Die Apfelernte in der Plantage am Königsberg fiel königlich aus, in anderen Anlagen wurden nicht einmal die Vögel satt. Foto: Gerd Kloos

Neue Ertragsquelle für Bauern: Statt Früchten wächst Geld auf dem Feld

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Auf einem Feld, das keinen Ertrag abwirft, kann bares Geld wachsen. Ein Breitbrunner Unternehmer arbeitet in einem Forschungsprojekt mit der EU und der TU München an neuen Einkommensquellen für Bauern. Der Betriebswirtschaftler und Geschäftsführer der Ammersee Obstbau GmbH, Timo Friesland, erforscht, wie man mit extensiv genutzten landwirtschaftlichen Flächen Umweltzertifikate generieren kann, die von der Industrie gekauft werden. Aber er hat auch ganz bodenständige Ideen: Er will aus den Pressrückständen seiner Äpfel Saatgut machen. Und dann ist Friesland noch ein ganz normaler Apfelbauer: Die Früchte seiner Bäume werden zur Zeit gerade in Saft verwandelt. Dass die Erträge in diesem Jahr nicht überwältigend waren, nimmt er gelassen: „Ich versuche, das so anzunehmen.“

Unternehmer Timo Friesland hat auf den ehemaligen Perger-Plantagen neue kreative Einkommensquellen erschlossen. Für die 20 Vogelhäuschen, die Katrin Greimel (rechts) in seinem Apfel-Areal aufhängen durfte, nimmt er natürlich kein Geld.

herrsching. online: Es ist Erntezeit in den Obstplantagen. Wieviel Ertrag hat Ihnen die Natur in diesem Jahr geschenkt?

Friesland: Der Ertrag im letzten Jahr war besser als in diesem Jahr. 

herrsching.online: Also unzufrieden mit der aktuellen Ernte?

Friesland: Ich versuche das gar nicht zu bewerten, sondern so anzunehmen,  wie es uns die Natur schenkt. In Deutschland allgemein hatten wir ein gutes Apfeljahr, in Bayern eher nicht. 

herrsching.online: Die Bäume am Königsberg sind dicht behangen…

Friesland: Ja, am Königsberg waren die Erträge dieses Jahr ganz gut, am Ellwanger Weg hängt fast nichts, in Schlagenhofen war die Ernte gut, aber am Sportplatz müssen wir mit bescheidenen Erträgen zurecht kommen.  Es sind teilweise alternde Bäume, die halt alternieren,  das heißt: Auf ein gutes Jahr folgt in der Regel kein so gutes Jahr. Der Umkehrschluss stimmt aber nicht: Auf ein schlechtes Jahr muss nicht zwangsläufig ein gutes Jahr folgen. Die Äpfel werden in diesem Jahr in der Saftanlage Perger verwertet. 

herrsching.online: Und immer noch alles Bio?

Friesland: Absolut.

herrsching.online: Was passiert eigentlich mit dem „Toter-Mann-Eck“ am nördlichen Ausgang von Breitbrunn? Dort hat sich im fast mannshohen Gras ein wunderbares Versteck die Rehe entwickelt (hoffentlich liest das jetzt kein Jäger). 

Friesland:  Bei uns laufen Forschungsprojekte der EU mit dem Auftrag, neue  Perspektiven für die Landwirtschaft zu finden.  So bereiten wir zum Beispiel den Trester auf (das ist das Abfallprodukt nach dem Auspressen der Früchte; Red.) und machen daraus Saatgut für Bäume. Für dieses Projekt gibt es mehrere Versuchsflächen. Dann messen wir die Öko-Systemleistung, die unsere Felder beziehungsweise die Natur für uns erbringt.  Hier geht es natürlich auch um die CO2-Speicherung, die Biodiversität und den Wasserschutz. Wir verkaufen diese Leistungen auch an die Industrie….

herrsching.online: In Form von Umweltzertifikaten?

Friesland: Ja, so kann man das nennen. Diese Leistungen werden sogar als Vermögenswert für die Firmen klassifiziert und tauchen in der Bilanz auf. Das ist nichts anderes, als wenn sich das Unternehmen ein Auto kauft.  Das ist sehr spannend, weil dieses System eine neue Wertschöpfungsmöglichkeit für landwirtschaftliche Flächen werden kann. Genau darum geht es auch auf dieser Fläche am nördlichen Ausgang von Breitbrunn, also um das nicht so intensive Bewirtschaften landwirtschaftlicher Flächen.  Auf dem hinteren Teil dieser Fläche ist ja auch eine Blühwiese angelegt worden. Die Fläche wird aber in diesem Jahr noch einmal abgemäht.      

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