Der Königs- oder Jaudesberg in Breitbrunn genießt als artenreiche Magerwiese Landschaftsschutz. Deshalb sind sogar die Gleitschirmflieger am Berg für den Breitbrunner Naturschützer Hermann Breitenberger „invasive Arten“, die er gerne vertrieben hätte. Was aber sind Traktoren, die Ende Oktober noch einmal den halben Hang abmähen und tiefe Spuren in dem geschützten Gebiet hinterlassen? herrsching.online hat mit dem Diplom-Biologen Burhard Quinger gesprochen, der sich als renommierter Gutachter schon mehrmals mit dem Königsberg beschäftigt hat.
Der Jaudesberg ist zwar nur Landschaftsschutzgebiet und genießt nicht den Status als Flora-Fauna-Habitat-Gebietes, das durch EU-Recht geschützt wäre. Trotzdem, so Quinger, steht es als artenreiche Flach- und Mähwiese unter dem Schutz des Bayerischen Naturschutzgesestzes: „Es genießt Rechtsschutz“, betont Quinger.
Diese artenreichen Wiesen werden in der Regel zweimal im Jahr gemäht, anders als die Streuobst- und Magerrasen. „Der Orientierungstermin war der 20. Juni, also der Johannitag, für den Heuschnitt. Der zweite, der Grummetschnitt, sollte im Spätsommer oder Frühherbst während einer Schönwetterperiode stattfinden, sprich zwischen dem 20. August und dem 20. September. In der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts wurden im Herbst noch mal Rinder über die Wiesen getrieben, das haben damals die Bauernkinder gemacht“, weiß Quinger.
Nun hat der Bauer, der amtlich mit dem Mähen der Wiese betraut ist, aber noch einmal Ende Oktober seinen Traktor in den Hang geschickt und die letzten Halme, die dank der feuchten Witterung in einer letzten Aufwallung der Naturkräfte gewachsen sind, gemäht und eingesammelt. Die paar Gräser seien seinen Kühen vergönnt, aber leider haben sich die extrem geformten Profil-Reifen des Treckers so tief in das feuchte Erdreich eingegraben, dass richtige „Fischgrätenmuster“ entstanden sind.
Das Betreten des Berges ist amtlich zwischen dem 1. März und dem 15. August vollständig verboten, um die empfindliche Flora zu schonen. Was wohl die Bergfreunde empfinden, wenn sie über den Sommer „ausgesperrt“ sind, aber Traktoren den sensiblen Boden beackern, als wär’s ein Kartoffelfeld?
Max von Perger ließ eine Herde Islandpferde zwischen seinen Obstplantagen grasen und konnte dadurch ganz auf schwere landwirtschaftliche Maschinen verzichten. Da müssen wir gar nicht neu denken – alt hat es auch schon gewusst!
Landtechnikgiganten sparen Arbeitskräfte in Wald und Flur und können immer mehr und schneller notwendige Arbeiten erledigen. An die Nebenwirkungen zerstörten Wald- und Wiesenbodens denken wir dabei ungern und schauen lieber weg. Vielleicht machen sich die Fachleute trotzdem mal Gedanken über diese Arbeitsschaeden in der geschützten Landschaft und suchen nach umweltverträglichen Lösungen.
Leider ist solch ein Vorgang nicht einzig am Königsberg zu beoabachten. Im ganzen Gemeindegebiet wird in der Natur mit schwerem Gerät gearbeitet, die Spuren weithin und langfristig sichtbar. Ein Blick auf Satelittenbilder vom Herrschinger Moos zeigt grossflächig tiefe Rillen von Traktoren, im Wald mannstiefe Furchen durch Harvester. Landschaftsschutzgebiete und Naturschutzgebiete sind wohl nur Worthülsen…