Die Zeiten, in denen das Geld – bildlich gesprochen – vom Himmel regnete, sind vorbei.

Gewerbesteuer-Einnahmen um 19 Prozent eingebrochen

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Eine leicht paradoxe Lage: Die Gemeinde hat zur Zeit Millionen auf dem Konto und trotzdem fiananzielle Sorgen: Die Gemeindekämmerin Miryam Goodwin berichtete in der Gemeinderatssitzung von wegbrechenden Steuereinnahmen. Der Gemeindekasse fehlten zum 30. Juni dieses Jahres 918 000 Euro Steuereinnahmen, die fest eingeplant waren. Und der Geldsegen auf dem Konto ist auch nur von kurzer Dauer: Die Staatsregierung hat einen Zuschuss zum Projekt Bezahlbares bereits überwiesen. Goodwin im Gemeinderat: „Die Entwicklung macht mir Sorgen.“

Nicht einmal die neue Grundsteuer ist eine Cash Cow: Die Gemeinde hatte im ersten Halbjahr zwar 41 000 Euro mehr eingenommen, aber nach der Anhebung der Hebesätze (von 300 auf 420 Prozent) hatte man sich im gemeindlichen Kassenamt mehr versprochen. „Damit ist die Neuordnung der Grundsteuer nahezu aufkommensneutral“, merkte Goodwin an. Das allerdings hatte die große Politik ja auch versprochen. Selbst die Zweitwohnsitzsteuer hat im ersten Halbjahr 25 etwa 35 000 Euro weniger Geld eingebracht.

Nur der Gemeindeanteil an der Einkommenssteuer gibt noch Anlass zu Optimismus: Er liegt im ersten Halbjahr 25 um 216 000 Euro höher als im Vergleichszeitraum des letzten Jahres.

Ganz subjektiv überrascht nicht, dass die Gewerbesteuer um rund 19 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken ist – der schleichende Prozess der Geschäftsaufgaben im Ort könnte zu diesem Ergebnis beigetragen.

Die Erfolge der Gewerkschaft Verdi schlagen sich auch im Herrschinger Haushalt nieder: Im ersten Halbjahr haben die Personalkosten zwar nur 61 000 Euro mehr verschlungen (erstes Halbjahr insgesamt: 2 519 000 Euro), weil Stellen besetzt wurden. Aber im nächsten Halbjahr schlagen die Tariferhöhungen um drei Prozent zu Buche.

Transferleistungen – das Wort hat in der Sozialpolitik einen schlechten Ruf. Und der Ruf dieses Haushaltsposten ist in der Gemeinde nicht besser: Sie muss nämlich 54,8 Prozent der Gemeindeeinnahmen nach Starnberg überweisen. Das sind inzwischen 11 Millionen. Und es wird wohl nicht besser. Der Kämmerer des Kreises hatte schon angedroht, dass die Umlage Richtung 60 Prozent tendiert.

Immerhin ist es der Gemeinde gelungen, etwas Tafelsilber zu verkaufen: Einer der geplanten Grundstücksverkäufe ging inzwischen beim Notar über die Bühne.

2 Comments

  1. Ich stimme Karin voll zu. Man kann doch nicht erwarten, dass sich hier neue Unternehmen ansiedeln – dafür ist Herrsching inzwischen viel zu unattraktiv. Hohe Hebesätze, fehlende Anreize, keine Kulturangebote – und am Ende muss immer nur der Ammersee als Aushängeschild herhalten. Aber vom See allein kann ein Ort nicht leben.

    Gerade für junge Unternehmen wäre es wichtig, hier ein attraktives Umfeld zu finden, um ein Ladenlokal zu eröffnen. Stattdessen steigen die Mieten, die Gastronomie wird durch frühe Sperrzeiten ausgebremst, und Chancen werden im Keim erstickt. So funktioniert das nicht.

    Das Beispiel „Kaffee Carle“ zeigt es deutlich: Anstatt ein traditionsreiches Café zu erhalten, wird wieder teurer Wohnraum geschaffen. Aber so verliert Herrsching Stück für Stück das, was den Ort lebenswert macht.

    Eine Gemeinde kann nur finanziell gesund werden, wenn auch die Rahmenbedingungen dafür vorhanden sind – also wenn Unternehmen, Gründer und Gastronomen unterstützt werden, statt sie auszubremsen.

    Wir brauchen wieder Mut, Unternehmergeist und ein offenes Mindset – in der Gemeinde ebenso wie in der Gesellschaft. Wer nur verwaltet und nicht gestaltet, sichert keine Zukunft. Herrsching braucht Menschen mit Rückgrat in den entscheidenden Positionen – Menschen, die Chancen nutzen, Neues zulassen und nicht einfach klein beigeben, wenn eine kleine Gruppe blockiert.

  2. Der massive Einbruch bei den Gewerbesteuereinnahmen ist kein Zufall, sondern das Ergebnis eines schleichenden Abwärtstrends, den man viel zu lange ignoriert hat. Der Rückgang um 19 Prozent ist ein Warnsignal – und zugleich ein Weckruf.

    Einerseits blockiert der Bürgermeister weiterhin das Geothermieprojekt – ein Projekt, das nicht nur energetisch sinnvoll, sondern auch wirtschaftlich ein Rettungsanker sein könnte. Einnahmen aus Stromproduktion und Gewerbesteuern würden Herrsching dringend benötigte Mittel verschaffen. Doch hier scheint anderes wichtiger zu sein – was genau, bleibt im Nebel.

    Andererseits fehlt ein mutiges, strukturelles Umdenken: Wer sind unsere KundInnen? Was brauchen die Menschen, die hier leben, arbeiten oder zu Besuch kommen? Die Antwort liegt nicht in der Anhebung von Hebesätzen. Solche Maßnahmen ändern nichts an der grauen Realität, dass immer mehr Geschäfte schließen, Lokale verschwinden und dass das Herz von Herrsching immer leiser schlägt. Zu hohe Mieten und mangelnde Unterstützung durch die Verwaltung tragen dazu bei, dass das Zentrum verödet. Einzelne kreative Vorschläge von Gewerbetreibenden werden regelmäßig im Keim erstickt – „geht nicht, weil…“

    Dabei sehen wir, dass es auch anders geht: Der Wochenmarkt am Samstag zeigt, was möglich ist, wenn Menschen einen Grund haben, vor Ort zu bleiben. Hier wird eingekauft, geplaudert, gelacht. Warum nicht mehr davon? Warum keine belebte Bahnhofstraße, die sich organisch mit einem Kultur- und Bürgerbahnhof und dem See verbindet – mit Platz für Jugendliche, Cafés, Kunst und kreative Freiräume?

    Die Gemeinde muss aufhören, ihre Aufenthaltsqualität in Quadratmetern Asphalt zu bemessen. Statt um leerstehende Parkplätze in der Bahnhofstraße zu ringen, sollten wir lebendige Plätze schaffen, um den Einzelhandel wieder attraktiv zu machen. Wenn sich Menschen gerne in unseren Straßen aufhalten, werden auch die Geschäfte wieder besucht.

    Wir brauchen den politischen Willen, unsere Gemeinde neu zu denken – für die Menschen, nicht gegen sie. Für ein lebendiges Zentrum, nicht einen toten Ort. Für eine Zukunft, in der Herrsching wieder lebt – und nicht langsam verstummt.

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