Planlos im Bahnhof? Die 120 Jahre alte Endstation soll nach dem Willen des Gemeinderats ein Genusstempel mit kleinen Kultureinsprengseln werden. Im nächsten Jahr werden sich Statiker, Elektriker und Heizungsplaner das denkmalgeschützte Baufossil vornehmen. Aber was wird aus den Plänen für ein Restaurant? Ein erfolgreicher Gastronom, der sich ein feines Etablissement im Bahnhof vorstellen konnte, winkt inzwischen ab: nicht mehr interessiert. Der Grund für seinen Rückzug: „Da reden zuviele Leute mit.“ Er wäre nach eigenem Bekunden bereit gewesen, viel Geld für eine Sanierung in die Hand zu nehmen. Dafür wollte er aber Süd- und Nordkopf samt Schalterhalle in eigener Regie gestalten und bewirtschaften. Kenner der Gastronomiebranche halten das Mischkonzept mit gemeindlicher Planungshoheit und privatem Investment für nicht erfolgversprechend. Das alte bayerische Machtwort: Wer zahlt, schafft an, ist bei dieser Konstellation außer Kraft gesetzt.
Der von der Gemeinde beauftragte Planer Christoph Welsch, Architekt und Gemeinderat in Herrsching, hatte in der letzten Sitzung seine ersten Entwürfe präzisiert und eine erste Kostenschätzung abgegeben. Er sieht im Südkopf des Bahnhofs Funktionsräume für ein Restaurant, in der Halle den Gastraum und im Nordkopf 3 Läden (Wein und Fahrkartenschalter). Eine kulturelle Nutzung der Halle hatte der Gemeinderat schon früher mit der Gastronomie verkuppelt. Ganz sicher nicht im Sinne des möglichen Investors wäre eine kleine Bedarfsküche, in der nach den Vorstellungen des Architekten nur angelieferte Speisen servierfertig aufbereitet würden.
Als Gegenleistung für das Investment des Gastronomen würde die Gemeinde einen langfristigen Pachtvertrag anbieten – durchaus ein Danaergeschenk: Würde der Laden nicht laufen, könnte sich der Pächter nur schwerlich aus dem Vertrag herauslösen.
Auch anders gewendet, wird der Bahnhof zum Millionengrab: Architekt Welsch spricht in seiner ersten Kostenaufstellung von 2,35 Millionen Euro Aufwand. Der Bürgermeister meinte in seiner Stellungnahme, dass man nach den Erfahrungen mit Baukostenschätzungen mit Kosten von 4 oder gar 5 Millionen rechnen müsse.

Mehrere Bürgerinnen und Bürger haben sich allerdings schon gefragt, ob es Aufgabe einer Gemeinde sei, einem Restaurantbetreiber den roten Teppich auszurollen. Einen siebenstelligen Betrag wird der Bahnhof allerdings mit und ohne Gasthaus verschlingen: Statik, Elektrik und Gebäudesanierung allein für die Wohnungen und Nebenräume in den beiden Kopfteilen sind Pflichtaufgaben der Hausbesitzerin. Und die sitzt – in der Bahnhofstraße.