Gemeinde engagiert Zweckverband für Geschwindigkeitsüberwachung/Messstellen werden von der Gemeinde und der Polizei gemeinsam festgelegt/Immer weniger Temposünder/Künftig könnten auch auf Anhängern montierte Messgeräte kontrollieren////
Herrsching wird auch im neuen Jahr kein Raser-Paradies: Ab Januar 2026 überwacht ein neues Blitzer-Imperium die Tempotreue der Autofahrer und Biker. Der Gemeinderat beauftragte am Montag den Zweckverband Kommunale Dienste Oberland mit der „Überwachung des fließenden Verkehrs“. Wie herrsching.online berichtete, hatte die Kommunale Verkehrsüberwachung Germering den Vertrag mit Herrsching gekündigt. Begründung: Rechnet sich nicht mehr.
Für den Oberländer Verband (Bilanzsumme: 12 Millionen Euro) aber scheint sich der Job zu lohnen: Er überwacht mit 25 eigenen Mitarbeitern, 20 Messfahrzeugen und 20 Blitzanhängern fast 3000 Messstellen in Oberbayern. Ein perfekter Deal für die Gemeinde: Sie muss nur den Safe für die Bußgelder öffnen, alles andere machen die Bad Tölzer: Messen, blitzen und kassieren. Herrschinger Autofahrer müssen im neuen Jahr aber nicht gleich in Panik ausbrechen oder einen Radarwarner kaufen: Weil der Verband 3000 Messstellen in 164 Städten und Gemeinden bespielen muss, kommt er vermutlich eher selten am See vorbei. Immerhin kann die Gemeinde Herrsching zusammen mit der Polizei die Blitzer-Locations selber bestimmen.
Aber auch die Germeringer Tempo-Messer tauchten mit ihrem blauen VW Caddy (Nummer: FFB….) eher selten und wenn, dann gut sichtbar im Herrschinger Straßenbild auf. Die „Kommunale Verkehrsüberwachung“ stand nur 50 bis 60 Mal im Jahr am Straßenrand. Deshalb nahm der Germeringer Tempo-TÜV im Auftrag der Gemeinde Herrsching immer weniger Geld ein.
Allerdings liegt es nicht nur an den eher seltenen Kontrollen. Auch das Fahrverhalten der Autofahrer hat sich offenkundig dramatisch verändert – gegenläufig zu den immer stärkeren Fahrzeugen: Die Fahrer gehen immer behutsamer mit dem Gaspedal um: Im vergangenen Jahr wurden nur 2,5 Prozent der kontrollierten Fahrzeuge bei Geschwindigkeitskontrollen beanstandet. Wie die Gemeinde Herrsching mitteilte, passierten 22 999 Vier- und Zweiräder einen Radarstrahl oder eine Lichtschranke.
Auch die Ausbeute beim sogenannten „Blitzermarathon“ der Landespolizei war – je nach Perspektive – mager oder sehr erfreulich: Bei insgesamt sechs Messungen hat die Herrschinger Polizei nur zwölf Autofahrer erwischt, die zu schnell unterwegs waren. Sieben von ihnen bekommen in den nächsten Wochen Post von der Bußgeldstelle, fünf Temposünder wurden vor Ort gebührenpflichtig verwarnt. Gemessen hat die Polizei unter anderem in Andechs Rothenfeld und in der Eichenallee bei Seefeld. Die Speed-Sünder werden nach der Messung sofort angehalten, damit ihre Identität festgestellt werden kann.

Neben den automobilen Blitzern (Anschaffungskosten etwa 250 000 Euro) werden in den Gemeinden auch die Radar-Anhänger immer häufiger, die beliebig lange am Straßenrand stehen können und eine Art „ambulantes Fotostudio“ bilden. Sie sind zwar auch nicht billiger als ein Kfz-Blitzer und zudem dem Vandalismus ausgesetzt (Zweckverbandsschef Bursic: „Die Anhänger wurden schon gesprengt, umgeworfen oder blind gemalt“). Aber sie brauchen kein Personal vor Ort und können unauffällig platziert werden. Beispiel aus der Nachbargemeinde: In Inning steht eine solche tolle Kiste in einem Wiesengrundstück am Straßenrand – und alle Autofahrer kriechen mit Tempo 30 am Auge des Gesetzes vorbei.
Die Kontrollen haben also auch eine verkehrserziehende Wirkung. Benjamin Bursic berichtete im Gemeinderat von einer Untersuchung aus der Gemeinde Gauting. 2013 gab es dort fünf „Gefahrenpunkte mit häufigen und hohen Geschwindigkeitsüberschreitungen“. Elf Jahre später, so Bursic, weist die Statistik keinen einzigen Hotspur mehr auf, an dem das Tempolimit häufig überschritten wird. Das ist schön für die Verkehrssicherung, aber schlecht für die Gemeindekasse. Schließlich muss die Gemeinde für die Dienstleistung des Zweckverbandes 140 Euro in der Stunde bezahlen. Und wo kein Sünder, da auch keine Buße. Und wo keine Buße, da auch keine Einnahme.
Der Zweckverband Oberland, das ist die gute Nachricht für die Mitgliedsgemeinden und für die Autofahrer, sei „nicht gewinnorientiert“. Wenn die „Körperschaft des Öffentlichen Rechts“ zuviel Geld verdient, gibt sie den Gewinn in Form von reduzierten Gebühren wieder an die Gemeinden zurück.