Climate Action Now verkündet der Weltumsegler Boris Herrmann auf seinen Segeln. „Die Umwelt braucht jetzt Initiativen“, meint auch der grüne Gemeinderat Gerd Mulert. Der Arbeitskreis Energiewende, dem er angehört, will auf allen Gemeinde-eigenen Dächern zusätzliche PV-Anlage installieren lassen. „Die Preise für Fotovoltaik-Anlagen sind inzwischen drastisch gefallen“, sagt Mulert: Für 300 000 Euro könnte man zehn große Dächer mit Panelen eindecken, die billigen Strom für die Gemeinde produzieren würden. Aus der gemeindlichen PV-Großoffensive allerdings wird nichts: Es gibt im Haushalt 2025 nur 100 000 Euro für Gemeinde-eigene Anlagen. Der Vorschlag vom Energieexperte Mulert, die Anlagen von einem Investor bauen zu lassen, fand keine Billigung im Gemeinderat. herrsching.online hat mit Mulert gesprochen.
herrsching.online: Sie haben Roof watching betrieben: Wo im Gemeindegebiet auf Gemeinde-eigenen Dächern sind noch unproduktive Dachziegel statt PV-Panelen zu sehen?
Mulert: Wir vom Arbeitskreis Energiewende haben uns, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, die Dächer, die im Besitz der Gemeinde Herrsching sind, angeschaut und sind auf zehn Dachflächen gestoßen, die noch nicht oder nur teilweise mit einer PV-Anlage bestückt sind. Die erste Erkenntnis. Die zweite: Die Preise für PV-Anlagen sind inzwischen drastisch gefallen. Das hat uns zu der Annahme geführt, dass PV-Anlagen auf den noch freien Dachflächen hochwirtschaftlich wären. Das sind:
• Feuerwehr Herrsching, Restdach
• Feuerwehr Breitbrunn
• Kindergarten Herrsching
• Kindergarten Breitbrunn (zwei Einrichtungen)
• Bücherei Breitbrunn
• Bauhof (bisher leeres Südgebäude) als Volleinspeisung
• Rathaus Norddach
• Obdachlosenhaus
In der Liste fehlt noch der Bahnhof, der ein wundervoll hohes Dach besitzt. Dort kann eine PV-Anlage sehr wirtschaftlich arbeiten, wenn man sie, wegen der sicher nicht einfachen Bausubstanz, trotzdem mit vernünftigen Kosten bauen kann.
herrsching.online: Sollten diese Anlagen von der Gemeinde selbst initiiert, gebaut und bezahlt werden, oder wollten Sie, dass ein Betreiber die Anlagen baut, bezahlt und unterhält?
Mulert: In dem Antrag schlagen wir vor, dass die Anlagen von einem privaten Betreiber, am liebsten natürlich einer Gesellschaft, die die Bürger Herrschings einbezieht, geplant, gebaut, finanziert und betrieben werden. Das heißt, dass bei der Gemeinde keine Kosten angefallen wären.
herrsching.online: Und wie hätte die Gemeinde von den Anlagen profitiert?
Mulert: Der private Investor muss die Anlagen auskömmlich betreiben können. Durch den Verkauf des gewonnenen Stroms müssen seine Kosten und seine Rendite erwirtschaftet werden. Da der erzeugte Strom von der Gemeinde abgenommen, also konsumiert wird, muss er der Gemeinde einen sehr fairen Preis für die abgenommene Energie machen. Wenn der Strom pro Kilowattstunde heute am Markt etwa 30 Cent kostet, würde der private Betreiber den Strom an die Gemeinde zum Beispiel für 15 bis 18 Cent verkaufen. Damit hat die Gemeinde von der ersten Minute an einen finanziellen Vorteil, ohne dass sie einen Euro in die Hand nimmt. Also keine Investition und keine Personalressourcen, die bei den Projekten beansprucht werden. Das Konzept funktioniert zudem, da ein privater Betreiber eine Anlage deutlich günstiger bauen als eine Kommune, da er weit weniger Reglementierungen ausgesetzt ist.
herrsching.online: Dieses Konstrukt ist ja nun vom Tisch, aber die Gemeinde nimmt immerhin 100 000 Euro in die Hand.
In den letzten Tagen der „Dunkelflaute“ hat man die Erkenntnisse gewinnen können, dass vor allem in Wetter unabhängige Technologien zur Energiegewinnung zukünftig verstärkt investiert werden muss. Ich persönlich würde mit den 100.000.-€ lieber das Projekt Geothermie in Herrsching unterstützen.
Übrigens wird das Landesamt für Denkmalpflege bei dem unter Denkmalschutz stehenden Bahnhofsgebäude bzgl. einer Photovoltaikanlage ein Veto einlegen.
O-Ton Rathaus: Ja, wir sind mit 6,9 % Schlusslicht. Aber wir haben kein Geld. Und wenn wir die Ziele reißen: na und, es gibt ja keine Rechtsfolgen. Außerdem muss für die jährliche „Schiller-Show“ gespart werden.