Das Thema Wasser wird jedes Jahr brisanter: Dem Ammersee fehlen 19 Zentimeter zum mittleren Pegelstand, Deutschlands Durchfeuchtungskarte ist fast überall braunstichig. Selten war ein Thema für den Nachhaltigkeitstag im Naturschutz- und Jugendzentrum Wartaweil aktueller. Die stellvertretende Landesvorsitzende des Naturschutzbundes BUND in Bayern, Beate Rutkowski, kritisierte im Interview mit herrsching.online, dass wegen der Grundwassernot immer mehr Tiefengrundwasser angezapft wird. „Im Kreis Starnberg sind die Grundwasserspeicher noch nicht bedroht, aber in anderen Teilen Bayerns sieht’s ganz anders aus“, klagt die Leiterin des Wartaweiler Seminarhauses, Birgit Geurden, bei der Veranstaltung.

Birgit Geurden: Wir haben zur Zeit soviele Wasserkatastrophen – einmal ist es zu viel Wasser mit katastrophalen Überschwemmungen, dann haben wir wieder zu wenig Wasser mit schlimmen Folgen für die Landwirtschaft, die Flora und Fauna. Hier im Kreis sind die Grundwasserspeicher noch nicht bedroht, aber in anderen Teilen Bayerns sieht’s ganz anders aus.
Die stellvertretende Landesvorsitzende des BUND, Beate Rutkowski: Allein die Hochwasserschäden in Bayern belaufen sich auf über zwei Milliarden Euro. Und das sind ja nur die monetären Schäden, die Schäden für Flora und Fauna sind damit noch garnicht benannt. Zusätzlich sind wir von Trockenheit betroffen, vor allem in Franken, aber auch bei uns im Voralpenland spüren wir den Niederschlagsmangel. Wir hatten dieses Jahr in den Alpen nur etwa halb soviel Schnee, damit litten die Flüsse im Frühjahr schon unter Niedrigwasser, am Chiemsee sah es aus wie an der Nordsee bei Ebbe. Das wird auch so weiter gehen. Und gleichzeitig haben wir einen höheren Eintrag an Nährstoffen auf den Feldern und Wiesen. Das gefährdet auch unsere Trinkwasserversorgung. Deshalb bekommen wir in den nächsten Jahren und Jahrzehnten noch große Probleme.

herrsching.online: Gesetzliche Bestimmungen werden immer häufiger aufgeweicht. Der Freistaat hat nun eine Ausnahmegenehmigung für das Ausbringen von Rindergülle mit Breitverteiler ab Februar 2025 erteilt. So dürfen bayerische Landwirte unter bestimmten Voraussetzungen Rindergülle auch nach dem 1. Februar 2025 ausbringen, selbst auf Ackerland.
Rutkowski: Auf vielen Gebieten sind wir eher auf dem Rückschritt, als dass wir Fortschritte erzielen. Wichtig wäre jetzt, den Landschaftswasserhaushalt zu sanieren. Wir haben immer noch eine extreme Entwässerung. Und wir müssen den Eintrag von Schad- und Nährstoffen reduzieren, um unser oberflächennahes Trinkwasser zu schützen. In zunehmenden Gebieten Bayerns müssen wir auf Tiefengrundwasser zurückgreifen. Aber das sind ja die Wasservorräte für die Zukunft. Die dürfen nicht angegriffen werden, nur weil wir mit den Oberflächengewässern so schlecht umgehen.

herrsching.online: Dass das gefährliche Glyphosat weiter verwendet werden darf, passt in dieses Bild.
Rutkowski: Ja, unter dem Vorwand des Bürokratieabbaus wird die schützende Bürokratie reduziert, anstatt die Nachweispflicht für die Ausbringung solcher Mittel zu verbessern.
