Die Entscheidung ist gefallen, die Resthoffnungen des Kinderhauses Kunterbunt auf eine Tempo-30-Zone haben sich erledigt. Das Landratsamt ließ das Herrschinger Rathaus wissen, dass keine Sonderregelung eingeführt werde. Der Grund: Der Eingang des Kinderhauses liegt nicht direkt an der Straße, sondern an einem Seitensträßlein. Deshalb, so das Landratsamt, erlaube die StVO kein 30er-Tempo-Limit.
Kindergarten zeigte juristischen Fluchtweg auf
Dabei hatte die Vorständin des Kindergartens Kunterbunt, Tina Drexler, einen juristischen Fluchtweg aufgezeigt. Eine verkehrsberuhigte Zone sei auch möglich, wenn starker Ziel- und Quellverkehr beim Bringen und Holen der Kinder herrscht. Aber das Landratsamt blieb unerbittlich. Die Begründung: Es seien schon mehrere Bußgeldbescheide wegen Geschwindigkeitsüberschreitungen aufgehoben worden. Die richterliche Begründung: Die Tempo-30-Zone beruhe auf falschen Voraussetzungen.
Immerhin gibt es eine gute Nachricht: Die Bitten des Kindergartens, Hortkinder direkt vor dem Kinderhaus aus dem Schulbus aussteigen zu lassen, wurden erhört: Das Landratsamt gestattet eine Haltestelle an der Verkehrsinsel nahe der Polizeiinspektion. Die Grundschüler, die der Bus von der Schule abholt und für die Nachmittagsbetreuung ins Kinderhaus bringt, müssen dann die Rieder Straße nicht mehr überqueren.
Bisher wurden die Schüler an der Bushaltestelle Rieder Straße Ecke Hechendorfer Straße „ausgeladen“, überquerten die Staatsstraße an der Ampel, marschierten auf dem Gehweg Richtung Kinderhaus und überquerten die Rieder Straße an der Querungshilfe ein zweites Mal. Weil das eine doppelte Gefahrenquelle darstellt, haben Eltern als Lotsen die Aufsicht übernommen.
Der Bürgermeister hatte in der Gemeinderatssitzung am Montagabend den Beschluss des Landratsamtes verkündet. Er wies darauf hin, dass es ja einen verkehrsfreien Fußweg zum Kindergarten gäbe – über den Unteren Stocketweg, den Fendlbachweg hinter der Polizei zum Kindergarten. Tatsächlich wird dieser Weg meistens von den Anwohnern der Hechendorfer Straße benutzt.
Gemeinderätin Christiane Gruber stellte nun die Frage in den Raum, warum man nicht einen „Noteingang“ zum Kinderhaus an der Rieder Straße einrichten könne. Der Bürgermeister entgegnete, dass die Kinder dann über den Parkplatz geleitet würden, und da würden Autos ja rückwärts ausparken. Die Kabarettistin Silvana Prosperi („Faltsch Wagoni“) schrieb dazu in einem Kommentar: „Der gesunde Menschenverstand zählt halt nicht, aber vielleicht baut man den Eingang zum Kindergarten mithilfe eines großen Torbogens aus Aktenordnern an die Rieder Straße? Oh ich vergaß die Bauvorschriften….“
Die Verkehrssituation wird noch einmal dadurch verschärft, dass die (noch bestehende) Tempo-30-Zone am alten Kindergarten jetzt aufgehoben wird, weil es dort kein Kinderhaus mehr gibt. Der Vorständin des Kindergartens, Tina Drexler, schwant Böses: „Wenn die alte Tempo-30-Zone vor der ehemaligen Villa Kunterbunt wegfällt, fahren die Autos auf der Rieder Straße ohne Unterbrechung mit 50 Sachen durch.”
Die Behörden wollen zwar den Verkehr nicht beruhigen, aber die Unruhe, die in der Gemeinde herrscht. Am neuen Kinderhaus werden deshalb Schilder aufgestellt: „Vorsicht Kinder“. Außerdem soll eine Geschwindigkeitsanzeigeanlage, eine sogenannte Tempobox, die Autofahrer mit ihrem aktuellen Speed konfrontieren. Das allerdings ist nur eine Plazebo-Maßnahme: Wer höchstens 50 fährt, bekommt ein Smiley angezeigt. Aber 50 km/h sind nach allgemeiner Auffassung schon deutlich zu schnell in der Nähe eines Kindergartens.
Wieso gibt es in anderen Orten zum Beispiel in Inning ohne Kindergarten auf der Staatsstraße Tempo 30 ???
Unverständlich, wieso es in Herrsching nicht möglich sein soll!
Weil in Herrsching höchste Priorität auf den KFZ Verkehr gelegt wird. Das Anliegen der Bürger das im Verkehrskonzept erfragt wurde, eine Verbesserung für den Radverkehr und den Fussverkehr zu erzielen, ignoriert und oder kleingeredet wird. Für viel Geld wurden zusätzliche Parkflächen auf unseren Strassen angelegt, Verkehrsflächen zu Luxusstellplätzen umgebaut. Verbesserung für die schwächsten Verkehrsteilnehmer: ?
Stellungnahme des Bürgermeisters von Inning:
Viele Kommunen hätten ebenfalls gerne Tempo 30 auf Staatsstraßen, scheitern dann aber an den Anträgen und Begründungen. Was würden Sie Ihren Amtskollegen raten, die das Gleiche vorhaben wie Sie?
Dass es nur über den Lärmschutz geht. Wenn die Gutachten dafür nicht ausreichend sind, wird es auch kein Tempo 30 geben. Ich glaube, dass nicht viele Kommunen eine so hohe Verkehrsbelastung haben wie wir. Aber es haben sich natürlich einige Bürgermeister bei mir erkundigt, wie wir das gemacht haben. Die haben dann auch alle Unterlagen bekommen. Aber die Voraussetzungen müssen da sein, sonst geht es nicht.
Den Wunsch, dass die Staatsstrasse im Tempo auf 30 heruntergeregelt wird, haben wir seit Jahrzehnten in Inning, Breitbrunn und Herrsching. Vor etwa 30 Jahren haben wir in Breitbrunn schon Unterschriften der Anwohner gesammelt… Thema Laermgrenze. Es wurde damals gemessen und für zu still befunden. Jetzt nach einigen Jahrzehnten hat es Inning geschafft. Die Staatsstrasse ist zu laut. Sollen wir Breitbrunner und Herrschinger mal diesen“Trumpf“ spielen?
Der gesunde Menschenverstand zählt halt nicht, aber vielleicht baut man den Eingang zum Kindergarten mithilfe eines großen Torbogens aus Aktenordnern an die Rieder Straße? Oh ich vergaß die Bauvorschriften….
oder man nimmt doch den Weg, der hinter der Polizei entlang führt
oder man fährt die Hortkinder direkt zum Eingang des Kindergartens
oder man beantragt einen Zebrastreifen an der Querungshilfe