beim Amtsinhaber im Rathaus „unter den Tisch fallen.“
Über die Reihenfolge auf der Liste gab es – ähnlich wie bei den Grünen – kein Gerangel (die Grünen haben zumindest bis Platz 10 geheime Einzelabstimmungen durchgeführt). Versammlungsleiterin Claudia von Hirschfeld ließ en bloc abstimmen – keiner drängte sich vor. Manche Bewerberin, mancher Bewerber versteckte sich sogar gerne auf einem der aussichtsarmen hinteren Plätze wie der BGH-Gemeinderat Rainer Guggenberger, der im Vorfeld bekundet hatte, aus Altersgründen nicht mehr anzutreten. Auch Heidi Körner bat inständig darum, nicht gewählt zu werden.



