Die Autofahrer in Herrsching gehen immer behutsamer mit dem Gaspedal um: Im vergangenen Jahr wurden nur 2,5 Prozent der kontrollierten Fahrzeuge bei Geschwindigkeitskontrollen beanstandet. Wie die Gemeinde Herrsching mitteilte, passierten 22 999 Vier- und Zweiräder einen Radarstrahl oder eine Lichtschranke. Allerdings war die Kontrollintensität auch nicht besonders hoch: Die Kommunale Verkehrsüberwachung stand mit ihrem dunkelfarbigen Caddy nur 50 bis 60 Mal am Straßenrand – und meistens auch nicht besonders gut getarnt. Der Trend ist klar: Die Germeringer Tempo-Prüfer im Auftrag der Gemeinde Herrsching nehmen immer weniger Geld ein. Deshalb hat die Stadt Germering auch keine Lust mehr: Ende des Jahres stellen die Nachbarn das Blitzen am See ein. Wie es dann weitergeht mit der Verkehrsüberwachung, ist wohl noch nicht entschieden.
Private Erfahrungen bestätigen: Kaum passieren die Autofahrer das gelbe Schild am Gemeindeeingang, lupfen viele Autofahrer den Fuß so stark, dass das Smiley auf dem Display lächelt. Und im Land des Lächelns gibt es wenig zu verdienen für die Anti-Raser-Radarfallen. Und selbst wenn ein Autofahrer mal eine Tachometerorgie veranstalten würde, die amtlichen Speedmesser stehen mit ihrem FFB-Kennzeichen und der matten Heckscheibe so unauffällig am Straßenrand wie ein Werbeplakat.
Das ist einigermaßen unfreundlich von den Autofahrern, schließlich kostet die Überwachung viel Geld: Die Kosten werden unter den Mitglieds-Kommunen der Verkehrsüberwachung Germering prozentual aufgeteilt. Der prozentuale Anteil der Gemeinde Herrsching beläuft sich auf 12,57 Prozent der Gesamtausgaben (darin enthalten: Miete, KFZ-Unterhalt und sonstige Auslagen). Im Jahr 2023 beliefen sich die Kosten auf 49.000 Euro. Über die Einnahmen durch Verwarnungs- und Bußgelder macht die Gemeinde keine Angaben. Sie fließen aber in den Gemeindehaushalt ein, jeder Verkehrssünder darf sich deshalb als Wohltäter für den Gemeindehaushalt fühlen.
München nimmt nach den Recherchen der Plattform „Kommunal“ im Jahr rund 1,5 Millionen Euro durch Blitzer ein. Weil stationäre Blitzer unter Einheimischen aber längst stumpfe Waffen sind, haben Gemeinden sogenannte Blitzanhänger gekauft, die jeden Tag an anderen Stellen abgestellt werden. Der Landkreis Lippe hatte sich zum Beispiel ein solches mobiles Fotostudio mit angegliederter „Ladenkasse“ gekauft und damit 1,4 Millionen Euro generiert. Das tut natürlich dem Kämmerer gut und der Verkehrsmoral auch. In Inning steht öfter und gerne ein solches Gerät an der Hauptstraße, allerdings mit nachlassendem Ertrag: Die meisten Autofahre halten sich – private und damit anekdotische Beweiskraft – ans Tempo 30, das die Gemeinde auf dem Umweg über ein Lärmschutzgutachten einführen durfte.
Die Autofahrer, vor allem die besonders eiligen und beruflich reisenden, wehren sich längst durch Handy-Apps (Blitzer.de) und Radarwarngeräte. Beide sind zwar verboten, aber wegen ihrer Zuverlässigkeit schlimme Fiskalschädlinge.
Außerdem hat die Polizei längst aufgerüstet: Bei Messungen mit mobilen Laserpistolen helfen die kleinen Helferlein nämlich nicht oder zu spät. Auch die Polizeiinspektion Herrsching führt mobile Messungen mit der Laserpistole durch – „und zwar an Stellen, an denen auch der einheimische Autofahrer nicht unbedingt mit einer Kontrolle rechnet“, wie der Herrschinger Polizeichef Winfried Naßl berichtet. Aber solche Einsätze sind personalintensiv und daher nicht allzu häufig.
Die Frage, ob Autofahrer heute weniger schnell fahren als früher, möchte der Leitende Polizeihauptkommissar Naßl so pauschal nicht beantworten. Es lasse sich aber beobachten, dass die krassen Raser weniger geworden seien. Bei einem „Durchlauf“ an einer Messstelle von etwa 500 Fahrzeugen würden zwischen 0,5 und 4 bis 5 Prozent der Fahrzeuge „beanstandet“. „Ist also schon a bisserl weniger geworden“, resümierte Naßl vorsichtig. Viele Übertretungen spielten sich im Bereich von 10 bis 15 km/h über dem Limit ab.
Ein Blitzer in der Summerstraße auf Höhe Al Porto/Notaufnahme Schindelbeck wäre garantiert erfolgreich. Hier fahren bestimmt 80 % schneller als 30 km/h. Im Sommer höre ich wie die Radfahrer in dieser wohlgemerkt Fahrradstraße die Autofahrer anbrüllen weil sie gefährlich knapp einscheren oder extrem knapp mit über 39 km/h überholen. Ich schaue mir dieses Drama seit 1. Juli. 2024 von meinem Balkon an und weiß von was ich spreche. Ich sehe hier dringenden Handlungsbedarf der Gemeinde.