Bestürzend, was uns da blüht: Die Sturzfluten, früher als Jahrhundertereignisse bezeichnet, wiederholen sich inzwischen in immer kürzeren Abständen. In diesem Frühsommer traf es den Fendlbach, die Hechendorfer Straße und das Kienbachtal so heftig, dass der Landkreis einen Krisenstab im Feuerwehrhaus einrichten musste. Die Gemeinde Herrsching hat deshalb ein „Sturzflutmangement” installieren lassen, das Anlieger punktgenau vor sogenannten Starkregen-Ereignissen warnen soll. In der letzten Gemeinderatssitzung berichtete die Betreiberfirma über die Fortschritte.
Sturzbäche, die vom Himmel fallen, sind so unberechenbar geworden wie Blitzeinschläge. Der Referent der Firma Spekter, Falk, erläuterte den Gemeinderäten, dass sogenannte Regenzellen nicht einfach senkrecht auf die Erde treffen, sondern durch starke Winde verblasen werden. Diese horizontale Bewegung mache eine Vorhersage über das Hauptniederschlagsgebiet schwierig. Immerhin gibt es jetzt eine App, die angeblich rechtzeitig vor dem nassen Chaos warnt.
Diese App bezieht ihre Informationen aus „kleinräumigen Echtzeitmessungen”: Regenmengen-Sensoren stehen auf den Dächern der beiden Feuerwehrhäuser in Herrsching und Breitbrunn. Außerdem wird zum Beispiel der Pegel am Fendlbach vor der Kanaleinmündung am Rauscher Fußweg gemessen und bei kritischen Höhen gemeldet. Und schließlich fließen Warnungen der Wetterdienste ein. Bei kritischen Wetterlagen beginnt die App ihren Besitzer eindringlich zu warnen.
Dann können oder sollten Hausbewohner ihre Schotten dichtmachen – im Wortsinn: Vor- und weitsichtige Bürger haben vor Türen und Kellerfenstern Führungen angebracht, in die man die Schottwände in Sekundenschnelle einstecken kann. Anfang Juni hatte die Gemeinde vor dem Feuerwehrhaus sogar Hunderte von Sandsäcken gestapelt, die zur Not die Schindlbeckklinik und andere kritische Infrastruktur schützen sollten. Sehr wichtig, so die Firma Spekter, seien Rückstausicherungen bei Toiletten in Hauskellern, damit die überlasteten Abwasserkanäle ihre braune Fracht nicht wieder durch die Schüssel ins Haus zurückdrücken können.
Über konkrete bauliche Maßnahmen zur Rückhaltung von Sturzbächen vor allem im Bereich Fendlbach gab es keine Angaben. Über mögliche Kosten von Rückhaltebecken konnte der Referent keine Angaben machen. Gemeinderat Gerd Mulert regte an, dass man auf der Kuhweide am Rauscher Fußweg wirksame Retentionsbecken (Rückhaltemulden) schaffen könne. Melanie Faude vom Bauamt wies darauf hin, dass viele Flächen in Privatbesitz seien, vor möglichen Maßnahmen müsse man sich mit den Grundstücksbesitzern einigen. Immerhin, so Mulert zufrieden, sei durch den wegbegleitenden Wassergraben schon einiges gewonnen.