WWK Volleys Herrsching verlieren erstes Heimspiel gegen Berlin/Der König vom Ammersee gibt als Vorspiel den Engel Aloisius///
Die Herrschinger WWK Volleys haben am Freitagabend die neue Heimsaison eröffnet – nicht direkt zu Hause, aber immerhin unter bayerischem Himmel: Im BMW-Park, 40 Kilometer von der heimischen Nikolaushalle entfernt, wartete gleich die maximale Herausforderung: Die Berliner Recyclings, immerhin amtierender Deutscher Meister, wollten den Bayern vom Ammersee die „Lederhosen” ausziehen.
Lustig für die Herrschinger war’s eigentlich nur im Vorspiel: Der König vom Ammersee, Alexander Tropschug, gab vor dem Anpfiff den Engel Aloisius, der als Botschafter des Himmels der bayerischen Staatsregierung göttliche Ratschläge überbringen sollte. Aber er versackte im Hofbräuhaus, und der bayerischen Regierung fehlt seither die göttliche Weisheit.
Ein anspielungsreicher „Einspieler”, denn die Herrschinger Volleys hätten durchaus göttlichen Beistand gebraucht: Mitte des ersten Satzes packten die Berliner ihre Überlegenheit aus und gewannen mit deutlichen 25 zu 18. Im zweiten Satz schnupperten die Ammerseer schon eher an einem Satzgewinn und gingen mit nur 4 Punkten Rückstand in die Pause. Die Jungs vom GCDW (für Nicht-Herrschinger „Der geilste Club der Welt”) spielten mit Eric Bruggräf (Zuspiel), Filip John (Diagonal), Joshua Huber und Bence Ambrus (Mittelblock), Victor Rodriguez Perez und Daniel Gruvaeus (Außenangriff), Keisuke Matsuo (Libero) in der Startformation.
Die nüchternde Schilderung eines Volleyballspiels ähnelt der kargen Beschreibung eines Sterne-Menüs. Dabei erlebt der Zuschauer das Match als körperliches Ereignis, die wummernden Bässe aus den Lautsprechern treiben den Blutdruck hoch, die hämmernden Musikfetzen kitzeln den Optimismus, und die Herrschinger Hard-Core-Fans hauen auf die Pauke, dass fast das Netz wackelt. Wenn ein Ass beim Gegner einschlägt, geht ein Jubelschrei aus 1700 Kehlen durch das Hallenrund. Auf dem Videowürfel an der Decke bejubelt ein hüfteschwingender Spieler den Punkt. Ist die Stimmung aber knapp über dem Hallenboden, fordert der „König” mit HEY, HEY HEIY zur lautstarken Unterstützung auf. Gegen die Stimmung in diesem Kessel ist ein Fußballspiel wie ein Kindergeburtstag.
Diese Unterstützung für die Herrschinger Jungs hat denn auch im dritten Satz Wirkung gezeigt. Die Herrschinger gehen mehrmals in Führung. Aber dann recyceln die Berliner ihre Überlegenheit und packen in der Crunchtime ihr individuelles Können aus. Und plötzlich, die Euphorie stand den Zuschauern noch im Gesicht, stand es 25 zu 23. Die zarte Hoffnung war zerstört wie ein Herrschinger Badesteg im Wintersturm.
Die Spieler und die Zuschauer erlebten immerhin eine Premiere: Der Hallenboden begann in der Pause zu leben wie eine Kinoleinwand – LED im Boden macht die perfekte Illusion möglich.
Könnte man da nicht, wenn ein Herrschinger Ball so knapp neben der Linie niedergeht, die Grenze elektronisch ein bisschen nach außen verrücken, um es den Schiedsrichtern bei der Challenge leichter zu machen? So eine Art Corrige la fortune, dem Glück eine Chance geben?