Während der Baustellen-Blockade der S 8 vom 18. Oktober bis zum 4. November setzt die Bahn Busse als Ersatztransportmittel ein. Wie die Bahn auf Anfrage von herrsching.online mitteilte, sind dabei pro Fahrt zwischen Herrsching und Pasing mindestens 2 Busse unterwegs. „Insgesamt werden für das Ersatzkonzept über 60 Busse im Einsatz sein”, heißt es in der Mitteilung des Bahnsprechers. „Für die Planung der Ersatzverkehre und Buskapazitäten greifen wir auf unsere langjährige Erfahrung zurück”, teilte der Bahnsprecher ergänzend mit. „Zu beachten ist dabei, dass im Falle von Ersatzverkehren grundsätzlich spürbar weniger Fahrgäste unterwegs sind als normal. Viele (Kunden) arbeiten alternativ von zu Hause aus oder gelangen auf alternativen Wegen ans Ziel. Eine 1:1-Gegenüberstellung der Kapazitäten einer S-Bahn mit der Anzahl von Bussen ist daher nicht aussagekräftig.”
Nicht genug damit, dass die verkehrstechnische Lebensader nach München nur noch eingeschränkt funktioniert, auch auf das Gemeindeleben in Herrsching haben die Baumaßnahmen der Bahn große Auswirkungen.
• Die Schrankenanlage an der Riederstraße wird in der Zeit vom 21. bis 25. Oktober erneuert. Deshalb wird die Rieder Straße halbseitig gesperrt, eine Ampelanlage regelt den Einspurverkehr. Für Fußgänger und Radfahrer wird ein Notgehweg eingerichtet.
• Der P&R-Parkplatz an der Ladestraße auf der Nordseite des Bahnhofs ist von Freitag, 18. Oktober, bis Montag, 4. November, gesperrt. „Zudem besteht ein vorübergehendes absolutes Halteverbot am Bahnhofsplatz gegenüber der Bushaltestelle. Es können nur die seitlichen Parkplätze entlang der Ladestraße und die Parkplätze in der Baderstraße zum Parken genutzt werden”, teilte die Gemeinde Herrsching ergänzend mit.
Bombensuche, Schwellenspenden und Gleissanierung: S 8 und S 6 werden entkoppelt
Zwei Wochen lang hat die S 8 garantiert keine Verspätung – sie fährt überhaupt nicht. Die Bahn steigt zwischen dem 18. Oktober und dem 4. November zwischen Pasing und Herrsching auf den Bus um, weil Bombensuche, Gleis- und Schwellenarbeiten einen Schienenverkehr unmöglich machen. Die Bahn gibt als Grund „Gleis- und Weichenarbeiten” an. Wie herrsching.online von einem Insider erfahren hat, handelt es sich allerdings vorwiegend um sogenannte „Kampfmittel-Sondierungen”: Weil die Bahn im übernächsten Jahr die S 8 und die S 6 mit mächtigen „Überwerfungsbauwerken” entkoppeln will, wird obligatorisch nach schlafenden Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg gesucht. Die Alliierten hatten bevorzugt strategisch wichtige Bahnstrecken bombardiert.
Diese Kampfmittel-Sondierungen sind extrem diffizil und zeitaufwendig. Wie ein Ingenieur herrsching.online erklärte, wird ein Bohrer etwa eineinhalb Meter in den Schotter getrieben. Dann sucht eine Sonde im Bohrloch nach metallenen Gegenständen in der Umgebung. Ist sie „sauber”, wird weitergebohrt, bis die Sonde in etwa 6 Meter Tiefe angekommen sind. Diese Sondierungen sind bei Großprojekten der Bahn vorgeschrieben.
Von diesen Großprojekten im Jahre 2026 gibt es gleich zwei im S-Bahnbereich S 8 und S 6. Eine Großbaustelle wird die neue Überführung der S-Bahn über die Bodenseestraße. Der Straßenknick der Bundesstraße 2 soll begradigt werden. Im Zuge dieser Straßenstreckung wird auch die 100 Jahre alte Überführung der S 8 und der S 6 erneuert.
Die zweite Großbaustelle am Westkreuz soll die Weiche für die S 8 und die S 6 beseitigen. Wie S-Bahnfahrer wissen, trennen sich die beiden Stränge am Westkreuz. Diese Weiche ist ein Nadelöhr im Schienenverkehr. Um die S 8 von der S 6 zu trennen, wird ein Schienenstrang den anderen überfahren, was in der Fachsprache niveaufreie Verzweigung heißt. Dazu wird ein „Überwerfungsbauwerk” errichtet: Die Anfahrtstücke, sozusagen die Auffahrten auf die Schienenbrücke, werden bei laufendem Bahnbetrieb neben den befahrenen Gleisen gebaut. Das verbindende Stück, also die eigentliche Brücke über das darunterliegende Gleis, wird dann in einer millimetergenauen Transaktion auf Rollen in die Lücke geschoben – ein Projekt der gehobenen Ingenieurskunst. Da hoffen dann alle – einschließlich Ingenieuren, Bahnmanagern und Fahrgästen – dass sich dabei niemand verrechnet hat. Für dieses Einpassen des letzten Stücks muss dann der Bahnbetrieb natürlich wieder unterbrochen werden.
Die jetzige Unterbrechung vom 18. Oktober bis 4. November nutzt die Bahn aber nicht nur zur Kampfmittelsondierung, sondern auch zur Gleiserneuerung ab Weßling Richtung Steinebach. Kurz vor Steinebach werden zudem Schwellen erneuert. in Gilching müssen ebenfalls Schwellen unter einer Weiche erneuert werden.
Inzwischen teilte die Bahn mit, dass mindestens 2 Busse je Fahrt unterwegs sind. Insgesamt werden für das Ersatzkonzept über 60 Busse im Einsatz sein. S-Bahn-Züge der aktuellen Baureihe 423 bieten rund 166 Sitzplätze und bis zu 1300 Stehplätze an. Welche Kapazität die fahrenden Züge auf der S8 haben, ist unterschiedlich und hängt immer von der Zuglänge ab. Im S-Bahn-Verkehr können bis zu drei ET 423 gekoppelt werden. Ein Bus fasst rund 50 Sitzplätze. Die Bahn weist aber darauf hin, dass viele Pendler in der S-Bahn-losen Zeit von zu Hause aus arbeiten oder auf alternativen Wegen ans Ziel kommen. „Eine 1:1 Gegenüberstellung der Kapazitäten einer S-Bahn mit der Anzahl von Bussen ist daher nicht aussagekräftig”, sagte ein Bahnsprecher zu herrsching.online.
wo kann man sich denn melden, wenn man Schwellen spenden will? 😉