Eine leicht paradoxe Lage: Die Gemeinde hat zur Zeit Millionen auf dem Konto und trotzdem fiananzielle Sorgen: Die Gemeindekämmerin Miryam Goodwin berichtete in der Gemeinderatssitzung von wegbrechenden Steuereinnahmen. Der Gemeindekasse fehlten zum 30. Juni dieses Jahres 918 000 Euro Steuereinnahmen, die fest eingeplant waren. Und der Geldsegen auf dem Konto ist auch nur von kurzer Dauer: Die Staatsregierung hat einen Zuschuss zum Projekt Bezahlbares bereits überwiesen. Goodwin im Gemeinderat: „Die Entwicklung macht mir Sorgen.“
Nicht einmal die neue Grundsteuer ist eine Cash Cow: Die Gemeinde hatte im ersten Halbjahr zwar 41 000 Euro mehr eingenommen, aber nach der Anhebung der Hebesätze (von 300 auf 420 Prozent) hatte man sich im gemeindlichen Kassenamt mehr versprochen. „Damit ist die Neuordnung der Grundsteuer nahezu aufkommensneutral“, merkte Goodwin an. Das allerdings hatte die große Politik ja auch versprochen. Selbst die Zweitwohnsitzsteuer hat im ersten Halbjahr 25 etwa 35 000 Euro weniger Geld eingebracht.
Nur der Gemeindeanteil an der Einkommenssteuer gibt noch Anlass zu Optimismus: Er liegt im ersten Halbjahr 25 um 216 000 Euro höher als im Vergleichszeitraum des letzten Jahres.
Ganz subjektiv überrascht nicht, dass die Gewerbesteuer um rund 19 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken ist – der schleichende Prozess der Geschäftsaufgaben im Ort könnte zu diesem Ergebnis beigetragen.
Die Erfolge der Gewerkschaft Verdi schlagen sich auch im Herrschinger Haushalt nieder: Im ersten Halbjahr haben die Personalkosten zwar nur 61 000 Euro mehr verschlungen (erstes Halbjahr insgesamt: 2 519 000 Euro), weil Stellen besetzt wurden. Aber im nächsten Halbjahr schlagen die Tariferhöhungen um drei Prozent zu Buche.
Transferleistungen – das Wort hat in der Sozialpolitik einen schlechten Ruf. Und der Ruf dieses Haushaltsposten ist in der Gemeinde nicht besser: Sie muss nämlich 54,8 Prozent der Gemeindeeinnahmen nach Starnberg überweisen. Das sind inzwischen 11 Millionen. Und es wird wohl nicht besser. Der Kämmerer des Kreises hatte schon angedroht, dass die Umlage Richtung 60 Prozent tendiert.
Immerhin ist es der Gemeinde gelungen, etwas Tafelsilber zu verkaufen: Einer der geplanten Grundstücksverkäufe ging inzwischen beim Notar über die Bühne.