Beinahe hätte die Gemeinde der AWA Ammersee das Wasser abgegraben – im übertragenen Sinn: Der Bauausschuss hatte in einer kontroversen Diskussion beschlossen, dass die neuen Gemeindewohnungen am Mitterweg mit einer sogenannten Wasser-Wasser-Wärmepumpe beheizt werden sollen. Bei diesem System wird Wärme aus dem Grundwasser angezapft. Der Bauausschuss aber hatte die Rechnung ohne das Wasserwirtschaftsamt gemacht. Das grätschte jetzt dazwischen, weil es fürchtet, dass dieses gemeindliche Wasserzapfen die Wasser-Wasser-Wärmepumpe der benachbarten AWA Ammersee beeinträchtigen würde.
Das Grundwasser, so vermuten Experten, kommt vom Andechser Berg und fließt Richtung See. Wenn die Gemeinde nun diesen unterirdischen Wasserstrom anzapfen würde, könnten im AWA-Neubau die Mitarbeiter im Kalten sitzen. Deshalb verweigerte das Landratsamt auch eine Bohrgenehmigung für eine Wasser-Wasser-Wärmepumpe im Komplex „Bezahlbares Wohnen“.
Nun müssen die Planer mit Luft-Wärmepumpen arbeiten. Der Energieexperte und Gemeinderat Gerd Mulert (Grüne) kommentierte den Vorgang leicht spöttisch mit der Bemerkung, dass er wegen der möglichen Beeinträchtigung der AWA vor einer Wasser-Wasser-Pumpe gewarnt habe. Dass man jetzt auf die preiswertere Variante Luft-Wärmepumpen umstellen müsse, sei gut, weil man bei einem späteren Anschluss der Häuser an ein Fernwärmenetz nicht soviel Geld ausgegeben habe. Gemeinderat Thomas Bader (CSU) , ebenfalls Energieexperte, konterte, dass eine Wasser-Wasser-Pumpe die leistungsfähigere Variante sei. Unter Energieexperten wird die Faustformel gehandelt, dass eine Luft-Wasserpumpe, die ihre Energie aus der Umgebungsluft zieht, einen Wirkungsgrad von 300 bis 400 Prozent erreiche, eine Sole-Wasser-Pumpe, die das Grundwasser anzapft, dagegen einen Wirkungsgrad von 400 bis 450 Prozent erreiche. Allerdings sind diese Pumpen mit Bohrungen deutlich teurer und benötigen eine behördliche Genehmigung.
Die Sache mit der Kostenexplosion bei der Beheizung von Haushalten ist seit einiger Zeit wirklich bedeutsam. Ich wohnte seit vierzig Jahren mit meinem Mann in unserem „kleinen Reihenhaus“ mit sehr alter Oelheizung. Jahrelang studierten wir Kostenvoranschläge und Effizienzangebote für eine PV Anlage und einem Wechsel zu Pellet usw. Alles fossile Brennstoffe. Auch die Gasleitung vor der Haustüre brachte uns in unserer Entscheidung nicht weiter. Wir wollten weg von Verbrennungsoefen und umweltbelastenden Heizungsgewohnheiten. Seit wenigen Wochen sind wir nun endlich den Olgrstank im Keller los, haben einen Kellerraum mehr und bewegen uns in Richtung „Stromhausmanagement“. Also Luftwaermepumpe mit PV Anlage. Ob nun Wasser- oder Luftwaermepumpe macht meiner Meinung nach nicht den großen Unterschied und alle Heizungssystemumbauten funktionieren nicht für die Ewigkeit, sondern nur für die naechsten 20 Jahre. Bei Wohnanlagen mit mehreren Wohnungen waere der Fernwaermeanschluss sicher die eleganteste Lösung. Aber Herrsching hat eben kein Fernwaermenetz.
Warum wird immer noch und irreführend von „Bezahlbares Wohnen“ gesprochen. Mit den bislang genannten Kosten und Mietpreisen sind wir von den ursprünglichen Plänen bzw. Vorstellungen der Gemeinde meilenweit entfernt. Wie ist die Rechtslage, wenn ein Gemeinderatsbeschluss, nämlich bezahlbares Wohnen zu schaffen, völlig aus dem Ruder läuft?